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09/24/2018 18:12

Eine Frage der Macht

Dr. Boris Pawlowski Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    Abteilung für Regionalgeschichte der Universität Kiel veranstaltet internationalen Nachwuchsworkshop zu Bischöfen im Mittelalter vom 1. bis 3. November in Minden/Westfalen.

    Sie leiteten Bistümer und hielten Predigten, sie wirkten als Richter und zogen in den Krieg: Bischöfe waren zentrale und einflussreiche Figuren der mittelalterlichen Gesellschaft. Ihre Doppelfunktion als geistliche und weltliche Fürsten bot nicht nur viele Handlungsspielräume, sondern auch Konfliktpotential. Zu diesem Thema veranstaltet die Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) vom 1. bis 3. November 2018 einen internationalen Nachwuchsworkshop mit dem Titel „Der Bischof im mittelalterlichen Reich. Aktuelle Forschungsansätze und Perspektiven“. Veranstaltungsort ist Minden in Westfalen, im Mittelalter selbst Bischofssitz. Die Tagung richtet sich insbesondere an Nachwuchsforschende der Geschichtswissenschaft und verwandter Fachbereiche, Interessierte sind herzlich eingeladen. In einem öffentlichen Abendvortrag am Freitag, 2. November um 19.30 Uhr beleuchtet Professor Thomas Vogtherr von der Universität Osnabrück das Leben und Wirken von Benno II. von Osnabrück, der von 1068 bis 1088 dort Bischof war.

    Lange Zeit wurden Bischöfe in der Geschichtswissenschaft vor allem als getreue Anhänger ihres Königs oder der Kirche verstanden. Erst seit kurzem nimmt die Forschung Bischöfe als eigenständige Akteure stärker in den Blick. „Das Spätmittelalter bietet dazu eine Fülle an Quellen. Insbesondere kleine Bistümer in Norddeutschland sind noch wenig erforscht – hier ist noch viel zu tun“, erklärt Frederieke Maria Schnack, die an der CAU über die Bischöfe von Minden promoviert und die Tagung zusammen mit Dr. Nina Gallion, ebenfalls CAU, organisiert. In insgesamt 15 Vorträgen stellen Promovierende sowie Postdoktorandinnen und -doktoranden ihre aktuellen Forschungsprojekte zu Bischöfen vom Frühmittelalter bis zur Reformation vor. Themenschwerpunkte sind Handlungsfelder auf Reichs-, Bistums- und kurialer Ebene, wozu das geistliche Wirken, politische Aktivitäten, Wirtschaft und Finanzen sowie Legitimation und Repräsentation zählen. Zum Programm gehört auch eine Führung durch den Mindener Dom und Domschatz, die den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern die Bedeutung einer mittelalterlichen Bischofsherrschaft in politischer und kultureller Hinsicht exemplarisch näherbringen will.

    Durch ihre sowohl geistlichen als auch weltlichen Aufgaben mussten sich Bischöfe im Mittelalter nicht nur mit dem Papst, sondern auch mit dem König oder Kaiser gut stellen. „Als Bischof lebte man in dieser Zeit gefährlich“, so Historikerin Gallion. Die vielversprechenden Handlungsspielräume des Bischofsamts führten außerdem zu einer großen Konkurrenzsituation. Da Bistümer nicht vererbt wurden, wurde die Frage der bischöflichen Nachfolge zur strategischen Aufgabe ganzer Adelshäuser. „Familien betrieben oft sehr taktische Planungen, um Bistümer in die Hand männlicher Nachkommen zu bringen“, betont Schnack. Ziel war es, möglichst viele Bischofssitze in einer Region zu besetzen, um so die Macht der eigenen Familie zu vergrößern.

    Umso ungewöhnlicher war es, dass sich ein Bischof wie Benno II. von Osnabrück zwanzig Jahre im Amt halten konnte. Er steht im Fokus des öffentlichen Abendvortrags am 2. November mit dem Titel „Bischof Benno II. von Osnabrück (1068-1088) – Reichsfürst im Investiturstreit und Urkundenfälscher“. Professor Thomas Vogtherr von der Universität Osnabrück wird auf Bennos Rolle im sogenannten Investiturstreit als Gefolgsmann Kaiser Heinrichs IV. eingehen. Über Jahrzehnte stritten im mittelalterlichen Europa Papst- und Kaisertum darum, ob geistliche oder weltliche Mächte Bischöfe einsetzen durften. Die Lebensbeschreibung Bennos enthält zahlreiche Episoden aus dieser Zeit. Ein weiteres seiner Wirkungsfelder bleibt dort jedoch unerwähnt: Bischof Benno II. gilt auch als einer der erfolgreichsten Urkundenfälscher des Mittelalters. „Das war damals durchaus übliche Praxis. Urkunden waren ein Beweis von besonderer Legitimation. Wer geschickt darin war, sie zu erstellen, konnte – wie Benno II. – seinen Besitz behaupten oder vergrößern“, erläutert Gallion den zweiten Aspekt des Vortrags.

    Anmeldungen zur Tagung sind noch bis zum 17. Oktober unter nina.gallion@email.uni-kiel.de möglich. Für die Teilnahme am öffentlichen Abendvortrag ist keine Anmeldung erforderlich.

    Das Wichtigste in Kürze:
    Was: Internationaler Nachwuchsworkshop „Der Bischof im mittelalterlichen
    Reich. Aktuelle Forschungsansätze und Perspektiven“
    Wann: Donnerstag, 1. November, bis Samstag, 3. November
    Wo: Haus am Dom, Kleiner Domhof 30, 32423 Minden

    Was: Öffentlicher Abendvortrag „Bischof Benno II. von Osnabrück (1068-1088) –
    Reichsfürst im Investiturstreit und Urkundenfälscher“, Referent: Prof. Dr.
    Thomas Vogtherr, Universität Osnabrück
    Wann: Freitag, 2. November, 19.30 Uhr
    Wo: Haus am Dom, Kleiner Domhof 30, 32423 Minden

    Programm zur Tagung:
    http://www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2018/311-Bischof...

    Plakat zur Tagung:
    http://www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2018/311-Bischof...

    Zu Prof. Dr. Thomas Vogtherr:
    Vogtherr ist seit 2001 Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Osnabrück. Von 1993 bis 2001 war er Inhaber der Professur für Historische Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig. Von 2006 bis 2016 leitete er die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen. Er ist Korrespondierendes Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen.

    Ein Bild steht zum Download bereit:
    https://www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2018/311-Bischo...
    Bildunterschrift: Eine sogenannte Mitra, die traditionelle Kopfbedeckung eines Bischofs, aus dem Mindener Domschatz, ca. 1425–1430, Kunstgewerbemuseum Berlin, Inv.Nr. K 6156
    © Foto: Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Fotograf: Hans-Joachim Bartsch

    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    Presse, Kommunikation und Marketing, Dr. Boris Pawlowski, Text: Julia Siekmann
    Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
    E-Mail: presse@uv.uni-kiel.de, Internet: www.uni-kiel.de
    Twitter: www.twitter.com/kieluni, Facebook: www.facebook.com/kieluni


    Contact for scientific information:

    Dr. Nina Gallion
    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    Historisches Seminar
    Abteilung für Regionalgeschichte
    E-Mail: nina.gallion@email.uni-kiel.de
    Tel.: 0431 880-1061

    Frederieke Maria Schnack (M.A.)
    E-Mail: schnack@histosem.uni-kiel.de


    More information:

    http://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/eine-frage-der-macht/


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    Eine Mitra, die traditionelle Kopfbedeckung eines Bischofs, aus dem Mindener Domschatz, ca. 1425–1430, Kunstgewerbemuseum Berlin, Inv.Nr. K 6156
    Eine Mitra, die traditionelle Kopfbedeckung eines Bischofs, aus dem Mindener Domschatz, ca. 1425–143 ...
    © Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Fotograf: Hans-Joachim Bartsch
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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    History / archaeology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

    Eine Mitra, die traditionelle Kopfbedeckung eines Bischofs, aus dem Mindener Domschatz, ca. 1425–1430, Kunstgewerbemuseum Berlin, Inv.Nr. K 6156


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