Fotoausstellung soll Menschen mit und ohne Handicap Mut machen: bis zum 12. November 2017, täglich von 8.00 bis 18.00 Uhr im Foyer der Chirurgie am Universitätsklinikum Ulm (frei zugänglich).
Zwei Spezialisten machen sich bereit für ihre Arbeit: Straßenkleidung gegen OP-Hose und Kasack tauschen, Haar- und Mundschutz anlegen, Hände desinfizieren. Was für den Chirurgen Professor Thomas Kapapa Routine ist, stellt für den Fotografen Heiko Grandel eine besondere Situation dar. Er wird an diesem Tag den Neurochirurgen und dessen Team bei einer Gehirnoperation mit der Kamera begleiten. Denn neben dem Fotografen ist im OP-Saal noch ein Anblick nicht ganz alltäglich: Professor Kapapa ist querschnittsgelähmt und beim Operieren auf einen Spezialrollstuhl angewiesen. Die Fotoserie „Der Neurochirurg“, die bei dem Shooting entstanden ist, ist ab bis zum 12. November im Foyer der Chirurgie als öffentliche Ausstellung zu sehen.
Das Team schlüpft in sterile Kleidung, Sitzeinheit und Fußrasten des Rollstuhls werden mit einer OP-Schürze abgedeckt. Der Mann im grünen Operationskittel ist es gewohnt, bei seiner Arbeit beobachtet zu werden. Schließlich praktiziert er seit zwölf Jahren am Universitätsklinikum Ulm, an welchem Operationen immer von Studierenden verfolgt werden. Der Fotograf reinigt inzwischen seine Kamera. Für ihn ist es umgekehrt normal, die Beobachterrolle einzunehmen und Menschen durch das Objektiv zu sehen. Doch ein Fotoshooting in einem Operationssaal ist Fotografie unter erschwerten Bedingungen: „Aus hygienischen Gründen darf ich nicht aus jeder Perspektive fotografieren und durch die OP-Maske beschlägt die Durchsicht meiner Kamera. Ganz zu schweigen vom eingeschränkten Umgang mit meiner Blitzanlage im OP-Saal und dem Objektivwechsel“, schildert Heiko Grandel. Er arbeitet seit acht Jahren am Universitätsklinikum Ulm als Fotograf. Der gelernte Werbefotograf wusste daher bereits, wie er sich für das Shooting vorbereiten und während der Operation verhalten musste.
Die Fotoserie zeigt in erster Linie eines: Einen Experten seines Fachgebiets, der hochkonzentriert bei der Arbeit ist. „Die Ausstellung soll bewusst machen, dass dieses Land, unsere offene Gesellschaft und viele engagierte Arbeitgeber und Mitarbeiter für Menschen mit Behinderung herausragende Möglichkeiten der Selbstverwirklichung bereithalten. Man muss jedoch über eine realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten, eine konstant hohe innere Motivation und ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft verfügen“, erklärt Professor Kapapa. „Meiner Erfahrung nach, als ein Bespiel von vielen, kommt einem Wunsch nach Chancenergreifung in den überwiegenden Fällen die Bereitschaft zur Unterstützung entgegen.“ Auch Heiko Grandel will mit der Fotoserie motivieren: „Meine Bilder sollen Menschen mit und ohne Handicap Mut machen, sich auf den Weg zu scheinbar unerreichbaren Zielen zu machen.“
„Kunst am Klinikum kann Menschen miteinander verbinden. Es freut mich, dass die Fotoausstellung Interessierten ein Fenster zu einem Bereich des Klinikalltags öffnet, in den sie üblicherweise keinen Einblick haben“, sagt der Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Professor Dr. Udo X. Kaisers.
Professor Thomas Kapapa
Foto: Heiko Grandel
None
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