idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/27/2017 12:01

Mit einem fliegenden Teleskop ferne Welten aufspüren

Nathalie Matter Corporate Communication
Universität Bern

    Forscher der Universität Bern haben mit einem Observatorium an Bord eines Jumbojets beobachtet, wie der extrasolare Planet GJ 1214b vor seinem Stern hindurchzieht und so eine Art Minifinsternis auslöst. Die ersten derartigen Messungen mit der Sternwarte namens SOFIA (kurz für Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie) beweisen, dass sich das fliegende Observatorium gut für die Beobachtung von Exoplaneten eignet.

    Bei SOFIA handelt es sich um ein 2.5-Meter-Teleskop, eingebaut in eine Boeing 747-SP – ein amerikanisch-deutsches Projekt. «Die Sternwarte fliegt etwas höher als kommerzielle Flugzeuge», erklärt Daniel Angerhausen vom Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern: «In diesem Sinn ist SOFIA ein Weltraumteleskop, das jeden Morgen nach Hause zurückkehrt.» Der CSH-Forscher hatte bereits früher mehrere Testflüge absolviert, doch die jüngsten Beobachtungen waren bisher einzigartig. «Erstmals konnten wir alle auf SOFIA verfügbaren Instrumente für die Erforschung meines Spezialgebiets einsetzen: Transite von extrasolaren Planeten», erklärt Daniel Angerhausen.

    Läuft ein Planet ausserhalb des Sonnensystems von uns aus gesehen direkt vor seinem Mutterstern hindurch, verdeckt der Planet Teile des Sterns und macht ihn ein wenig dunkler wie bei einer Mini-Finsternis. Ein Teil des Sternenlichts dringt jedoch durch die Atmosphäre des Planeten bis zu uns. Dieses Licht kann Auskunft über Zusammensetzung, Temperatur, Druck und andere Eigenschaften der Planeten-Atmosphäre geben. «Wenn wir diese Transite vom Boden aus beobachten, sogar von den besten Orten in Chile oder Hawaii, passiert das Licht nicht nur die Exoplaneten-, sondern auch die Erd-Atmosphäre, was unsere Messungen gefährdet», erklärt der Wissenschaftler: «Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit SOFIA hoch hinaus gelangen.»

    Aufgeblasener Gesteinsplanet oder geschrumpfter Neptun aus Gas oder Eis

    Beobachtungsziel war GJ 1214b, eine Art Super-Erde oder Mini-Neptun. Diese Klasse mittelgrosser Exoplaneten kommt relativ häufig vor – ausser in unserem Sonnensystem. Hier gibt es kein einziges Exemplar davon. Mit ihren Beobachtungen sammelten Daniel Angerhausen und sein internationales Team, zu dem auch der CSH-Forscher Daniel Kitzmann gehörte, Daten, um herauszufinden, ob GJ 1214b eher ein aufgeblasener Gesteinsplanet oder ein geschrumpfter Neptun aus Gas oder Eis ist. In der Fachzeitschrift «Astronomy & Astrophysics» haben die Forschenden ihre Messungen jetzt veröffentlicht. «Unsere Ergebnisse geben zwar einige neue Anhaltspunkte, aber noch keine endgültige Erkenntnis zur Beschaffenheit von GJ 1214 b», fasst Daniel Angerhausen zusammen.

    Wichtiger ist für ihn jedoch, dass die neusten Beobachtungen beweisen, wie gut sich das fliegende Teleskop für die Exoplaneten-Forschung eignet. «Wir konnten mit den Instrumenten anderthalb bis zwei Mal über die theoretische Grenze hinausgehen», sagt der Experte: «Die Empfindlichkeit ist damit genügend hoch, so dass SOFIA in Zukunft in der Exoplaneten-Transit-Liga mitspielen kann, zusammen mit dem Hubble- oder dem Spitzer-Weltraumteleskop.» Auch wenn SOFIA wohl kein hart arbeitender Stammspieler wie diese beiden werde, könne es für besondere Spielzüge eingesetzt werden und Spezialaufgaben erfüllen, die sonst nicht gelöst würden. Schon jetzt freut sich Daniel Angerhausen auf die Exoplanetenjagd während vieler künftiger Stratosphärenflüge.

    Angaben zur Publikation:

    D. Angerhausen et al.: Simultaneous multicolor optical and near-IR transit photometry of GJ 1214b with SOFIA, Astronomy & Astrophysics, August 2017 https://arxiv.org/abs/1708.07033

    Kontakt:

    Dr. Daniel Angerhausen
    Center for Space and Habitability (CSH), Universität Bern
    Telefon +41 31 631 5916 / daniel.angerhausen@csh.unibe.ch


    More information:

    http://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2017/medie...


    Images

    Die Boeing 747-SP mit dem Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie SOFIA, einem Projekt von NASA und DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt).
    Die Boeing 747-SP mit dem Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie SOFIA, einem Projekt v ...
    Source: © NASA/USRA

    Daniel Angerhausen vor der fliegenden Sternwarte.
    Daniel Angerhausen vor der fliegenden Sternwarte.
    Source: © Daniel Angerhausen


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Physics / astronomy
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Die Boeing 747-SP mit dem Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie SOFIA, einem Projekt von NASA und DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt).


    For download

    x

    Daniel Angerhausen vor der fliegenden Sternwarte.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).