Wissenschaftsratsvorsitzender hält programmatische Rede in Tübingen
Bitte beachten Sie die Sperrfrist für diese Meldung: 15.10.1998, 11.00 Uhr
Die Festrede auf dem DIES UNIVERSITATIS der Universität Tübingen hält in diesem Jahr am morgigen 15. Oktober 1998, 10.15 Uhr im Festsaal der Neuen Aula, Wilhelmstr. 7, der neue Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Prof. Dr. Winfried Schulze, Neuzeithistoriker an der Universität München. Schulze stellt seinen Vortrag unter die Überschrift "Wie gehen wir mit den Hochschulen in unserem Lande um? Bemerkungen zu einem öffentlichen Problem".
Winfried Schulze, der 1998 zum neuen Vorsitzenden des Wissenschaftsrats als dem wissenschaftspolitischen Beratungsgremium gewählt wurde, wird sich dieser hochschulpolitischen Kernfrage engagiert annehmen und Antworten formulieren, die über das allerorts hörbare Lamentieren hinausweisen. "Die Hochschulen sind letztlich die verantwortlichen Größen für die ökonomische Leistungsfähigkeit unseres Landes, und sie verdienen eine gründliche Problemanalyse mit differenzierten Problemlösungsstrategien!" Schulze nimmt eine klare Analyse vor: Waren es in den 50er Jahren gerade einmal 6 % eines Jahrgangs, die die Universität besuchen konnten, so werden die Hochschulen heute für gut 30 % eines Jahrgangs zur schicksalhaften Institution. Gleichzeitig hielt die räumliche und finanzielle Ausstattung der Universitäten mit dieser Entwicklung in keinster Weise mit, sondern ist deutlich an ihre systemischen Grenzen gelangt.
Prof. Schulze, als Hochschullehrer täglich selbst mit den Alltagsproblemen einer Universität konfrontiert, plädiert deshalb für die Anerkennung der veränderten Rolle und Funktion der Universität in einem sich wandelnden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Umfeld.
Unter Wahrung der Stärken der Universitäten, die er beispielsweise in dem Bereich autonom definierter Forschung sieht, soll es zu einer stärkeren Ausdifferenzierung und deutlicheren Konturierung unterschiedlicher Profile von Hochschulen kommen: -2-
Denkbar sei es, daß eine Reihe von Universitäten den Charakter einer "research university" ausbilden, daß es genügend Raum für einige besonders profilierte Spitzenuniversitäten geben muß. Andere Hochschulen, wie beispielsweise die Fachhochschulen, sollten ihr Profil mit einer praxisorientierten Ausbildung weiter schärfen. Für diese klarere Aufgabendifferenzierung müsse sich auch das Verhältnis zwischen Hochschulen und Staat weiter verändern, meint Prof. Schulze. Auch weiterhin stehe der Staat in der Verantwortung, koordinierend und rahmensetzend Aufgaben zu definieren und deren Erfüllung zu bewerten. Allerdings müßten sich die Ministerien auf diese klare Aufgabenzuschreibung konzentrieren und von einem punktuellen Detaileingriff durch Erlasse hin zu einer Prozeßsteuerung und flankierenden Gesamtplanung gelangen. "Die Verschlankung des Staates darf keinesfalls zu einer Magersucht führen" meint Schulze.
Auch hochschulintern seien die Instrumente zu nutzen, die der unterschiedlichen Aufgabenwahrnehmung einer Hochschule entsprechen. "Es muß hier zu einer deutlichen Entmischung kommen, zwischen Aufgaben des akademischen Bereichs und Aufgaben, die sich auf das Management der Rahmenbedingungen konzentrieren". Der Einsatz effizienter, verfahrenstechnischer Instrumente, von der Einführung von Globalhaushalten bis zu leistungsbezogenen, formelgebundenen Mittelzuweisungen unterstütze die Selbstgestaltungsspielräume der Hochschulen und intendiere keinesfalls einen Eingriff in die autonome wissenschaftliche Handlungs-ebene.
"Mir ist vor allem daran gelegen, daß alle Beteiligten auf allen Ebenen ihre Verantwortung für die zukünftige Gestaltung unserer bedeutenden Institution 'Hochschule' erkennen und bewußt wahrnehmen", betont Winfried Schulze. Nur auf diese Weise lasse sich ein Brückenschlag zur Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit herstellen.
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German
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