Der Physik-Professor Martin Zwierlein vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA) wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung für eine Humboldt-Professur ausgewählt. Die Universität Bonn nimmt nun mit dem Wissenschaftler Berufungsverhandlungen auf. Der mit fünf Millionen Euro höchstdotierte Forschungspreis in Deutschland dient dazu, renommierte Wissenschaftler aus dem Ausland zu gewinnen, langfristig an deutschen Hochschulen zu forschen.
In seiner Arbeitsgruppe am MIT beschäftigt sich Prof. Dr. Martin Zwierlein mit der Erzeugung ultrakalter Quantengase aus Atomen und Molekülen und erforscht ihre neuartigen Eigenschaften als Modellsysteme komplexer Materialien. Zwierlein gelang unter anderem der Nachweis der Supraflüssigkeit, des reibungsfreien Flusses, in stark wechselwirkenden Gasen.
Die Universität Bonn ist für den hochkarätigen Forscher ein attraktives Zentrum für Quantenphysik. Dort steht der Preisträger vor allem mit Prof. Dr. Michael Köhl, der 2013 ebenfalls die Humboldt-Professur erhalten hat, Prof. Dr. Dieter Meschede und Prof. Dr. Martin Weitz in engem Kontakt, die seit vielen Jahren enge persönliche Verbindungen zum MIT pflegen. „In meinem Fach der Atomphysik und Quantenoptik ist es deutschlandweit etwas ganz Besonderes, dass in Bonn eine ganze Reihe von Arbeitsgruppen in verwandten Gebieten forschen“, sagt Zwierlein und unterstreicht damit die starke Entwicklung, die die Quantenoptik in Bonn genommen hat. Die Alma Mater verbinde modernste Forschung mit einer starken Tradition in der Lehre, wie er während seiner eigenen Studienzeit bis zum Vordiplom in Bonn erlebte. „In besonderer Erinnerung sind mir dabei neben der Physik auch die exzellenten Vorlesungen in Mathematik geblieben.“
Für die Zukunft reizen den Forscher besonders ultrakalte Moleküle. Diese lassen sich zum Beispiel als Präzisionsuhren verwenden, zur Messung fundamentaler Konstanten und Symmetrien der Natur. Wenn man ein Gas aus solchen Molekülen soweit abkühlen könnte, dass sich die Moleküle im Kollektiv als quantenmechanische Wellen verhalten, wäre das eine neuartige Materieform mit noch unbekannten Eigenschaften. Sperrt man andererseits die Moleküle in ein sogenanntes optisches Gitter, ein Kristall aus Licht, so ließen sich damit Modelle zur Hochtemperatursupraleitung entwickeln. „Diese ist bis heute nicht verstanden“, sagt Zwierlein, „ein Rätsel, dessen Lösung sicher ungewöhnliche Ansätze erfordert.“
Prof. Dr. Martin Zwierlein wurde in Hamburg geboren. Er ist derzeit Physik-Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA. Dort war er nach seinem Diplom an der Ecole Normale Supérieure in Paris bereits Doktorand bei dem Nobelpreisträger für Physik Wolfgang Ketterle und wurde 2006 promoviert. Nach kurzer Station als Postdoktorand an der Johannes Gutenberg‐Universität Mainz kehrte Zwierlein 2007 als Assistant Professor an das MIT zurück, erhielt 2012 tenure und ist dort seit 2013 Full Professor. Zwierlein erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den Klung‐Wilhelmy‐Weberbank‐Preis für Physik und den I.I. Rabi Prize der American Physical Society.
Humboldt-Professuren
Über Martin Zwierlein hinaus sind in diesem Jahr deutschlandweit vier weitere Wissenschaftler für Humboldt-Professuren nominiert. Im Mai 2019 soll der Preis verliehen werden. Die Humboldt-Professur eröffnet deutschen Hochschulen die Chance, Spitzenkräften international konkurrenzfähige Rahmenbedingungen zu bieten und ihr eigenes Profil im weltweiten Wettbewerb zu schärfen.
Der Physiker Prof. Dr. Martin Zwierlein vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (USA) ...
© Foto: Privat
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