München, 19. Juni 2018 – Schwere Enzephalitiden und Meningoenzephalitiden können nach einer Daclizumab-Therapie auftreten und haben zur Marktrücknahme des Medikaments geführt. Da diese Nebenwirkungen auch noch Monate nach Absetzen entstehen können, müssen die Patienten langfristig gut beobachtet werden. Erkenntnisse aus sieben untersuchten Fällen aus dem KKNMS-Zentrum Göttingen sollen behandelnden Neurologen helfen, diese gefährlichen Erkrankungen zuverlässig zu erkennen.
Auch über drei Monate nach Beendigung der Daclizumab-Therapie können schwere Enzephalitiden und Meningoenzephalitiden, d.h. Entzündungen des Gehirns und der Hirnhäute, auftreten. Wissenschaftler der Universitätsmedizin Göttingen haben sieben der Fälle untersucht und weisen auf wichtige Symptome hin, die bei diesen Patienten auffällig waren: „Alle ehemaligen Daclizumab-Patienten sollten auf diese Symptome hin beobachtet werden, um die potentiell tödlich verlaufenden Nebenwirkungen frühzeitig und zuverlässig zu erkennen“, so Prof. Dr. med. Wolfgang Brück, Vorstandsmitglied des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) und Direktor des Instituts für Neuropathologie der Universitätsmedizin Göttingen. Aufgrund der Erkenntnisse der uns bekannten Verläufe empfehlen wir behandelnden Neurologen Folgendes:
1) Auf systemische Symptome wie Fieber oder gastrointestinale Symptome achten,
welche zusätzlich zu Symptomen einer Meningo-/Enzephalitis auftreten.
2) Bei den betroffenen Patienten können Wesensänderungen auftreten.
3) Untersuchungen der eosinophilen Granulozyten im peripheren Blut, da diese erhöht
sein können.
4) Bei MRT-Kontrollen sollte neben neuen Kontrastmittel-aufnehmenden Läsionen auf
eine meningeale Kontrastmittelaufnahme, eine Kontrastmittelaufnahme des
Ependyms, der Hirnnerven oder spinaler Nerven geachtet werden.
Auch Veränderungen, wie sie bei einer Vaskulitis gesehen werden, können
auftreten.
5) Im Liquor finden sich typischerweise eine erhöhte Zellzahl und ein deutlich erhöhtes
Gesamtprotein.
Warum derartige Verläufe nicht in den Zulassungsstudien beschrieben worden sind, ist unklar. Möglicherweise wurden einzelne Fälle als schwerwiegende MS-Schübe verkannt. Erste Fachpublikationen zum Thema wurden eingereicht und werden demnächst veröffentlicht.
Sollten weitere auf Daclizumab zurückzuführende Nebenwirkungen auftreten, wären wir für Rückmeldungen dankbar.
Federführende Autoren:
Klinisches MS Zentrum der Universitätsmedizin Göttingen:
PD Dr. Imke Metz (Neuropathologie), Prof. Dr. Martin Weber (Neurologie).
Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. Wolfgang Brück und PD Dr. Imke Metz
E-Mail: neuropat@med.uni-goettingen.de
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German
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