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10/24/2018 11:53

Die Gletscher schmelzen 25 Jahre Stralsunder Energie-Symposium „Nutzung regenerat. Energiequellen

Veronika Packebusch Hochschulkommunikation
Hochschule Stralsund

    Zum Ende des vorigen Jahrhunderts haben Forscher der russischen Antarktis-Expeditionen Wostok den CO2-Gehalt der Luft über Jahrtausende hinweg in Bohrkernen aus dem ewigen Eis bestimmt. Die Auswertung ergab einen deutlichen CO2- Anstieg seit dem Beginn der Industrialisierung mit der immer stärkeren Nutzung von Kohle, Öl und Erdgas. Klimaforscher fanden eine Korrelation zur ansteigenden mittleren Temperatur der Erdatmosphäre. Verantwortungsvolle Wissenschaftler wie E. U. von Weizsäcker forderten seit dem, den Verbrauch von fossilen Energieträgern zurückzufahren. Denn die Klimaänderung ist keine Glaubensangelegenheit, sie ist messbare Realität.

    Da der Energiebedarf beständig steigt, müssen verstärkt regenerative Energiequellen genutzt werden. Den Anteil von Wasserkraft und Geothermie zu erhöhen, erweist sich als besonders aufwändig und auch schwer durchsetzbar. So begann in den Achtzigerjahren der praktische Einsatz von Photovoltaik- und Windenergieanlagen. Die erste kommerzielle Windkraftanlage in Mecklenburg-Vorpommern ging am 10. Oktober 1989 in Wustrow auf dem Fischland ans Netz, damit war sie auch die erste in der DDR. Dank eines für viele Länder zum Vorbild gewordenen Einspeisegesetzes für erneuerbare Energien gestaltete sich die Erzeugung grünen Stroms zu einer Erfolgsstory in Deutschland, auch trug sie deutlich zur Industrialisierung Mecklenburg-Vorpommerns bei.
    Damit kam aber auch elektrolytisch erzeugter Wasserstoff zur Energie-speicherung ins Spiel: Elektrische Netze sind nur bedingt in der Lage, schwankende Anteile wie Wind- oder PV-Strom aufzunehmen. Zur Vergleichsmäßigung müsste der grüne Strom in großem Stil gespeichert werden, um ihn im Bedarfsfall wieder einzuspeisen. Wasserstoff ist dazu als Kraftstoff für Gasmotore und -turbinen einsetzbar, die wiederum mit E-Generatoren gekoppelt sind, effizienter ist die direkte Stromerzeugung in Brennstoffzellen. Die Begrenzung der Wasserstoffnutzung auf den Stromsektor führt absehbar zur Kostenexplosion, während die erforderliche Dekarbonisierung eine viel breitere Nutzung der Wassersstofftechnologie notwendig macht: In der zukünftigen CO2-armen Wirtschaft übernimmt der grüne Wasserstoff nämlich eine Schlüsselrolle. Er ersetzt nicht nur den konventionellen Wasserstoff, der hauptsächlich aus Erdgas unter Freisetzung von CO2 hergestellt wird, sondern kann die Energiebedarfe in der Mobilität, Wärmebereitstellung und in der (chemischen) Industrie nachhaltig und CO2-frei bedienen. Hochgerechnet wird ein CO2-freies Deutschland dazu im Jahr 2050 die heutige weltweite Wasserstoffproduktion als Elektrolyseurkapazität benötigen.
    Während der in Süddeutschland wirkende Vordenker Ludwig Bölkow die Kombination von Photovoltaik und Wasserstoff ins Auge fasste und die Stromerzeugung für Europa in Nordafrika vorschlug, entschied sich die inzwischen gegründete Hochschule in Stralsund für die Verknüpfung von für den Norden typisch gewordenen Windparks mit der Elektrolyse. In Stralsund wurde 1996 auf der Basis einer 100-kW-Windernergieanlage und eines 20-kW-Elektrolyseurs ein erstes Wasserstoff-Speicher-Kraftwerk im Labormaßstab eingeweiht: Außer der direkten Nutzung des grünen Wasserstoffs erfolgte seine Rückverstromung im mischgasbetriebenen Blockheizkraftwerk. Aller Anfang ist klein… Jedenfalls waren dies erste Schritte zu den heutzutage als Power-to-Gas bezeichneten Technologien, die mehr als zehn Jahre später weltweit mit einer Vielzahl von Projekten als wichtiges Element für eine erfolgreiche Energiewende begriffen wurden.
    Diese spannende Entwicklung konnten tausende Ingenieure, die sich am Stralsunder Energiesymposium in den vergangenen 25 Jahren beteiligt haben, nicht nur kommentierend mitverfolgen. Die Konferenz gestaltete den Weg zur Energiewende mit. Studien, Projekte, Diskussionen, das Finden von Projektideen, Projektpartnern, Arbeitsgruppen, Austausch und Anregungen – all dies kennzeichnet so ein Symposium. Strategische und kurzfristige Ziele und Umsetzungen werden aufgezeigt, ermöglichen die Einordnung eigenen Engagements und den Studierenden einen motivierenden Berufseinstieg.
    Die Stralsunder sind Mitglied in einer Reihe überregionaler Forschungs-verbünde, die mit ihren Arbeiten die Konferenz wesentlich prägen. Im Projekt „Netz-stabil“ wird insbesondere die Verbindung der Sektorenkopplung mit der Schaffung wirtschaftlich betreibbarer Speicher und die Übernahme von Netzdienstleistungen durch Einspeiser, Speicher und Verbraucher bearbeitet. „Metha-cycle“ widmet sich der Auslegung von Methanol-Speicherkreisen unter Nutzung von Elektrolysewasserstoff. Das Verbundprojekt „ELMAR“ will die Umsetzung emissionsfreier Schiffsantriebe in der Region u.a. angesichts der norwegischen Vorgabe CO2-freier Fjordschiffahrt ab 2026 voranbringen. Die Etablierung der für die Energiewende notwendigen neuen Technologien in der technischen Umsetzung als auch gesellschaftlichen Verankerung wird der Unternehmens- und Institutsverbund „Campfire“ begleiten.
    Dies sind gute Gründe zum Besuch des Stralsunder Energiesymposiums. Die Veranstalter laden herzlich zur Teilnahme am diesjährigen 25. ein! Außer den ideellen Inhalten gibt es den erfahrungsgemäß gern angenommenen Laborrundgang, Probefahren der Brennstoffzellen-SUV’s (Fahrerlaubnis nicht vergessen!), Techniktouren zur Basisstation des größten deutschen Ostseewindparks und zum Max-Planck-Institut für Plasmaphysik – insgesamt also einen Besuch in der zukünftigen Energiewirtschaft.
    Ein Gefühl für studentische Motivation an den Grenzen des physikalisch Machbaren gibt das Team ThaiGer-H2-Racing mit seinen Leichtrennwagen. Der zweimalige Europameistertitel bei den Wasserstoff-Prototypen und ein hervorragender 4. Platz des Schülerteams GreenDrive bei den Batterie-Prototypen dokumentieren die gelebte Verbindung von Teamgeist und fachlicher Brillianz.
    Die Stralsunder Hochschule tut etwas, damit das Schmelzen der Gletscher eingedämmt werden kann. Sie auch?
    Termin: 7. – 10.11.2018
    Programm unter
    https://www.hochschule-stralsund.de/forschung-und-transfer/institute/institut-fu...
    Konferenzbeitrag: 120 €, Tageskarte 60 €
    Kostenfreie Teilnahme für Schüler, Studierende, Referenten und Mitglieder der Hochschule Stralsund
    -------------------------------------------------------------

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    am Donnerstag, den 8. November um 12:30 Uhr findet für Pressevertreter ein Pressegespräch mit Referenten und den Organisatoren statt. Ort: Haus 4, Raum 300b.


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    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils
    Energy
    transregional, national
    Scientific conferences
    German


     

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