idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/07/2018 09:30

Lohnerhöhungen beeinflussen Arbeitszufriedenheit nur kurzfristig

Cornelia Niggli Kommunikation & Marketing
Universität Basel

    Nach einer Lohnerhöhung fühlt man sich am Arbeitsplatz wohler – und das erst recht, wenn man etwas mehr bekommt als die Kollegen. Doch diese Wirkung auf die Arbeitszufriedenheit ist nur vorübergehend und lässt nach einer gewissen Zeit wieder nach. Zu diesem Schluss kommen zwei Ökonomen der Universität Basel in einer Studie in der Fachzeitschrift «Journal of Economic Behavior & Organization».

    Dr. Patric Diriwaechter und Dr. Elena Shvartsman von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel haben den Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und Lohnveränderungen detailliert untersucht. Das Thema ist auch für Arbeitgeber von Interesse: Betroffen sind neben dem allgemeinen Wohlbefinden am Arbeitsplatz auch die Investitionsbereitschaft in firmenspezifisches Wissen und die Kündigungsneigung von Arbeitnehmern.

    Ausgewertet wurden knapp 33‘500 Beobachtungen aus dem repräsentativen deutschen Sozio-ökonomischen Panel; die Arbeitszufriedenheit lag im Schnitt bei 7 auf einer 10er-Skala.

    Auch Lohnerwartung macht zufrieden

    Wie erwartet reagierte die Arbeitszufriedenheit durchwegs positiv auf Lohnerhöhungen, wobei auch soziale Vergleiche eine Rolle spielen, wie die Studie ergab. Konkret steigt die Zufriedenheit nämlich zusätzlich, wenn vergleichbare Arbeitnehmer in der gleichen Zeit eine geringere Lohnerhöhung erhalten. Die Forschenden konnten sogar zeigen, dass Arbeitnehmer bereits ein Jahr vor einer Lohnerhöhung eine höhere Arbeitszufriedenheit aufweisen, indem sie von der positiven Erwartung einer Lohnsteigerung beeinflusst sind.

    Der Anstieg der Arbeitszufriedenheit nach einer Lohnerhöhung ist jedoch nur vorübergehend und damit nicht nachhaltig: Innerhalb von vier Jahren lässt die Wirkung fast vollständig nach. In Anlehnung an verhaltensökonomische Ansätze ist dies damit erklärbar, dass Menschen ihr Einkommen nicht nur absolut bewerten, sondern auch in Bezug zu ihrem bisherigen Einkommen. Zudem stellt sich über die Zeit ein Gewöhnungseffekt an das neue Lohnniveau ein, sodass ein höheres Salär den neuen Ausgangspunkt für zukünftige Vergleiche bildet.

    Erhöhungen besser klein und regelmässig

    Derselbe Effekt ergab sich auch umgekehrt: Auch die negativen Reaktionen auf Lohnkürzungen waren zeitlich beschränkt, was sich die Forschenden neben der Anpassung der Referenzgrösse wiederum mit sozialen Vergleichen erklären. So gehen die meisten Lohnkürzungen beispielsweise mit firmen- oder industriespezifischen Schocks einher, weshalb in der Regel nicht nur der einzelne Arbeitnehmer, sondern typischerweise auch die Arbeitskollegen davon betroffen sind.

    Für die Arbeitgeber folgert die Studie, dass Lohnerhöhungen als Instrument zur Mitarbeitermotivation nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll sind – etwa indem sie regelmässig erfolgen und mit Beförderungen einhergehen. Damit bestätigen Diriwaechter und Shvartsman neueste Forschungsergebnisse aus der experimentellen Ökonomie: Diese deuten darauf hin, dass Lohnerhöhungen in kleinen, aber häufigen Schritten am wirksamsten sind, um Mitarbeiter langfristig zu motivieren – im Gegensatz zu gesamthaft gleichwertigen, aber selteneren und höheren Lohnveränderungen.

    Originalbeitrag

    Patric Diriwaechter und Elena Shvartsman
    The anticipation and adaptation effects of intra- and interpersonal wage changes on job satisfaction
    Journal of Economic Behavior & Organization (2018), doi: 10.1016/j.jebo.2017.12.010

    Weitere Auskünfte

    Dr. Patric Diriwaechter, Universität Basel, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Tel. +41 61 207 32 58, E-Mail: patric.diriwaechter@unibas.ch
    Dr. Elena Shvartsman, Universität Basel, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Tel. +41 61 207 27 54, E-Mail: elena.shvartsman@unibas.ch


    More information:

    https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Lohnerhoehungen-beeinflussen-...


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Economics / business administration, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).