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03/07/2018 11:42

Wie Frauen im 19. und 20. Jahrhundert Universitäten und Berufe erobern

Susanne John Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Felicitas v. Aretin zeichnet die innovativen Lebenswege der ersten Akademikerinnen nach

    „Ich muss wissenschaftlich arbeiten, auch neben meiner Hochschultätigkeit, es ist eines der wichtigsten Bedürfnisse in meinem Leben“, schreibt die Wiener Mathematikerin Hilda Geiringer 1953 an den Präsidenten eines amerikanischen Frauencolleges. Die jüdische Dozentin gehört zu den wenigen Wissenschaftlerinnen Anfang des 20. Jahrhunderts, die eine akademische Karriere machen. In ihrem neuen Buch „Mit Wagemut und Wissensdurst. Die ersten Frauen in Universitäten und Berufen“ zeichnet Felicitas von Aretin die mutigen Lebensentwürfe der ersten – großenteils unbekannten – berufstätigen Akademikerinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach.

    Porträtiert werden 21 Frauen, darunter die erste habilitierte Juristin Magdalene Schoch, die österreichischen Physikerinnen Lise Meitner und Marietta Blau, die deutsche Biologin Elisabeth Schiemann, die Schönheitschirurgin Edith Peritz, die Volkswirtin und Gründerin des Müttergenesungswerks Elly Heuss-Knapp, die erste Tübinger Studentin und Zoologin Maria von Linden und die deutsch-amerikanische Archäologie-Dozentin Margarete Bieber, die an der Universität Princeton (USA) im Alter von über 50 Jahren nochmals durchstartet.

    Im Deutschen Reich können Frauen erst nach 1921 habilitieren. An Hochschulen finden sie deshalb meist keine Anstellung – außer sie lehren als schlecht bezahlte Privatdozentinnen. Bessere Chancen bieten außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie beispielsweise die deutsche Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Karrierechancen finden sich für Frauen vor allem in innovativen Nischenfächern wie in der von der Physikerin Marie Curie geprägten Radiochemie, der Astronomie oder der Mathematik. Früh erweist sich die Schweiz als Eldorado. So lässt die Universität Zürich seit den 1860er-Jahren Russinnen zum Medizinstudium zu, die den Weg für das Frauenstudium ebnen. In Österreich dürfen sich Frauen seit 1897 an der Philosophischen Fakultät einschreiben, Preußen öffnet sich dem Frauenstudium erst 1908.

    Vor allem in prestigeträchtigen Fächern wie Jura, Medizin und Theologie fürchten Männer den Autoritäts- und Machtverlust. Fragwürdige Argumente werden ins Feld geführt: Frauen verfügten über „wenig leistungsfähiges Gehirn“ oder ihre „seelische Labilität“ machten sie ungeeignet für Männerberufe. Satirezeichner karikieren die Studentinnen als „Blaustrümpfe“. Entgegen diesem Bild von intellektuellen und nicht der Konvention entsprechenden Frauen sind viele der damaligen Akademikerinnen verheiratet, haben Kinder und sind in ein Netzwerk von Freundinnen, Kollegen und Familie eingebunden. Zielgerichtet gründen die Pionierinnen in den 1920er Jahren Akademikerinnen-Verbände, die weltweit in der „International Federation of University Women“ kooperieren. Nach 1933 wird das Frauennetzwerk einigen jüdischen Forscherinnen das Leben retten, während andere ermordet werden. Alle in diesem Buch porträtierten Frauen eint: Sie waren in jeder Hinsicht Ausnahmeerscheinungen, die Mut machen, das Leben in die eigene Hand zu nehmen.

    Bibliografische Angaben:
    Felicitas v. Aretin. Mit Wagemut und Wissensdurst. Die ersten Frauen in Universitäten und Berufen. Elisabeth Sandmann-Verlag München 2018, 200 Seiten, 24,95 €

    Nähere Informationen:
    www.aretin.info
    www.esverlag.de

    Pressekontakt:
    Ingrid Führer
    Elisabeth Sandmann Verlag GmbH
    Tel. mobil: 0043 (0)676 81429897
    E-Mail: fuehrer@esverlag.de


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific Publications
    German


     

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