Ein typisches Third-Mission-Phänomen lässt sich in dem Satz zusammenfassen: Kaum jemand kann exakt benennen, was alles zu Third Mission zählt, aber praktisch alle Hochschulen betreiben Third Mission umfangreicher, als sie es selbst vermuten. Mit der Entfaltung ihrer Third Mission können die Hochschulen ihre Umweltkontakte systematisieren, und sie können sich damit eine zusätzliche Legitimationsressource erschließen. Um das zu ermöglichen, wird zunächst ein tragfähiges Konzept der Third Mission entwickelt, sodann die Third-Mission-Situation an deutschen Hochschulen dargestellt und schließlich die Third-Mission-Bilanz als Format einer systematisierten Berichterstattung vorgestellt.
Hochschulen leisten heute durch Aufgaben wie Weiterbildung, Wissenstransfer oder Gründungsförderung weit mehr, als grundständige Studienangebote oder zweckfreie Grundlagenforschung zu betreiben. Allerdings sind Hochschulen zu diesem Teil ihres Leistungsspektrums in der Regel nicht umfassend aussagefähig, da er zum großen Teil an individuelles Engagement gebunden und/oder auf Institutsebene verankert ist. Diese zusätzlichen Aufgaben, häufig Third Mission genannt, beschreiben gesellschaftsbezogene Aktivitäten einer Hochschule, die im Kontext von Lehre und Forschung stattfinden, ohne selbst oder ohne allein Lehre bzw. Forschung zu sein. Entwickelt wurde ein Third-Mission-Konzept, das vier Aspekte in den Mittelpunkt rückt:
(1) Systematisch ist die Third Mission platziert zwischen den Kernaufgaben der Hochschule – Lehre und Forschung – einerseits und solchen Aufgaben, die Hochschulen wahrnehmen, ohne dass diese eine inhaltliche Kopplung zur Lehre und Forschung aufweisen, andererseits.
(2) In Interaktion mit hochschulexternen Akteuren wird auf gesellschaftliche Bedürfnisse Bezug genommen, die mit der herkömmlichen Leistungserbringung in Lehre und Forschung allein nicht bedient werden.
(3) Da es um die Third Mission der Hochschule geht und Hochschulen nur dann Hochschulen sind, wenn sie Forschung und Lehre treiben, wird eine mindestens lose Kopplung an die Kernleistungsprozesse Lehre und Forschung vorausgesetzt.
(4) Die Third Mission wird in drei Aufgabenbereiche systematisch untergliedert: Weiterbildung, Forschungs- und Wissenstransfer sowie gesellschaftliches Engagement.
Die empirische Untersuchung lässt im Vergleich der Hochschulen mehr Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten als Unterschiede erkennbar werden:
- Hinsichtlich der Aktivitäten wird deutlich, dass es inzwischen ein bestimmtes Standardrepertoire an Third-Mission-Aktivitäten gibt: Kinderuni und Schülerarbeit, Seniorenuniversität, strukturierte Weiterbildungsangebote, Career Center, Forschungskooperationen, Technologie Transfer Zentrum, Existenzgründer-Unterstützung sowie Lange Nacht der Wissenschaften. Dieses Repertoire ist mittlerweile weiträumig etabliert.
- Die Formate, in denen die Öffentlichkeit (unter anderem) über Third-Mission-Aktivitäten unterrichtet wird, sind den Hochschulen sehr vielfältig: Hochschulwebsite und -zeitung, Social-Media-Plattformen, Veranstaltungskalender, Rektoratsbericht, Jahrbuch. Hier zeigen sich die Wirkungen einer in den letzten Jahren expandierten Öffentlichkeitsarbeit, mit der sämtliche Hochschulen versuchen, in einer harten aufmerksamkeitsökonomischen Konkurrenz zu bestehen.
- Es gibt bislang kaum wirksame Anreize für Professorinnen und Professoren, an Third-Mission-Aktivitäten mitzuwirken. Primär resultiert das Engagement aus jeweils individuellem Antrieb. Hinderlich wirkt dabei die übliche hohe Zeitbelastung von ProfessorInnen.
Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass es für Third-Mission-Aktivitäten keine prinzipiellen Begrenzungen gibt, die etwa in Hochschulgröße, -art und -profil, Sitzstadtgröße oder wirtschaftlichem Umfeld verhindernde Ursachen fänden. Die untersuchten Hochschulen haben in der Vergangenheit keine systematische Entwicklung der Third Mission insgesamt betrieben – und dennoch ist ein beachtliches Aktivitätsspektrum entstanden, das insbesondere in den lokalen und regionalen Gegebenheiten Herausforderungen identifiziert, die zu bearbeiten sich lohnt. Das Lohnenswerte dabei ergibt sich nicht zuletzt daraus, dass die aufgesetzten Aktivitäten auch Lehre und Forschung Impulse zu geben vermögen.
Bereits mit einer Auswertung öffentlich zugänglicher Quellen ist es gelungen, ein recht umfassendes Bild des Third-Mission-Geschehens an allen Fallhochschulen zu erzeugen. Macht sich eine Hochschule erst einmal die bereits laufenden Aktivitäten bewusst, verliert die Third Mission auch als politische Anforderung jeden Schrecken. Plötzlich gibt es, im Gegenteil, allen Grund zu Third-Mission-Selbstbewusstsein. Ebenso zeigt sich, dass die Third Mission der Hochschule viel weniger fremd ist, als es die – empirisch durchaus nicht ungedeckten – Diskussionen über Tendenzen einer sachfremden Funktionalisierung der Wissenschaft nahelegen.
Daher sollten Hochschulen, denen gesellschaftliches Wirksamwerden ein Anliegen ist, dies nicht nur im Stillen tun. Mit der öffentlichen Kommunikation der Third Mission lassen sich zusätzliche Legitimitätsgewinne einfahren. Sie leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Einbindung aller Anspruchsgruppen der Hochschule. Um den Kommunikationsbedarf zu bedienen und Kommunikationshindernisse zu reduzieren, wird ein flexibles Format für die öffentliche Kommunikation der Third Mission vorgeschlagen: die Third-Mission-Bilanz.
Bilanzieren heißt dokumentieren, sichtbarmachen und bewerten. Eine öffentlichkeitswirksame Berichterstattung über die Third Mission leistet vor allem eines: Sie macht unübersehbar, dass die Hochschule gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt. Das stärkt auch diejenigen, die sich in der Hochschule für die Third Mission einsetzen. Die Vielseitigkeit des Bilanzierungsgegenstandes erfordert eine wohlüberlegte und effektive Vorbereitung. Nur wenn der Aufwand gering gehalten werden kann, wird eine Third-Mission-Bilanz in der Hochschule die notwendige Unterstützung erfahren. Insbesondere darf die Berichterstattung nicht genau jene Ressourcen in Anspruch nehmen, die für die Durchführung von Third-Mission-Aktivitäten benötigt werden.
Justus Henke / Peer Pasternack / Sarah Schmid: Mission, die dritte. Gesellschaftliche Leistungen der Hochschulen neben Forschung und Lehre: Konzept und Kommunikation der Third Mission, BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2017, 274 S., ISBN 978-3-8305-3799-1, 20 €
Ansprechpartner:
Justus Henke
Email: justus.henke@hof.uni-halle.de, Tel.: 03491/466142
Peer Pasternack
Email: peer.pasternack@hof.uni-halle.de, Tel.: 03491/466254
http://www.hof.uni-halle.de/publikation/mission-die-dritte-gesellschaftliche-lei...
http://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/Dritte-Mission.pdf - Inhaltsverzeichnis und zentrale Ergebnisse
Henke / Pasternack / Schmid: Mission, die dritte
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Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students
Economics / business administration, Law, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
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