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09/04/2003 10:46

DSW: "Soziale Absicherung notwendig, um Bologna-Prozess zum Erfolg zu führen"

Stefan Grob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Studentenwerk

    (Berlin, den 04.09.2003) "Wer den Integrationsprozess zu einem gemeinsamen Hochschulraum Europa bis 2010 zum Erfolg führen möchte, muss die soziale und kulturelle Dimension miteinbeziehen", forderte der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Dieter Schäferbarthold, nach einem Workshop mit Experten aus dem In- und Ausland in Berlin. Der Workshop fand in Vorbereitung der Berliner Konferenz zum Bologna-Prozess am 18. und 19. September 2003 statt. In der Bologna-Erklärung von 1999 wird die soziale Dimension von den unterzeichnenden Bildungsministern ausgespart. Auch in der Prager Folgeerklärung von 2001 bleiben viele Fragen offen.

    Von den Teilnehmern wurde daher eine Resolution verabschiedet, in der Forderungen für die soziale und kulturelle Entwicklung dieses europäischen Integrationsprozesses erhoben werden, siehe Anlage. "Die Resolution wird der Bundesbildungsministerin, Edelgard Bulmahn, und den Regierungsdelegationen aus mehr als 30 Ländern übergeben", so Schäferbarthold, "damit diese wichtigen Eckpunkte Einfluss in die Abschlusserklärung finden".

    Den vollständigen Resolutionstext finden Sie unter:
    www.studentenwerke.de/presse/2003/040903a.pdf
    Weitere Informationen zur Berlin-Konferenz gibt es unter:
    www.bologna-berlin2003.de/de/aktuell/index.htm)

    Workshop des Deutschen Studentenwerks (DSW):
    "Die soziale und kulturelle Dimension im Hochschulraum Europa"

    Am 2. und 3. September 2003 fand auf Einladung des Deutschen Studentenwerks (DSW) in Berlin der Workshop zum Thema "Die soziale und kulturelle Dimension im Hochschulraum Europa" statt. An dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Veranstaltung nahmen 70 Vertreter und Vertreterinnen der Studierenden, der Studentenwerke, der Akademischen Auslandsämter und europäischer Partnerorganisationen teil. Zum Abschluss wurde folgende Erklärung verfasst:

    Berliner Resolution

    Der angestrebte Hochschulraum Europa kann ohne flankierende Maßnahmen im sozialen und kulturellen Bereich nicht gelingen. In der Bologna-Erklärung von 1999 wird die soziale Dimension von den unterzeichnenden Bildungsministern und Bildungsministerinnen ausgespart. Auch in der Prager Folgeerklärung von 2001 bleiben viele Fragen offen.
    Wir fordern deshalb die Bildungsminister und Bildungsministerinnen auf, sich bei ihrem Treffen am 18./19. September in Berlin der sozialen und kulturellen Dimension offen zu stellen und diese bei der Folgekonferenz 2005 in den Mittelpunkt der Beratungen zu rücken. In der Zwischenzeit müssen sich die Bildungsminister und Bildungsministerinnen mit dieser Thematik intensiv auseinander setzen und die Weichen für klare Entscheidungen stellen. Wenn der Hochschulraum Europa tatsächlich gelingen soll, müssen an diesen Entscheidungen auch die Studierenden beteiligt werden.

    Zur sozialen Dimension eines Hochschulraumes Europa gehören:

    - eine ausreichende Studienfinanzierung. Darunter verstehen wir ein neuartiges System einer grenzüberschreitenden Studienförderung wie etwa in den skandinavischen Ländern, wo die Selbstständigkeit und Verantwortung der jungen Menschen unterstrichen und ihre Mobilität gefördert wird.
    - Studiengebührenfreiheit in allen Teilnehmerstaaten. Denn Studiengebühren verstärken nicht nur soziale Ungleichheit, sie wirken gleichzeitig mobilitätshemmend.
    - ein ausreichendes Angebot an preiswertem Wohnraum für Studierende in den Hochschulstädten und günstige Verpflegungsangebote in den Mensen, die auch auf die Bedürfnisse der ausländischen Studierenden eingehen. Die Unterbringung in Wohnheimen muss ihre Integration fördern.
    - der Ausbau von Beratungs- und Betreuungsangeboten. Der Einsatz von Tutoren und Tutorinnen in Seminaren wie in Wohnheimen zur besseren Betreuung der ausländischen Studierenden stellt eine wesentliche Hilfe dar. Als Beispiel sei dabei auf das erfolgreiche Robert-Bosch-Tutorenprogramm oder die Tutorenprogramme der Studentenwerke verwiesen.
    - die Beseitigung von Zugangsbeschränkungen und Selektionsmechanismen im Vorfeld wie im weiteren Verlauf des Studiums. In allen Staaten des Hochschulraumes Europa ist eine hohe Studierquote anzustreben, um auch jungen Menschen aus bildungsfernen und benachteiligten Schichten ein Studium zu ermöglichen.
    - Beseitigung von Mobilitätshemmnissen beim Aufenthaltsrecht, Arbeitsrecht, Sozialrecht und Steuerrecht sowie die Sicherstellung der Gesundheitsfürsorge.
    - ausreichende Sprachangebote als regulärer Bildungsauftrag der Hochschule, sowohl für die Vorbereitung eines Auslandsaufenthaltes als auch für die Intensivierung der Sprachkenntnisse der Gaststudierenden.
    - entsprechende Unterstützung und Hilfen für ausländische Studierende mit Kindern und selbstverständlich auch Studierende mit Behinderung.
    - eine regelmäßige europäische Sozialerhebung, die Daten über die soziale und ökonomische Lage der Studierenden in Europa erhebt und damit die Grundlage für vergleichende Langzeitanalysen gibt, z.B. über den Hochschulzugang und Studienverlauf, über die Bildungsbeteiligung, über die soziale Zusammensetzung der Studierenden, die Studienfinanzierung und die studentische Erwerbstätigkeit. Der sog. Euro Student Report 2000, der mit der Beteiligung von Belgien, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, der Niederlande, Österreich und Deutschland durchgeführt wurde, sollte als Modell für eine solche Erhebung dienen und auf alle am Bologna Prozess beteiligten Staaten ausgedehnt werden.

    Zur Förderung der kulturellen Dimension des Hochschulraumes Europa gehören:

    - die Aufnahme eines europäischen Verständnisses der gemeinsamen Geschichte, der Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung wie der verschiedenartigen Kulturen und Lebensweise in die Lehrinhalte aller Fächer an den Hochschulen.
    - ein neues Denken bei Lehrenden, Hochschulmitarbeitern und Hochschulmitarbeiterinnen und auch bei den Studierenden, das verdeutlichen muss, dass das Miteinander von inländischen wie ausländischen Lehrkräften und Studierenden einem neuen europäischen Selbstverständnis an den Hochschulen entspricht.
    - neue interkulturelle Kommunikation, selbstbestimmtes Studieren und einen fächerübergreifenden Dialog an den Hochschulen. Kulturelle Angebote wie z.B. studentische Kultur- und Musiktage, Feste oder Plakatwettbewerbe können dabei einen zentralen Beitrag zur Integration ausländischer Studierender sowie zur Förderung der interkulturellen Verständigung über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg leisten. Die Gruppen und Vertretungen der ausländischen Studierenden sind in diese Arbeit einzubeziehen.
    Der Bologna-Prozess zielt letztlich auf die Errichtung eines auch weltweit wahrnehmbaren gemeinsamen europäischen Hochschulraums ab mit einem klar erkennbaren europäischem Profil. Zu diesem neuen europäischen Selbstverständnis gehört auch die besondere Förderung des Studiums in noch wirtschaftsschwachen Regionen Europas. Denn der Transfer von jungen Leuten aus diesen Regionen in andere Teile Europas darf keine Einbahnstraße sein. Durch gezielte Maßnahmen ist den noch bestehenden Ungleichgewichten zwischen Ost und West wie zwischen Süd und Nord entgegenzuwirken. Die Vielsprachigkeit im Hochschulraum Europa ist dabei als kulturelle Chance zu begreifen.

    Die Anerkennung der sozialen wie der kulturellen Dimension sollte ein eigenständiges Qualitätsmerkmal dieses Hochschulraumes Europa sein und trägt maßgeblich zu seiner Attraktivität bei. Uns alle eint dabei das Ziel:

    - ein Studium ohne Grenzen in einem Hochschulraum Europa vom Ural bis zum Mittelmeer.
    - ein Studium mit offenem Hochschulzugang für alle Nationalitäten und für alle Bevölkerungsschichten.
    - ein Studium ohne Streit um Visa und Arbeitserlaubnisse und ohne Auseinandersetzungen um die Anerkennung von Studienleistungen- und abschlüssen.
    - ein Studium ohne Quotierungen und künstliche Zulassungsbeschränkungen beim Übergang von einer Studienphase in die andere.
    - ein Studium ohne mobilitätshemmende Studiengebühren in ganz Europa und ohne falsche Angst der politisch Verantwortlichen vor zuviel Bildung und Wissen der jungen Generation.

    Berlin, den 3. September 2003

    Deutsches Studentenwerk (DSW), Monbijouplatz 11, 10178 Berlin, Tel: 030-29 77 27-0, Telefax: 030-29 77 27-99, E-Mail: dsw@studentenwerke.de

    Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Mechthild Klett, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon 030-29 77 27-20, E-Mail: klett@studentenwerke.de


    More information:

    http://www.studentenwerke.de


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Science policy, Studies and teaching
    German


     

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