idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/30/2018 14:55

Reflektierende Oberflächen dämpfen Hitzewellen

Peter Rüegg Hochschulkommunikation
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

    Ungepflügte Felder und aufgehellte Städte könnten dazu beitragen, extreme Temperaturen bei Hitzperioden spürbar zu senken, insbesondere in wichtigen Agrarregionen und dicht besiedelten Gebieten Europas und Nordamerikas.

    Hitzewellen werden mit dem Klimawandel häufiger. Davon betroffen sind vor allem kontinentale Landstriche und urbane Regionen, die sich im Sommer stark aufheizen. ETH-Forschende beschreiben nun zusammen mit australischen und US-amerikanischen Kollegen einen praktikablen Ansatz, mit dem man extreme Sommerhitze regional durch clevere Landnutzung und städtisches Strahlungsmanagement abkühlen könnte. Ihre Studie ist soeben im Fachmagazin Nature Geoscience erschienen.

    Mehr Reflexion bricht Temperaturspitzen

    Der Ansatz der Wissenschaftler beruht auf veränderten Rückstrahlungseigenschaften von Landoberflächen: So reflektieren Felder, die nach der Ernte nicht umgepflügt werden, deutlich mehr Sonnenstrahlung als gepflügte Äcker. Ähnliches gilt für ausgewählte Getreidesorten und für gezielt aufgehellte Dächer, Strassen und andere städtische Infrastrukturen.

    «Mit solchen Massnahmen liessen sich Temperaturextreme in landwirtschaftlichen Regionen und dicht besiedelten Gebieten um bis zu 2 bis 3 Grad Celsius senken», sagt ETH-Professorin für Land-Klima-Dynamik und Erstautorin Sonia Seneviratne. Dabei gilt: Je heisser es wird, desto stärker der Effekt. Die Kühlung wirkt allerdings eher kurzfristig und lokal bis regional, nicht aber global. Dieser regionale Beitrag sei jedoch sehr wichtig, betonen die Wissenschaftler.

    Geeignet für Europa und USA, weniger für Asien

    Ihre Erkenntnisse haben die Forschenden anhand von Simulationen gewonnen. Mit diesen untersuchten sie, wie sich strahlungsoptimierte Landwirtschaftsflächen und Ballungsräume in Nordamerika, Europa und Asien auf Durchschnittstemperaturen, extreme Temperaturen und Niederschläge auswirken.

    Die Modelle zeigten einen vernachlässigbaren Einfluss der Massnahmen auf die Durchschnittstemperaturen, gering veränderte Niederschläge – ausser in Asien –, aber deutlich verringerte Extremtemperaturen. In Asien, Indien und China sanken in den Simulationen auch die Mengen des wichtigen Monsunregens, weshalb der gewählte Ansatz für diese Länder ungeeignet scheint.

    Alternative für Klima- und Geoengineering

    Die Massnahmen für ein solches Strahlungsmanagement existieren bereits und sind grösstenteils getestet. Sie werden aber nur auf kleiner Skala angewandt oder für andere Zwecke eingesetzt. Im Gegensatz dazu ist fraglich, ob andere klimatechnische Ansätze, die aktuell unter dem Begriff «Geoengineering» zur Anpassung und Vermeidung des Klimawandels kursieren, tatsächlich funktionieren. Eingriffe wie das Versprühen von Sulfid-Aerosolen in der Atmosphäre, die Düngung des Ozeans mit Eisen oder riesige Spiegel im Weltraum dürften die Klima- und Ökosysteme der Erde unvorhersehbar verändern und die Situation teils noch verschlimmern.

    «Regionales Strahlungsmanagement kann effektiv sein, aber wir müssen auch hier allfällige Effekte auf die Nahrungsmittelproduktion, Biodiversität, CO2-Aufnahme, Erholungsgebiete und vieles mehr berücksichtigen, bevor wir es in die Tat umsetzen», sagt Seneviratne. Und gibt zu bedenken: «Auch diese Klimatechnik ist keine Wunderwaffe, sondern nur ein mögliches Instrument von vielen für den Kampf gegen den Klimawandel.»

    Literaturhinweis

    Seneviratne SI, Phipps SJ, Pitman AJ, Hirsch AL, Davin EL, Donat MG, Hirschi M, Lenton A, Wilhelm M, Kravitz B: Land radiative management as contributor to regional-scale climate adaptation and mitigation. Nature Geoscience, 29. Januar 2017, doi: 10.1038/s41561-017-0057-5


    More information:

    https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2018/01/bodenrefle...


    Images

    Wieviel vom eingestrahlten Sonnenlicht absorbiert und reflektiert wird, hängt von der Beschaffenheit der Oberfläche ab. Diese lässt sich in Landwirtschaft und Agglomeration beeinflussen.
    Wieviel vom eingestrahlten Sonnenlicht absorbiert und reflektiert wird, hängt von der Beschaffenheit ...
    Voika, Serbien / Wikimedia Commons
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Environment / ecology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Wieviel vom eingestrahlten Sonnenlicht absorbiert und reflektiert wird, hängt von der Beschaffenheit der Oberfläche ab. Diese lässt sich in Landwirtschaft und Agglomeration beeinflussen.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).