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03/06/2018 13:41

Insektensterben - Wissenschaftler sind sich einig: Die Zeit zum Handeln ist jetzt

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

    Dresden. Im Rahmen einer Anhörung im Sächsischen Landtag am 2. März 2018 zu den Ursachen des Insektensterbens und möglichen Gegenmaßnahmen wurden unter anderem Wissenschaftler von iDiv, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem UFZ gehört. Einhellig betonten sie die Notwendigkeit, zügig zu handeln. Nach Aussage der Wissenschaftler sind sowohl Ausmaß und Tragweite des Insektenschwunds als auch dessen wesentliche Ursachen unbestritten.

    Auf Basis zweier Anträge der Landtagsfraktionen „Bündnis 90/Die Grünen“ und „Die Linke“ im Sächsischen Landtag hat der Landtagsausschuss für Umwelt und Landwirtschaft am 2. März in Dresden eine öffentliche Anhörung von Sachverständigen durchgeführt. Insgesamt acht Sachverständige waren dazu erschienen, unter ihnen Prof. Dr. Christian Wirth von der Universität Leipzig und dem Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung iDiv [1], Dr. Matthias Nuss vom Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden [2] und Prof. Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) [3].

    Die gesamte Anhörung zeichnete sich durch eine große Themenvielfalt und große inhaltliche Substanz der Beiträge aus. Die anschließende Fragerunde war aus Sicht der Wissenschaftler ausführlich und konstruktiv. Es herrschte Einigkeit unter den Sachverständigen darüber, dass es einen drastischen Insektenschwund in Deutschland gibt. Wissenschaftliche Analysen kommen zu den eindeutigen Ergebnissen, dass viele Arten lang- und kurzfristig seltener werden, regional oder gar national aussterben und die Biomasse der Insekten großräumig stark zurückgeht – mit erheblichem Einfluss auf die Nahrungsketten in der Natur. Die Sachverständigen stimmten mehrheitlich überein, dass diese Entwicklungen einen Handlungsdruck begründeten. Ein großer Teil der Verantwortung läge in der Art und Weise, wie derzeit Landnutzung betrieben wird – von der Agrarlandschaft bis zum Privatgarten, und den Rahmenbedingungen, welche die Landwirtschaftspolitik vorgibt. Zu nennen sind hier der Verlust von Kleinstrukturen in der Landschaft und damit die zunehmende Isolierung von Lebensräumen; eine Dominanz nur weniger Kultursorten, welche das Überleben traditioneller Pflanzen- und Tierarten in Agrarlandschaften nur schwer ermöglichen; sowie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im agrarischen, forstlichen und privaten Bereich, die in der Regel nicht spezifisch auf Schaderreger sondern auch auf andere Organismen einwirken. [4] [5]

    Prof. Dr. Christian Wirth, Dr. Matthias Nuss und Prof. Dr. Josef Settele betonen: „Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten massiv Insekten verloren – das zeigen die Daten eindeutig. Die intensive Landnutzung ist eine der wichtigsten Ursachen für diesen Rückgang. Insekten leiden unter Pestiziden und finden immer weniger Nahrung und Nistmöglichkeiten. Um das Problem zu begrenzen, empfehlen wir, jetzt zu handeln. Wir haben konkrete Vorschläge gemacht, wie die Politik reagieren kann.“

    Die Handlungsempfehlungen der drei Wissenschaftler im Rahmen der Anhörung sind im Wesentlichen:

    (1) Handeln jetzt:
    a. Entwicklung und Optimierung vorhandener Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in Sachsens Agrarlandschaft [5][6];
    b. Verbesserung der Beratung der Landwirte zum Schutz der Biodiversität.

    (2) Sachsen-spezifische Untersuchungen/Aktivitäten:
    a. Zusammenstellung des handlungsrelevanten Wissens, ähnlich dem Sachstandsbericht des Weltbiodiversitätsrates – IPBES [5];
    b. Förderung und zeitnahe Durchführung von systematischen Wiederholungsinventuren an sächsischen Standorten mit hochwertigen ökologischen Daten;
    c. Praxisorientierte Begleitforschung bei der Umsetzung von konkreten Maßnahmen gegen den Insektenschwund.

    (3) Nationales Monitoring:
    Ein nationales Monitoring – wie von der CDU favorisiert – ist perspektivisch wichtig. Es wird aber voraussichtlich nicht die erhoffte Ursachenanalyse leisten. Der Zeitdruck erlaubt auch nicht, auf die Ergebnisse zu warten, die kaum vor 2027 vorliegen werden. Das bundesweite Monitoring ist keine Alternative zu (1) und (2).

    Quellen:
    [1] Präsentation von Prof. Dr. Christian Wirth: https://www.idiv.de/fileadmin/content/iDiv_Files/Documents/180305/Wirth_Insekten...

    [2] Präsentation von Dr. Matthias Nuss: https://www.idiv.de/fileadmin/content/iDiv_Files/Documents/180305/Nuss_Insektens...

    [3] Präsentation von Prof. Dr. Josef Settele: https://www.idiv.de/fileadmin/content/iDiv_Files/Documents/180305/Settele_Insekt...

    [4] Expertenmeinungen zum Insektensterben im Science Media Center: https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/research-in-context/details/news...

    [5] Assessment-Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES zum Zustand der Bestäuber: http://www.de-ipbes.de/media/content/Bestaeuber-Broschuere_ipbes_KS.pdf

    [6] Zusammenfassung des Fitness-Checks der EU-Agrarpolitik: https://www.idiv.de/fileadmin/content/Files_CAP_Fitness_Check/Zusammenfassung_Fi...

    Ansprechpartner

    Prof. Dr. Christian Wirth
    Abteilungsleiter Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität an der Universität Leipzig
    Geschäftsführender Direktor des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
    Max Planck Fellow am Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena
    Tel.: +49 341 97 38591
    E-Mail: cwirth@uni-leipzig.de
    Web: https://biologie.biphaps.uni-leipzig.de/de/institut/ag/spezbot/mitarbeiterinnen/...

    Dr. Matthias Nuß
    Sektionsleiter Schmetterlinge
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Museum für Tierkunde Dresden
    Tel.: +49 351 79 58 414 337
    E-Mail: matthias.nuss@senckenberg.de
    Web: http://www.senckenberg.de/dresden/zoology/lepidoptera

    Prof. Dr. Josef Settele
    Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
    Department Biozönoseforschung
    E-Mail: josef.settele@ufz.de
    Web: http://www.ufz.de/index.php?de=38572

    Dr. Volker Hahn
    Abteilung Medien und Kommunikation
    Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
    Tel.: +49 341 9733154
    E-Mail: volker.hahn@idiv.de
    Web: https://www.idiv.de/de/gruppen_und_personen/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/...

    iDiv - HOTSPOT IN BIODIVERSITY SCIENCE
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    iDiv ist ein Forschungszentrum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
    iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig im Sinne des § 92 Abs. 1 SächsHSFG und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ.
    Beteiligte Kooperationspartner sind die folgenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen: das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ, das Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI BGC), das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie (MPI CE), das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA), das Leibniz-Institut Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ), das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) und das Leibniz-Institut Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG).
    www.idiv.de


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    Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber in unseren Ökosystemen. Das Foto zeigt einen Dickkopffalter auf einer Margerite.
    Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber in unseren Ökosystemen. Das Foto zeigt einen Dickkopffalter a ...
    Foto: Reinart Feldmann / UFZ
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    Auch Schwebfliegen bestäuben viele Pflanzen. Hier sieht man Hainschwebfliegen auf einer Königskerze.
    Auch Schwebfliegen bestäuben viele Pflanzen. Hier sieht man Hainschwebfliegen auf einer Königskerze. ...
    Foto: Reinart Feldmann / UFZ
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology, Politics, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber in unseren Ökosystemen. Das Foto zeigt einen Dickkopffalter auf einer Margerite.


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    Auch Schwebfliegen bestäuben viele Pflanzen. Hier sieht man Hainschwebfliegen auf einer Königskerze.


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