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12/04/2017 10:30

Überraschung im Känguru-Stammbaum – Außenseiter ist doch naher Verwandter

Sabine Wendler Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Frankfurt am Main, den 04.12.2017. Ausgerechnet springende Gene zeigen, dass der Stammbaum der Kängurus neu sortiert werden muss. Das Sumpf-Wallaby ist demnach näher mit den restlichen Wallaby-Arten, Riesen-Kängurus und Berg-Kängurus verwandt als bisher angenommen. Das berichtet eine Senckenberg-Wissenschaftlerin soeben im Fachmagazin „Scientific Reports“. Gemeinsam mit australischen Kollegen der Queensland University of Technology in Brisbane hat sie die Verwandtschaftsverhältnisse der Känguru-Gattung Macropus zum ersten Mal anhand von Retrotransposons, sogenannten springenden Genen, untersucht.

    Die kleineren Wallabys sind wie ihre großen Verwandten, die Kängurus, ein symbolträchtiger Bestandteil der Tierwelt „down under“. Sogar die australische Rugby-Nationalmannschaft hat sich nach ihnen benannt. Ein Wallaby steht bislang etwas abseits – das Sumpf-Wallaby. Als einzige Beuteltierart kann es bei der Fortpflanzung den Turbogang einlegen und schon vor der Geburt des Nachwuchses wieder trächtig werden. Auch mit seinem Aussehen, beispielsweise der Form der Zähne, und seinem gebückterem Hüpfen unterscheidet sich das an der Ostküste Australiens weit verbreitete Tier deutlich von den anderen Wallabys.

    Bisher werden Sumpf-Wallabys einer eigenen Gattung Wallabia zugerechnet, die auch nur aus dieser einen Art besteht. Tatsächlich ist diese Außenseiterrolle aber nicht gerechtfertigt. Das haben jetzt molekulargenetische Untersuchungen am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum ergeben.

    „Das Sumpf-Wallaby bildet auf genetischer Ebene keine eigene Schwestergattung zu den anderen Wallabys, sondern gehört zur gleichen Gattung Macropus wie diese. Damit ist es nicht nur mit anderen Wallabys enger verwandt als bisher angenommen, sondern auch mit den Ikonen Australiens, den Riesen-Kängurus und Berg-Kängurus“, erklärt Dr. Maria Nilsson, Leiterin der Studie.

    Licht ins Dunkel der Verwandtschaft von Kängurus und Wallabys haben ausgerechnet Retrotranspons gebracht – Gene, die quasi durchs Erbgut hüpfen. Diese mobilen genetischen Elemente können sich selbst kopieren und an anderer Stelle im Genom wieder einfügen. Wenn sie bei verschiedenen Arten an gleicher Stelle vorkommen, lässt dies auf einen gemeinsamen Ursprung schließen.

    Nilsson dazu: „Springende Gene werden deshalb auch als molekulare Fossilien bezeichnet, aus denen sich die Evolution einer Art ablesen lässt. Es gibt sie in fast allen Organismen; aufgrund ihrer Eigenschaften haben sie in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung in der Evolutionsforschung gewonnen.“

    Der Analyse zufolge sind die heutigen Untergattungen der Känguru-Gattung Macropus sowie das Sumpf-Wallaby vor circa fünf bis sieben Millionen Jahren nacheinander aus einem gemeinsamen Urverwandten hervorgegangen. In diesem Zeitraum wurden die Wälder in Australien offener; viele wurden später zu Graslandschaften. „Dieser Lebensraum wurde durch neue Riesenkänguru- und Bergkänguru-Arten besetzt. Die Wallabys und das Sumpf-Wallaby sind später entstanden und wiederum Waldbewohner“, so Nilsson.

    Eine kleine Besonderheit hat sich beim Sumpf-Wallaby auch in dieser Genanalyse erhalten. Zwar gehört es zur Gattung Macropus, bildet dort aber wieder eine Untergattung, die aus lediglich dieser einen Art besteht.

    Die Forschung lässt jedoch noch einige Fragen offen, wie der an der Studie beteiligte Forscher Matthew Phillips, Associate Professor an der Queenland University of Technology, abschließend hervorhebt: „Obwohl wir zeigen konnten, dass das Sumpf-Wallaby zur Gattung Macropus gehört, haben wir auch Beweise gefunden, dass ein kleiner Teil seines Genoms ein Überrest einer älteren, inzwischen ausgestorbenen Känguru-Art ist. Es wäre interessant, das weiter zu erforschen.”

    Kontakt

    Dr. Maria Nilsson-Janke
    Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
    Tel. +49 (0)69- 7542 1829
    Maria.nilsson-janke@senckenberg.de

    Sabine Wendler
    Pressestelle
    Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
    Tel +49 (0)69- 7542 1818
    pressestelle@senckenberg.de

    Publikation

    Dodt, W.d. Gallus, S., Phillips, M.J. and Nilsson, M.A. (2017): Resolving kangaroo phylogeny and overcoming retrotransposon ascertainment bias. Scientific Reports, Doi: 10.1038/s41598-017-16148-0

    Die Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung zu dieser Pressemeldung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass der genannte Urheber mit veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig. Die Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter http://www.senckenberg.de/presse

    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter http://www.senckenberg.de

    200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: http://www.200jahresenckenberg.de


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    Das Sumpf-Wallaby (Wallabia bicolor) ist näher mit den restlichen Wallaby-Arten, Riesen-Kängurus und Berg-Kängurus verwandt als bisher angenommen.
    Das Sumpf-Wallaby (Wallabia bicolor) ist näher mit den restlichen Wallaby-Arten, Riesen-Kängurus und ...
    Copyright: Queensland University of Technology, Matthew Phillips
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    Das Rotnacken-Wallaby (Macropus rufogriseus) ist eines der waldbewohnenden Wallabies, mit denen das Sumpf-Wallaby laut der Analyse am nähesten verwandt ist.
    Das Rotnacken-Wallaby (Macropus rufogriseus) ist eines der waldbewohnenden Wallabies, mit denen das ...
    Copyright: Queensland University of Technology, Matthew Phillips
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

    Das Sumpf-Wallaby (Wallabia bicolor) ist näher mit den restlichen Wallaby-Arten, Riesen-Kängurus und Berg-Kängurus verwandt als bisher angenommen.


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    Das Rotnacken-Wallaby (Macropus rufogriseus) ist eines der waldbewohnenden Wallabies, mit denen das Sumpf-Wallaby laut der Analyse am nähesten verwandt ist.


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