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Aktuelle Trends
Die Unterschiede in den Erwerbstätigenquoten zwischen Ost- und Westdeutschland sind bei weitem geringer als es die großen Unterschiede bei den Arbeitslosenquoten erwarten lassen. Während die durchschnittliche Arbeitslosenquote 1997 in den alten Bundesländern (ohne Berlin) bei etwa 10 vH lag, betrug sie in den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) knapp 20 vH. Dabei wurden die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg in der obigen Grafik mit den jeweils umgebenden Flächenländern zusammengefaßt, um den Sondereffekt von regionalen Zentren auf den Vergleich zu neutralisieren. Das Bundesland mit der niedrigsten Erwerbstätigenquote ist demnach Rheinland-Pfalz und nicht Sachsen-Anhalt, obwohl letzteres mit einer Quote von 21,7 vH den Spitzenplatz in der bundesdeutschen Arbeitslosenstatistik einnimmt. Rheinland-Pfalz weist dagegen trotz seiner geringen Erwerbstätigenquote nur eine Arbeitslosenquote von 10,3 vH aus. Bemerkenswert ist zudem, daß die Erwerbstätigenquoten in den Regionen Berlin/Brandenburg und Sachsen nur knapp unter dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen, obwohl deren Arbeitslosenquoten kaum niedriger sind als die von Sachsen-Anhalt. Die hohe Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern erklärt sich daher weniger aus einer unterdurchschnittlichen Zahl von Arbeitsplätzen als vielmehr aus einer überdurchschnittlichen Zahl von Arbeitssuchenden.
Hilmar Schneider(his@iwh.uni-halle.de)
Osterweiterung der EU: Mehr Realismus ist notwendig
Im Vorfeld der versprochenen Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union erwarten mittel- und osteuropäische Länder einen schnellen Abschluß und einen Beitritt bis zum Jahre 2002. Die Verzögerung von Reformen in der Union führt deshalb zu wachsender Enttäuschung und Unsicherheit über den Willen der Union zur Osterweiterung. Eine nüchterne Betrachtung zeigt jedoch, daß es keine Gründe für die Annahme gibt, die EU wolle im Grunde keine Osterweiterung. Für die Union ergibt sich ein starkes Motiv allein darin, daß die Aufnahme mittel- und osteuropäischer Länder den Export von Stabilität bedeutet. Dies wird gegenwärtig durch die drohende Ansteckung Mitteleuropas durch die russische Krise unterstrichen. Zu konstatieren ist aber auch, daß die Erwartungen der mittel- und osteuropäischen Länder an die eigene Beitrittsfähigkeit zu hoch sind. Die Länder haben erst ein Teilstück auf dem Weg zu einer funktionierenden Marktwirtschaft zurückgelegt und haben den schwersten Wegteil noch vor sich, wenn es um die Übernahme des EU-Gemeinschaftsrechts geht. Die Anpassungslasten für die mittel- und osteuropäischen Beitrittskandidaten sind so groß, daß sie es auch bis zum Jahr 2002 kaum geschafft haben werden, dem Wettbewerbsdruck auf dem gemeinsamen Markt standzuhalten. Denn es kommen neue Belastungen auf sie zu, wenn sich unter dem Eindruck der Währungsunion das Gemeinschaftsrecht und die Konvergenzkriterien weiterentwickeln. Diese Belastungen werden bis zum Jahre 2002 in ihrem Umfange kaum abschließend beurteilt werden können. "Geduld" kann dann einen höheren Wert haben als ein übereilter Beitritt.
Hubert Gabrisch(gabrisch@iwh.uni-halle.de)
Faktoren wirtschaftlicher Erholung in Transformationsländern - eine Wachstumskomponentenanalyse -
Hohe Wirtschaftswachstumsraten in Mittel- und Osteuropa werden häufig als erste Anzeichen für einen raschen Aufholprozeß der Transformationsländer interpretiert. Für das letztendliche Ziel der Transformationsländer einer nachholenden Entwicklung ist jedoch zusätzlich ein technologischer Aufholprozeß zu fordern, welcher sich in Produktivitätssteigerungen niederschlagen sollte.
Die hier vorgestellten Ergebnisse einer Wachstumskomponentenanalyse für ausgewählte Transformationsländer (Tschechien, Polen und Ungarn) zeigen für den Zeitraum zwischen 1989 und 1996, daß die Wirtschaftsentwicklungen in Polen und Ungarn deutlich ausgeprägte Elemente eines 'qualitativen', also produktivitätsgestützten nachholenden Wachstums aufweisen: Das Wachstum in Polen und Ungarn rekrutierte sich fast ausschließlich aus einer Erhöhung der Effizienz der Faktoreinsätze in der Produktion. Im Gegensatz dazu spielte im tschechischen Fall die Ausweitung des Einsatzfaktors Kapital eine dominante Rolle. Hier ist für den gesamten Untersuchungszeitraum bisher noch eine Reduktion der Produktionseffizienz zu konstatieren.
Johannes Stephan(jsn@iwh.uni-halle.de)
Die Wirtschaftslage in China: Leichte Abwertung erst mittelfristig zu erwarten
Bereits vor dem Beginn der Asienkrise hatte sich das chinesische Wirtschaftswachstum, das in der ersten Hälfte der neunziger Jahre zweistellige Raten erreicht hatte, deutlich abgeschwächt. Zu einem gewissen Maß war diese Abschwächung im Zuge der Inflationsbekämpfung erwünscht. Nicht nur die Inlandsnachfrage, sondern auch die Exportnachfrage hat deutlich an Dynamik verloren. Die Absatzmöglichkeiten chinesischer Unternehmen im Ausland haben sich im Zuge der Asienkrise zugespitzt, und es ist nicht zu erwarten, daß das von der Regierung für dieses Jahr gesetzte Wachstumsziel in Höhe von 8 vH realisiert werden kann.
Die Abwertung der Währungen der südostasiatischen Krisenländer und des japanischen Yen, der wirtschaftliche Zusammenbruch in diesen Ländern und die steigende Arbeitslosigkeit in China nähren Zweifel daran, ob der fixe Wechselkurs des chinesischen Yuan zum US-Dollar aufrechtzuhalten ist. Gegen eine Abwertung sprechen in erster Linie der resultierende Vertrauensverlust, die Gefahr einer induzierten Inflationsbeschleunigung und ein möglicher Handelskonflikt mit den USA, mit denen China einen hohen Handelsbilanzüberschuß erzielt. Angesichts des niedrigen Niveaus und des geringen Anstiegs der Lohnstückkosten in China dürfte sich die Verschlechterung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bisher in Grenzen halten.
Sofern es nicht zu einer deutlichen Verschärfung der Krise in Asien kommt, ist eine baldige Abwertung des Yuan daher nicht zu erwarten. Mittelfristig dürfte es eine leichte Abwertung infolge eines abnehmenden Leistungsbilanzüber-schusses und einer expansiven Finanzpolitik geben.
Sun Xiaoqing
Weiter Optimismus in der ostdeutschen Industrie
Laut Industrie-Umfrage des IWH beurteilten die rund 300 befragten Unternehmen in Ostdeutschland ihre Geschäftslage im September weiterhin günstig. Der Saldo aus positiven und negativen Meldungen stieg auf einen Skalenwert von 56 Punkten und verbuchte ein Plus von zwei Punkten zur vorangegangenen Umfrage im Juli. Gegenüber dem Urteil vor Jahresfrist entspricht das einer Zunahme um 14 Punkte. Nahezu vier Fünftel der Unternehmen bezeichneten ihre Ge-schäftslage "gut" oder "eher gut" und nur ein Fünftel "eher schlecht" oder sogar "schlecht". Damit hielt das seit einem Jahr beobachtete Stimmungshoch in der ostdeutschen Industrie ungebrochen an. Die Aufwärtsentwicklung wird am aktuellen Rand durch weiterhin steigende Auftragseingänge gestützt, insbesondere aus dem Ausland.
Zum Spitzenreiter wurde im September das Vorleistungsgütergewerbe, so die Steine-Erden-Industrie, das Holzgewerbe, die Gummiindustrie und die Kunststoffverarbeitung. Stark aufgeholt hat das Ge- und Verbrauchsgütergewerbe, hier vor allem die Nahrungsgüterproduktion. Die Investitionsgüterhersteller schätzten ihre Lage deutlich verhaltener als bei der vorangegangenen Umfrage im Juli ein.
Das andauernde Stimmungshoch wird in beträchtlichem Maße getragen von Unternehmen, die bereits im vergangenen Jahr kräftige Umsätze und eine gute Ertragslage verbuchten. Rund neun von zehn Unternehmen, die das Geschäftsjahr 1997 mit Gewinn abschlossen, meldeten auch im September eine "gute" oder "eher gute" geschäftliche Lage. Knapp eben soviel Unternehmen mit Umsatzsteigerungen beurteilten ihre geschäftliche Lage positiv. Dieser Zusammenhang war bei den Vorleistungsgüterproduzenten besonders eng. Fast alle Unternehmen, die 1997 Gewinn erwirtschafteten oder ihren Umsatz steigerten, äußerten sich zufrieden mit ihrer geschäftlichen Lage. Bei den Herstellern von Ge- und Verbrauchsgütern betrugen diese Anteile 89 vH bzw. 81 vH. All das spricht für eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage in der ostdeutschen Industrie.
Die Geschäftsaussichten wurden im September zwar gedämpfter als im Juli eingeschätzt. Es überwogen aber erneut deutlich die Optimisten, zu denen hier acht von zehn Befragten zählen. Damit sehen die Unternehmen hoffnungsvoll in die nahe Zukunft.
Doris Gladisch(dgl@iwh.uni-halle.de)
Criteria of this press release:
Economics / business administration
transregional, national
Research projects, Scientific Publications
German
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