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09/18/2018 16:34

Klinikübergreifendes Zentrum sorgt für kürzere und effizientere Therapie von Sepsis-Patienten

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

    Mit dem Comprehensive Sepsis Center setzen die Klinik Bavaria Kreischa und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden neue Maßstäbe bei der Versorgung von Patienten mit einer schweren, sich über die Blutbahn ausbreitenden Infektion. Das zum 1. Oktober 2018 mit einer Pilotphase startende Zentrum will die Überlebensrate von Sepsis-Patienten erhöhen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Im Vorfeld des Starts haben die Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen einen Behandlungspfad entwickelt, der alle Versorgungsphasen umfasst – von der intensivmedizinischen Akutbehandlung über die verschiedenen Phasen der Rehabilitation bis zur ambulanten Nachsorge.

    Vom Comprehensive Sepsis Center, das für eine koordinierte, telemedizinisch unterstützte Patientenversorgung steht, profitieren die Betroffenen und deren Angehörigen. Die Initiatoren des Zentrums erwarten sich eine verkürzte Aufenthaltsdauer in Akut- und Rehaklinik ebenso wie eine Reduktion der stationären Wiederaufnahmen. Die Arbeit des Comprehensive Sepsis Center wird wissenschaftlich begleitet und laufend weiterentwickelt. Die Klinik Bavaria und das Uniklinikum als Initiatoren tragen in der Pilotphase die zusätzlichen Kosten für das Zentrum. Ziel ist die Aufnahme in den Krankenhausplan des Freistaats.

    Bei einer Sepsis wehrt sich das Immunsystem so heftig gegen eine sich über die Blutbahn ausbreitende Infektion, dass es zu massiven Schäden am körpereigenen Gewebe kommt. Im schlimmsten Fall führt dies zum lebensgefährlichen Organversagen. Allein in Deutschland erleiden jährlich 150.000 Menschen eine Sepsis – mit steigender Tendenz bei Schweregrad und Gesamtanzahl. In mehr als einem Drittel der Fälle sterben die Patienten an der schweren Infektion selbst oder an deren Folgen. Aufgrund dieser hohen Sterblichkeit stehen die Ärzte unter dem hohen Druck, die Sepsis schnell zu erkennen und zu behandeln. Zudem machen die sehr unterschiedlichen Ursachen, die zu dieser schweren Infektion führen können, eine fachübergreifende Betreuung der Patienten notwendig. Die Komplexität der Sepsis führt dazu, dass viele der davon Betroffenen über Wochen auf einer Intensivstation liegen müssen. Hier können sie künstlich beatmet, zum Teil aber auch dialysiert oder mit dem ECMO-Verfahren versorgt werden. Dabei reichern die Intensivmediziner das Blut des Patienten außerhalb des Körpers mit Sauerstoff an.

    Auch nach überstandener Sepsis ist es für Ärzte, Therapeuten und Pflegende eine große Herausforderung, den Betroffenen den Weg zurück zu einem selbstbestimmten Leben zu ebnen. Viele der Patienten müssen sich alltägliche Dinge wie Gehen, Schlucken oder Sprechen neu aneignen. Halbjährige Aufenthalte in Reha-Kliniken sind dabei keine Seltenheit. Auch die Zahl derjenigen, die danach pflegebedürftig bleiben, ist sehr hoch.

    Nicht zuletzt durch ein größeres Bewusstsein in den Kliniken sowie durch neue Erkenntnisse zu Diagnose und Therapie der Blutvergiftung hat sich die Akutversorgung von Sepsis-Patienten in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Dem von der Klinik Bavaria und dem Dresdner Uniklinikum gegründeten Comprehensive Sepsis Center geht es nun darum, die einzelnen Behandlungsschritte umfassend miteinander zur verzahnen. „Das Universitätsklinikum und die Klinik Bavaria stehen jeweils für höchste Expertise in der Versorgung und Rehabilitation von Sepsis-Patienten. Da ist es nur konsequent, gemeinsam einen Weg einzuschlagen, um im Sinne der Patienten und des Gesundheitswesens Projekte zur weiteren Verbesserungen in der Therapie zu initiieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden.

    Rudolf Presl, Geschäftsführer der Klinik Bavaria Kreischa fügt hinzu: „Die Durchführung einer gemeinsamen Behandlungsverlaufsplanung - fach- und leistungssektorenübergreifend - dient dazu, die Erfahrungen der beiden Träger auszutauschen und zu koordinieren, so dass das Überleben und der Weg zurück in das aktive Leben als gemeinsames Zielprojekt mit dem Patienten und seinen Angehörigen eine noch größere Chance bekommt. Daran arbeiten alle Mitarbeiter gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen.“

    Comprehensive Center bündelt wissenschaftliche und medizinische Kompetenz

    Die Sepsis als komplexes, prinzipiell lebensbedrohliches Krankheitsbild bedarf einer eng abgestimmten fachübergreifenden Behandlung. Doch für die Therapie der schweren Blutvergiftung und deren Folgen gibt es bisher keine entsprechenden Behandlungszentren. Das steht im deutlichen Gegensatz zur Versorgung von Krebskranken oder Schlaganfallpatienten, für die viele Kliniken bereits entsprechende Strukturen etabliert haben. Das Dresdner Uniklinikum und die Klinik Bavaria wollen hier eine Wende einleiten. Derzeit gibt es weltweit keine integrierten Behandlungsangebote für die Zeit nach der intensivmedizinischen Akutbehandlung, also für die Therapie der Sepsisfolgen. Da diese Erkrankung nahezu alle Organsysteme umfassen kann, sind gerade hier spezifische Behandlungsangebote und -konzepte besonders wichtig. Diese sind seit Jahren in der Klinik in Kreischa vorhanden. – An dieser Stelle setzt das neue Comprehensive Sepsis Center an, in dem es die Erfahrungen des vor 15 Jahren etablierten Universitäts KrebsCentrums Dresden sowie des wenig später gestarteten „Schlaganfallversorgung in Ost-Sachsen Netzwerk“ – SOS-NET nutzt. Bereits bei diesen innovativen Versorgungsangeboten übernahm das Uniklinikum eine Vorreiterrolle. Es ist daher – im Sinne der Patienten – geboten, dass die beiden Partner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und die Klinik Bavaria Kreischa ihre Kompetenzen bündeln und dieses gemeinsame Behandlungsangebot für die Patienten schaffen.

    Das Modell eines medizinischen Comprehensive Center ist Maßstab des neuen Sepsis-Zentrums. Bei komplexen Krankheitsbildern stellt es eine umfassende Patientenversorgung sicher, in die nicht nur aktuelle Forschungsergebnisse einfließen, sondern deren Arbeit wissenschaftlich begleitet wird. Auch Aspekte der Lehre sowie der Fort- und Weiterbildung des ärztlichen, therapeutischen und pflegerischen Personals spielen eine wichtige Rolle. „Mit dem Comprehensive Sepsis Center entsteht ein übergreifendes Zentrum für wissenschaftliche und medizinische Kompetenz, auf deren Grundlage sich die Krankenversorgung auch regional verbessern lässt. Unser mittelfristiges Ziel ist es, durch Kooperationen mit Krankenhäusern der Region die Grundversorgung in der Fläche kontinuierlich zu optimieren“, sagt Prof. Thea Koch. Die Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie verantwortet gemeinsam mit Dr. Ulf Bodechtel vom Zentrum für fachübergreifende Intensivmedizin und Weaning, Akutrehabilitation und Rehabilitation der Klinik Bavaria das neue Sepsis-Zentrum.


    Contact for scientific information:

    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
    Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
    Direktorin: Prof. Dr. med. Thea Koch
    Tel.: 0351/ 4 58 4110
    E-Mail: Thea.Koch@uniklinikum-dresden.de
    www.uniklinikum-dresden.de/anae

    Klinik Bavaria Kreischa
    Zentrum für fachübergreifende Intensivmedizin und Weaning, Akutrehabilitation und Rehabilitation
    Chefärzte im Kollegialsystem: Dr. med. Ulf Bodechtel, Dr. med. Andreas Bauer
    Tel.: 035206 6-2054
    E-Mail: sekretariat.fachkrankenhaus@klinik-bavaria.de
    www.klinik-bavaria.de


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    Prof. Thea Koch (links), Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Uniklinikums verantwortet gemeinsam mit Dr. Ulf Bodechtel von der Klinik Bavaria
    Prof. Thea Koch (links), Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Uniklini ...
    Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Cooperation agreements, Organisational matters
    German


     

    Prof. Thea Koch (links), Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Uniklinikums verantwortet gemeinsam mit Dr. Ulf Bodechtel von der Klinik Bavaria


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