Was ist Innovation und ist diese messbar? Das EU-Projekt FINCODA (Framework for Innovation Competencies Development and Assessment) ging der Frage nach, wie innovatives Verhalten von Menschen zu messen ist. Das internationale Forscherteam – darunter Forscherinnen und Forscher der HAW Hamburg – hat dafür „Innovationskompetenz“ in einem Modell erfasst und mit einem spezifischen Bewertungsinstrument, dem so genannten „FINCODA-Barometer“, messbar gemacht. Demnächst steht der Selbsttest der Öffentlichkeit zur Verfügung
Ziel des Konsortiums aus wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen war es, für Universitäten und Unternehmen ein Werkzeug zur Verfügung zu stellen, das es ermöglicht, Innovationskompetenzen systematisch zu erkennen und zu fördern. Dafür wurde diese Kompetenz in fünf Dimensionen unterteilt: in Kreativität, kritisches Denken, Initiative, Teamarbeit und Networking. Die Gesamtheit dieser Fähigkeiten und Kompetenzen, so die Aussage der internationalen Forschergruppe, mache die Innovationskompetenz aus. Für die Anwenderinnen und Anwender des Instruments wurde außerdem ein spezielles Training entwickelt. Sowohl das Bewertungsinstrument als auch das Training ist demnächst online zugänglich.
Wir haben darüber mit Prof. Dr. Birgit Peters an der Fakultät Life Sciences gesprochen. Dort ist sie Professorin für Betriebswirtschaftslehre und berät unter anderem in der Personalentwicklung. Professorin Peters ist im eurpoäischen Forschungsverbund FINCODA die Projektleiterin des deutschen Teams. Neben deutschen arbeiten auch finnische, spanische, niederländische und englische Forscherinnen und Forscher im FINCODA-Verbund.
Wie können wir Innovationsvermögen verstehen und definieren?
Prof. Dr. Birgit Peters: Für den Begriff „Innovation“ existieren zahlreiche unterschiedliche Definitionen. Bei einer Innovation geht es oft darum, für Ideen oder Probleme eine Lösung finden, die aus Kundensicht einen Wert oder Nutzen generiert. Häufig steht bei Innovationen die Anwendung beziehungsweise die Nutzung von neuen Ideen im Vordergrund. Bei Innovationen können also neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse entstehen, viel häufiger werden aber bestehende Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse modifiziert. Im EU-Projekt FINCODA haben wir die Innovationskompetenz in fünf Dimensionen unterteilt: Kreativität, kritisches Denken, Initiative, Teamarbeit und Networking. Diese Fähigkeiten und Kompetenzen bilden nach unserem Verständnis die Innovationskompetenz ab.
Ist Innovationsvermögen mehr als Kreativität und kann es erlernt werden?
Birgit Peters: Ja, Kreativität ist nur eine Dimension der Innovationskompetenz und kann bis zu einem gewissen Maße erlernt werden. Kreativ zu sein oder gute Ideen zu entwickeln reicht nicht aus, um innovativ zu sein. Die Ideen werden kritisch in Teamarbeit oder im externen Netzwerk geprüft beispielsweise in Bezug auf ökonomische, ökologische und soziale Aspekte. Und dann werden aus Ideen Produkte, Dienstleistungen, Projekte oder Prozesse. Es bedarf anschließend noch einmal viel Initiative und Teamarbeit, um diese geprüfte Ideen dann auch wirklich umzusetzen. Ein Netzwerk ist dabei hilfreich und notwendig, denn es kann unterstützen, die Produkte, Dienstleistungen auch auf dem Markt zu verbreiten.
Wir an der HAW-Hamburg versuchen diese unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen bei den Studierenden in den Lehrveranstaltungen zu entwickeln, insbesondere in denjenigen, in denen die Studierenden selbst aktiv verschiedene Rollen einnehmen können. Diese Kompetenzorientierung unterstützt dabei, das Lernziel für die Studierenden und Lehrenden stets im Blick zu haben.
Kann Innovationspotenzial gemessen werden und wenn ja, wie?
Birgit Peters: Ja, wir messen die Innovationskompetenzen mit einem psychometrischen Instrument, dem „FINCODA Barometer“, welches die Innovationskompetenz in fünf Dimensionen unterteilt, die jeweils separat gemessen werden. Unsere FINCODA Software steht demnächst der Öffentlichkeit zur Verfügung, so dass Interessierte selbst überprüfen können, wie stark ihre eigene Innovationskompetenz ausgeprägt ist. Sie können dort auch Hinweise erhalten, auf welche Art und Weise einzelne Aspekte dieser komplexen Kompetenz möglicherweise noch zu verbessern sind.
Wie können Unternehmen von Ihren Forschungsergebnissen – einem Assessment zur Messung von Innovationsvermögen – profitieren?
Birgit Peters: Ein zentrales Ziel des Projekts ist es, die Innovationskompetenzen von Mitarbeitern zu verbessern. Besonders interessant sind die Ergebnisse für die Bereiche und Abteilungen in den Unternehmen, in denen innovationsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewünscht sind und benötigt werden. Bisher basiert die Leistungsbewertung dieser Kompetenzart vorwiegend auf schriftlichen Ergebnissen, also benötigen wir verhaltensbasierte Leistungsindikatoren, um auch intra- und interpersonelle Kompetenzen zu messen, die heutzutage von Unternehmen erwartet und nachgefragt werden.
Das FINCODA Barometer kann somit als zusätzliches Instrument der Personalauswahl eingesetzt werden. Die Innovationsfähigkeit ist bereits seit Jahren Bestandteil zahlreicher Assessment Center und kann nun viel differenzierter bewertet werden. Das FINCODA Barometer kann ebenfalls als Personalentwicklungsinstrument genutzt werden. Das Projekt sieht dafür Schulungen für die Führungskräfte und die Personalabteilungen vor.Diese Beobachterschulungen können als Präsenztraining oder als Blended-Learning-Kurs absolviert werden und stehen in Kürze unter fincoda.eu zur Verfügung.
(Das Interview mit Prof. Dr. Birgit Peters führte Dr. Katharina Jeorgakopulos)
Kontakt
Fakultät Life Sciences
Department Ökotrophologie
Prof. Dr. Birgit Kaethe Peters
Professorin für Betriebswirtschaftslehre
T +49.40.428 75-6116
birgitkaethe.peters(@)haw-hamburg.de
Weitere Themen im Themendienst November sind:
- Faszination Relativitätstheorie: Einstein-Ausstellung bis zum 6. Januar an der HAW Hamburg
- Forschungsbericht 2017 der HAW Hamburg ist erschienen
- Neuer Masterstudiengang „Digital Reality“
- „Zum Flugzeugentwurf gehört auch der Umweltschutz“: Kooperative Promotion mit der TU München, Dr.-Ing. Andreas Johanning im Interview.
- Absolventin Line Hoven erhält Hans-Meid-Preis für Buchillustration
FÜR RÜCKFRAGEN
Dr. Katharina Jeorgakopulos
Pressesprecherin und Pressereferentin
T +49 40 428 75 9132 / M +49 172 412 48 47
F +49 40 428 75 9019
katharina.jeorgakopulos(@)haw-hamburg.de
presse(@)haw-hamburg.de
https://www.haw-hamburg.de/fileadmin/user_upload/Presse_und_Kommunikation/Aktuel...
https://www.youtube.com/watch?time_continue=27&v=Y5d4tapoHoQ
https://www.fincoda.eu/
Ist Innovation messbar?
HAW Hamburg
None
Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration, Psychology, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research results
German
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