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11/06/2017 09:43

Umweltbedingungen beeinflussen die kognitive Leistung und das Gehirnvolumen von Spinnen

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Die physische und soziale Umwelt hat selbst bei kleinen Tieren wie Springspinnen einen starken Einfluss auf die Entwicklung von Gehirn und Verhalten. Dies konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg und der Universität Greifswald in verschiedenen Studien nachweisen. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchungen wurden jetzt in den internationalen Fachzeitschriften Animal Cognition und Journal of Zoology veröffentlicht.

    Verschiedene Tierarten besitzen unterschiedliche kognitive Fähigkeiten – sie lernen beispielsweise besser oder schlechter. Die Ursachen dieser Unterschiede sind jedoch häufig unbekannt. Sowohl die soziale als auch die physische Umwelt, in der sich ein Individuum aufhält, könnte die Ausprägung der kognitiven Fähigkeiten beeinflussen. Der Umgang mit Artgenossen bei sozial organisierten Arten könnte anspruchsvollere Gehirne erfordern – beispielsweise, um Freund oder Feind zu unterscheiden. Die Orientierung in komplex strukturierten Umwelten kann eine detailliertere Wahrnehmung oder Fähigkeiten für umfangreichere Lernprozesse und ein differenzierteres Reaktionsvermögen voraussetzen.

    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg und der Universität Greifswald untersuchen derzeit an Springspinnen, inwieweit soziale und physische Umweltbedingungen die Lernfähigkeit und den Umgang mit Artgenossen beeinflussen. Durch Verhaltensexperimente und mikroskopische Verfahren erforschen sie, ob verschiedene Bedingungen auch Veränderungen im Gehirn hervorrufen.

    Für ihre Experimente wählten die Biologinnen und Biologen die größte einheimische Springspinne, die Rindenspringspinne Marpissa muscosa (Foto 1). Diese Tiere sind für ihre außergewöhnlichen kognitiven Leistungen und ihre Toleranz gegenüber Artgenossen bekannt. Die Spinnen wurden in drei verschiedenen Umwelten aufgezogen: angereichert mit Objekten (Foto 2), ohne Objekte und gemeinsam mit Artgenossen.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass Spinnen, die in Gruppen aufwuchsen, schneller lernten, an welcher Stelle in einem Labyrinth eine Futterbelohnung versteckt war (Film 1 https://www.youtube.com/watch?v=-fCL9S4CMzk). Die Reaktion der Spinnen auf ihr Spiegelbild, auf das sie wie auf einen Artgenossen reagieren, wurde ebenfalls getestet. Die Spinnen die in Gruppen aufwuchsen waren am wenigsten aggressiv im Umgang mit ihresgleichen (Film 2 https://www.youtube.com/watch?v=iL6zfWUznUw).

    Die Gehirnstrukturen unterschiedlich aufgezogener Spinnen wurden mit Hilfe der Röntgen-Microcomputertomographie (microCT) analysiert. Tiere, die in einer angereicherten Umwelt aufwuchsen zeigten das am stärksten ausgeprägte Erkundungsverhalten. In ihren Gehirnen ist eine Region vergrößert, die als „Arcuate body“ bezeichnet wird und vermutlich mit der Kontrolle von Körperbewegungen in Zusammenhang steht.

    Die Ergebnisse dieser Forschungsprojekte zeigen, dass physische und soziale Umweltbedingungen einen starken Einfluss auf die Entwicklung von Gehirn und Verhalten haben.


    Weitere Informationen:

    Artikel 1: Social makes smart: rearing conditions affect learning and social behaviour in jumping spiders – in: Animal Cognition November 2017, Volume 20, Issue 6, pp 1093–1106
    https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10071-017-1125-3
    Artikel 2: Early environmental conditions affect the volume of higher order brain centers in a jumping spider – in: Journal of Zoology Volume 303 Issue 2 Issue Publication: October 2017
    http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jzo.12512/abstract

    Foto 1: Ein Weibchen der Rindenspringspinne Marpissa muscosa unmittelbar nach einem Lernversuch – Foto: Jannis Liedtke
    Foto 2: Eine weibliche Rindenspringspinne inmitten der physisch angereicherten Umwelt – Foto: Philip O.M. Steinhoff

    Film 1: Eine Rindenspringspinne beim Lernversuch. Hinter dem gelben Hindernis ist eine Belohnung versteckt. – Film: Jannis Liedtke https://www.youtube.com/watch?v=-fCL9S4CMzk

    Film 2: Eine Rindenspringspinne reagiert im Spiegelversuch auf ihr Spiegelbild wie auf einen Artgenossen. – Film: Jannis Liedtke https://www.youtube.com/watch?v=iL6zfWUznUw

    Die Fotos können für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung kostenlos heruntergeladen und genutzt werden. Dabei ist der Name des Bildautors zu nennen. Download: https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/aktuelles/medienfotos/med...

    Ansprechpartner an der Universität Greifswald
    Zoologisches Institut und Museum
    Allgemeine & Systematische Zoologie
    https://zoologie.uni-greifswald.de/struktur/abteilungen/allgemeine-und-systemati...
    Loitzer Straße 26, 17489 Greifswald

    Philip O.M. Steinhoff
    Telefon +49 3834 420 4281
    philipsteinhoff@gmail.com
    Profil ResearchGate https://www.researchgate.net/profile/Philip_Steinhoff
    Profil Twitter https://twitter.com/Sci_PomS

    Prof. Dr. Gabriele Uhl
    Telefon +49 3834 420 4242
    gabriele.uhl@uni-greifswald.de

    Ansprechpartner an der Universität Hamburg
    Biozentrum Grindel
    Verhaltensbiologie
    https://www.biologie.uni-hamburg.de/biozentrum-grindel/forschung/vb-schneider.ht...
    Martin-Luther-King Platz 3, 20146 Hamburg

    Dr. Jannis Liedtke
    Telefon +49 40 42838 7894
    jannis.liedtke@uni-hamburg.de
    Profil ResearchGate https://www.researchgate.net/profile/Jannis_Liedtke

    Prof. Dr. Jutta M. Schneider
    Telefon +49 40 42838 3878
    jutta.schneider@uni-hamburg.de


    Images

    Marpissa muscosa unmittelbar nach einem Lernversuch
    Marpissa muscosa unmittelbar nach einem Lernversuch
    Foto: Jannis Liedtke
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    Eine weibliche Rindenspringspinne inmitten der physisch angereicherten Umwelt
    Eine weibliche Rindenspringspinne inmitten der physisch angereicherten Umwelt
    Foto: Philip O.M. Steinhoff
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Marpissa muscosa unmittelbar nach einem Lernversuch


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