Im Rahmen einer gemeinsamen Studie der Fachhochschule Jena und der Ritsumeikan Asia Pacific University /Japan wurden im Juli 2003 insgesamt 107 Studierende der FH Jena zu deren Berufsabsichten nach ihrem Studium befragt. Initiiert wurde die Befragung von Mitsuo Makino, Chefrepräsentant der Development Bank of Japan in Oita, zu dem die FH Jena bereits langjährige Kontakte unterhält. Von Seiten der Hochschule war Arndt Lautenschläger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Betriebswirtschaft in das Projekt eingebunden.
Die Zielstellung bestand darin, die Rolle von Hochschulen bei der Qualifizierung des regionalen Arbeitskräftepotenzials zu beleuchten sowie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beteiligten Regionen herauszustellen.
In einem ersten Punkt wurde gefragt, warum sich die Studierenden für ein Hochschulstudium an der FH Jena entschieden haben. Hierbei gaben 41% der Befragten die Nähe der Hochschule zum Heimatort als einen Grund an, 35% nannten attraktive Studien- und Wohnbedingungen in Jena bzw. Empfehlungen von Freunden und Bekannten als bedeutsam. Für Studierende des Studiengangs Augenoptik war ein entscheidendes Kriterium, dass ihr Studiengang bundesweit nur in Jena und zwei weiteren Standorten angeboten wird.
Die überwiegende Mehrheit der Studierenden strebt direkt nach dem Studium eine berufliche Tätigkeit im gewählten Studienfach an. Lediglich 8% der zukünftigen FH-Absolventen möchten promovieren oder eine weitere Ausbildung durchlaufen.
Kernpunkt der Studie bildete die Fragestellung, ob die Studierenden nach Erlangen ihres Abschlusses in der Region ihrer Hochschule verbleiben und somit als qualifizierte Fachkräfte der regionalen Wirtschaft zur Verfügung stehen. Hier ergibt sich jedoch ein ernüchterndes Bild: Nur 19% der Befragten gaben an, nach Beendigung ihres Studiums in Jena beruflich tätig werden zu wollen. Insgesamt ein Drittel der Studierenden, einschließlich derjenigen, die sich für Jena entschieden haben, wird nach dem Studium in Thüringen bleiben. Die Mehrheit strebt jedoch in andere Teile Deutschlands, vor allem in die alten Bundesländer. Die Gründe deckt die Studie ebenfalls auf: 66% derjenigen, die nicht in Jena bleiben werden, antworteten, außerhalb Thüringens bessere berufliche Perspektiven für sich zu sehen. Trotz zahlreicher klein- und mittelständischer Unternehmen in zukunftsträchtigen Branchen sowie vielen Forschungseinrichtungen scheint Jena keine ausreichenden Entwicklungsmöglichkeiten für junge Hochschulabsolventen zu bieten. Der Großteil derjenigen, die sich für Jena als zukünftigen Arbeitsort aussprechen, verbleibt in der Region aufgrund der festen Bindung zu Freunden, Bekannten oder der Familie. Lediglich 7 Studierende gaben an, in Jena gute berufliche Perspektiven zu sehen und deshalb in der Region bleiben zu wollen.
Schlussfolgernd wird festgestellt, dass die FH Jena auf der einen Seite eine gewisse Anziehungskraft auf Studienanfänger aufgrund regionaler Nähe ausübt. Somit ist sie ein wichtiger Faktor zur Qualifizierung des regionalen Arbeitskräftepotenzials. Auf der anderen Seite sind jedoch Abwanderungstendenzen dieser qualifizierten Arbeitskräfte sichtbar. Die in der Wahrnehmung fehlenden Karrierechancen und Arbeitsplätze sowie die im Vergleich zu anderen Regionen ungünstigen Arbeitsbedingungen (geringere Auswahl an freien Arbeitsstellen, geringeres Lohnniveau), veranlassen viele Absolventen, dem Technologie- und Wissenschaftsstandort Jena den Rücken zu kehren.
Hinweis für Journalisten:
Detaillierte Auskünfte zu den Untersuchungsergebnissen erhalten Journalisten über Arndt Lautenschläger, Telefon 03641/205-591; E-Mail: Arndt.Lautenschlaeger@fh-jena.de.
Criteria of this press release:
interdisciplinary
regional
Research results, Studies and teaching
German
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