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10/13/1997 00:00

Unternehmensberatertag

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Unternehmensberatung - auch im Boom gibt es Probleme - 4. Beratertag am Institut Arbeit und Technik

    Die Unternehmensberatung in Deutschland boomt, in den letzten 15 Jahren wurde sie - mit einiger Verzoegerung nach den USA - zu einer der dynamischsten Wirtschaftsbranchen und beschaeftigte Mitte der 90er Jahre 45 000 bis 50 000 Mitarbeiter. In Zusammenhang mit dem Boom stehen aber auch neue Anforderungen an die Branche: Unternehmen, die sich im Zuge der Globalisierung Veraenderungsprozessen unterziehen muessen, brauchen nicht mehr, sondern andere Beratung als bisher. Der Trend weist deutlich von der Fach- und Gutachter- zur Prozessberatung. Gleichzeitig wird das Problem der mangelnden Professionalisierung offensichtlich: ein verbindliches Berufsbild existiert nicht, geschweige denn eine einheitliche Berufsausbildung zum qualifizierten Unternehmensberater. Berufsverbaende koennen schwarze Schafe zwar ausgrenzen, aber nicht an der Teilhabe am Geschaeft hindern.

    Branchenprobleme und -perspektiven diskutierten jetzt rund 60 Unternehmensberater auf dem 4. Beratertag des Instituts Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen. Auch das Selbstverstaendnis der Branche stand dabei auf dem Pruefstand: Erbringen die Unternehmensberater tatsaechlich eine "Problemloesungs-Dienstleistung" oder werden sie oft nicht nur von Unternehmensvorstaenden als "Sicherheits-Dienstleister" engagiert, um deren eigene Entscheidungen zu legitimieren?, fragte Josef Hilbert, Leiter der Abteilung Dienstleistungssysteme am IAT. Sind Erfolge der Unternehmensberatung haeufig nicht einfach nur "Placebo-Effekte", weil die Mitarbeiter des Unternehmens die eigenen Kraefte endlich aktivieren, sobald sie von der Einschaltung Externer wissen? Haben Unternehmensberater vielleicht nur noch als "Innovationspartisianen" eine Chance, die als Teil "innovativer Allianzen" im Unternehmen den "schleichenden Transformationsprozess" von unten mit durchsetzen helfen?

    Immerhin gehoeren heute Beratungsdienstleistungen in einem Viertel bis zur Haelfte aller Unternehmen zum betrieblichen Alltag, erlaeuterte Hans-Joachim Sperling (Ruhr-Universitaet Bochum) erste Ergebnisse einer Explorationsstudie fuer das IAT. Die wenigen grossen Anbieter agieren als Multispezialisten und machten 1996 bei einem zahlenmaessigen Anteil von unter einem Prozent rund 19 Prozent des Gesamtumsatzes im Beratungsgeschaeft. Die Einzel- und Kleinunternehmen, zahlenmaessig bei 74 Prozent Anteil, erreichten im Vergleich nur einen Umsatzanteil von 35 Prozent. Zunehmend draengen neue grosse Anbieter auf den Markt: Banken weiten ihr Beratungsengagement aus und Industrieunternehmen bieten die Kompetenz ihrer Stabsstellen auf dem Markt an. Die Kleinen haben es weiter schwer - ihre Vorteile an Flexibilitaet, Spezialisierung und massgeschneiderten Konzepten koennen inzwischen auch die angeblich unbeweglichen "Riesen" bieten, so Sperling.

    Die Prozessberatung - etwa in den Bereichen Information und Kommunikation, Unternehmensfuehrung und -entwicklung - hat erheblich an Bedeutung gewonnen. Waehrend 1990 ihr Anteil noch 1/3 ausmachte, wird inzwischen rund 2/3 der Beratungstaetigkeit davon in Anspruch genommen, so Sperling. Der Anteil an Fachberatung fuer Technik, Logistik und Personal ist entsprechend zurueckgegangen, geht aus den Zahlen hervor. Noch unerschlossene Potentiale fuer Unternehmensberatung gibt es in vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Zunehmend fragen aber auch die oeffentlichen Verwaltungen Beratungs-Dienstleistungen nach wie auch Non-Profit-Organisationen, etwa Kirchen und Gewerkschaften. Auf dem Beratertag des Instituts Arbeit und Technik wurden weitere neue Betaetigungsfelder fuer Beratungsdienstleistungen diskutiert: neue Anforderungen an die Beratung oeffentlicher Verwaltungen, Reorganisationsprozesse bei den Anbietern sozialer Dienstleistungen, die Unterstuetzung von Unternehmensverbaenden und -netzwerken bei Rationalisierungsvorhaben und "Co-Management" fuer Betriebsraete.

    Der jaehrliche Beratertag am IAT hat zum Ziel, neue Forschungsergebnisse und Rezepte fuer die Praxis ueber die teilnehmenden Unternehmensberater weiterzugeben und gleichzeitig aus dem Austausch mit erfahrenen Praktikern zu lernen. Es soll jenen Unternehmensberatern ein Forum geboten werden, deren Konzepte zur Staerkung der Wettbewerbsfaehigkeit auf eine team- und aufgabenorientierte Neugestaltung des Unternehmens zielen; die Technik vornehmlich als ein Werkzeug begreifen, mit dem menschliche Faehigkeiten effizienter genutzt werden koennen; die menschliches Wissen und Koennen als wesentliche Ressource von Produktivitaet verstehen; die Veraenderungskonzepte gemeinsam mit allen Beteiligten im Unternehmen entwickeln und umsetzen.

    (Eine Unternehmensberater-Liste des IAT finden Sie im Internet unter http://iat-info.iatge.de)

    Fuer weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfuegung: Dr. Josef Hilbert Durchwahl: 1707-120, Ulrich Pekruhl Durchwahl: 1707-226


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    transregional, national
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    German


     

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