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09/19/2018 11:45

Privatbanken klären nur ungenügend über ihre nachhaltigen Investitionsangebote auf

Melanie Nyfeler Kommunikation
Universität Zürich

    Immer mehr Privatbanken bieten nachhaltige Anlagen für interessierte vermögende Kunden an. Wie unterscheiden sich die nachhaltigen Produkte? Und entspricht die Beratung den Erwartungen der Investoren? Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass die meisten der 15 untersuchten europäischen Banken noch Verbesserungspotential aufweisen.

    Weniger als ein Prozent der Menschheit kontrolliert über 50 Prozent aller Vermögen. Weltweit haben insbesondere diese vermögenden Investoren ein steigendes Interesse daran, ihr Geld nachhaltig und damit sozial, umweltfreundlich und nach ethischen Grundsätzen anzulegen. Diese Kapitalströme könnten entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung sein. Viele Banken haben dieses wachsende Kundensegment erkannt und entsprechende Anlagestrategien entwickelt. Aber wie hilfreich ist die nachhaltige Produktpalette der einzelnen Institute tatsächlich? Und wie gut wird der Kunde über diese Investitionsmöglichkeiten informiert?

    Leitbild, Portfolio und Dienstleistungen untersucht

    Zwei Wissenschaftler des "Centers for Sustainable Finance and Private Wealth" der Universität Zürich sind diesen Fragen nachgegangen. Taeun Kwon und Falko Paetzold haben 15 europäi-sche Banken auf ihr nachhaltiges Angebot für vermögende Kunden hin untersucht - von der französischen BNP Paribas und der niederländischen Triodos Bank bis zur UBS, Credit Suisse, Zürcher Kantonalbank oder der Privatbank Edmond de Rothschild. Unter die Lupe genommen wurden das Leitbild der Bank, das Angebotsspektrum sowie die dazu gehörenden Dienstleistun-gen.

    "Es sind gute, nachhaltige Anlageangebote im Markt vorhanden. Allerdings sind die Unterschie-de gross und die Bandbreite kann je nach Bank zwischen 5 und 108 Produkten variieren", erklärt Taeun Kwon, Erstautorin und Leiterin des Private Banking Programms. "Einige Institute versu-chen, Nachhaltigkeit in ihr gesamtes Angebotsspektrum zu integrieren und andere setzen auf ergänzende nachhaltige Produkte. Aber die wirklich für den Investor interessanten Angebote, die strategisch durchdacht sind und auch eine signifikant positive Wirkung erzielen, sind noch eher selten." Im Bericht am besten abgeschnitten haben die beiden auf Sustainability spezialisierten Globalance Bank aus der Schweiz und die niederländische Triodos Bank. Die anderen Institute - einschliesslich UBS und Credit Suisse - entsprechen mit individuellen Stärken und Schwächen in etwa dem Branchendurchschnitt.

    Zu wenig aktive Einflussnahme möglich

    Allerdings bleiben die Angebote dort hinter den Erwartungen zurück, wo das Interesse der Anle-ger am grössten wäre. "Alle Banken kaufen für ihre Kunden Aktien und Fonds und hoffen, dass der Preis steigt und integrieren Nachhaltigkeitsaspekte in den entsprechenden Angeboten. Aber nur sehr wenige engagieren sich aktiv in den Beteiligungsunternehmen und bewirken Nachhalti-ges", sagt Falko Paetzold, Gründer und Managing Director des "Centers for Sustainable Finance and Private Wealth". So bietet erst die Hälfte der Finanzinstitute Abstimmungsdienstleistungen für Aktien an. Dank des Aktienstimmrechts kann der Investor unter Umständen die Unterneh-menspolitik der Beteiligungsfirma in Richtung Nachhaltigkeit beeinflussen. Für Privatanleger, die explizit Mitbestimmung ausüben wollen, sei diese Möglichkeit zwar möglich, aber bisher nur be-schränkt verfügbar, bemängeln die Autoren.

    Kundenbetreuer oft zu wenig gut ausgebildet

    Gerade Privatanleger sind häufig am Thema Nachhaltigkeit interessiert, sind aber bei ihren Inves-titionen auf ihre Kundenberater angewiesen. Und genau dort kommt es zu einem Engpass: "Wir hören vielfach, dass Kunden ihre Bank verlassen, weil der Berater ihnen kein nachhaltiges Anla-geangebot machen kann. Dabei wissen wir, dass die Bank solche Produkte anbietet", sagt Taeun Kwon.

    Laut Bericht bildet nur jede zweite Bank ihre Kundenberater in der Pflichtausbildung über nach-haltige Investitionsmöglichkeiten aus. Und selbst dann beschränkt sich der Unterricht auf 2 bis 4 Stunden. "Kundenberater brauchen mehr Training, um sich im Thema wohl zu fühlen und ein professionelles Gespräch über nachhaltige Investitionen führen zu können", folgert Kwon. Auch müsse mehr interne organisatorische Unterstützung erfolgen. Punkto Dienstleitungen haben sich neben den beiden spezialisierten Banken vor allem die Finanzinstitute Lombard Odier und Pictet gut positioniert. Alle an der Untersuchung beteiligten Banken sind sich jedoch bewusst, dass sie ihre Berater besser über ihre nachhaltige Produktpalette zu informieren und sie entsprechend schulen müssen.

    Orientierungshilfe für Privatanleger und Banken

    Der Bericht "Sustainable Investing Capabilities of Private Banks" des "Centers for Sustainable Finance and Private Wealth" (CSP) der Universität Zürich bietet eine Orientierungshilfe sowohl für Privatanleger wie für Privatbanken, die an nachhaltigen Anlagen interessiert sind. Er unter-sucht führende Privatbanken wie UBS und Credit Suisse und gibt einen repräsentativen Über-blick über das Angebot an nachhaltigen Anlagen im europäischen Private Banking. Die einzel-nen Profile sind für Privatanleger interessant, die ihre eigenen Banken analysieren und mit an-deren Akteuren vergleichen wollen. Für die Geldinstitute selber bietet der Bericht eine Auswer-tung ihre eigenen Positionen sowie Fallstudien zu bewährten Verfahren.

    Der Bericht "Sustainable Investing Capabilities of Private Banks - Report #2: Assessment of 15 European Private Banks" ist zu beziehen unter www.csp.uzh.ch.


    Contact for scientific information:

    Kontakte:
    Taeun Kwon
    Head of Private Banking Programs
    Center for Sustainable Finance und Private Wealth
    Universität Zürich
    Tel. +41 44 634 35 97
    E-Mail: taeun.kwon@bf.uzh.ch

    Dr. Falko Paetzold
    Managing Director
    Center for Sustainable Finance and Private Wealth
    Universität Zürich
    Tel. +41 44 634 35 97
    E-Mail: falko.paetzold@bf.uzh.ch


    More information:

    https://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2018/Banken.html


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Economics / business administration
    transregional, national
    Research results
    German


     

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