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11/19/2018 10:39

HoF-Publikation: Verwaltung und Bürokratie an Hochschulen – tatsächliche und wahrgenommene Belastung

Kerstin Martin Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Für die Hochschulorganisation waren in den vergangenen 20 Jahren zwei Reformen prägend: die New-Public-Management-inspirierten Governance-Reformen und der Bologna-Prozess. Sie sind mit Organisationslasten verbunden, die den Hochschulen im Zuge neuer Anforderungen aufgeladen werden. Dabei ist zwischen tatsächlichen und wahrgenommenen Belastungen zu unterscheiden.

    Die Governance-Reformen und der Bologna-Prozess waren mit zwei zentralen Versprechen verbunden: Erstere versprach, Entstaatlichung werde mit Entbürokratisierung verbunden sein, und die Studienstruktur-Reform versprach, die Strukturierung erbringe eine Entlastung von den bisher nötigen fortwährenden Improvisationsanstrengungen. Dem stehen gegenteilige Wahrnehmungen des wissenschaftlichen Personals gegenüber: Die Entstaatlichung habe neue Bürokratieanforderungen gebracht, und die Verwaltung der strukturierten Studiengänge ginge mit neuen Belastungen einher. Die Hochschulen haben darauf vor allem auf zwei Wegen reagiert: durch die Einführung von Hochschulmanagementstrukturen neben der herkömmlichen Verwaltung und die Weiterentwicklung digitaler Assistenzsysteme. HoF hat die Wirkungen untersucht und wie diese sich zu den Wahrnehmungen verhalten.

    Die Begründung für eine größere Zahl der neuen Prozesse an den Hochschulen ist, dass damit Leistung und Qualität gesteigert werden sollen. Zugleich aber mindert der Zeitverbrauch für organisatorischen Aufwand, der dabei auf Seiten des wissenschaftlichen Personals entsteht, die Zeitressourcen, die für qualitativ hochwertige Leistungserbringung aufgewendet werden können. Zusammen mit daraus folgenden Motivationseinschränkungen und Aufwandsausweichstrategien verdichtet sich dies zu einem Risikosyndrom: Es entstehen Risiken für die Qualität von Lehre und Forschung, die ihre Ursache gerade in Bemühungen um die Entwicklung der Qualität von Lehre und Forschung haben.

    Will man entgegensteuern, sind es insbesondere die digitalen Unterstützungssysteme, die entsprechende Aufmerksamkeit verlangen. Deren nutzerfreundliche Gestaltung wird im allgemeinen mit dreierlei assoziiert: niedrigschwellig im Einstieg, komfortabel und flexibel in der Nutzung. Um dahin zu gelangen, wird ein Wechsel im organisationalen Handeln benötigt: von der vorrangig angebots- zu einer strikt nutzerorientierten Systemgestaltung und -bereitstellung. Diese muss vom Nutzer, dessen jeweiligen Bedürfnissen, Fertigkeiten, Funktionserfordernissen und Gewohnheiten her gedacht werden. Da sich Hochschulen wie Gesellschaft im Zeitalter des Frühdigitalismus befinden, empfiehlt es sich, an der jeweiligen Hochschule einvernehmlich Standards zu definieren, denen mit einer umzusetzenden Digitalisierungspolicy fortwährend Geltung verschafft werden soll.

    Daneben kann ein Be- und Entlastungsmonitoring ein zielführendes Instrument sein, um die Organisationslasten für die Wissenschaftler.innen zu verringern: Im Zuge (ohnehin) stattfindender Änderungen bzw. Neuerungen wird systematisch geprüft, welche Aufgaben für Hochschullehrende hinzukommen und welche entfallen. Kommt es zur Mehrbelastung an einer Stelle, ist zu fragen, an welcher anderen Stelle entlastet werden kann. Bestandteil eines solchen Monitorings müssen nichtintendierte Effekte sein, da diese zwar unbekannt sind, aber auf jeden Fall eintreten. Nicht das Erwartete, sondern das Unerwartete muss in den Status des Normalen gerückt werden. Dies reduziert zum einen Überraschungseffekte. Es erleichtert zum anderen die systematische Vorausschau, um solche Nebeneffekte erahnen oder voraussehen zu können. Damit steigen die Chancen, dass sich diese umpolen bzw. neutralisieren lassen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Peer Pasternack (peer.pasternack@hof.uni-halle.de)


    Original publication:

    Peer Pasternack / Sebastian Schneider / Peggy Trautwein / Steffen Zierold: Die verwaltete Hochschulwelt. Reformen, Organisation, Digitalisierung und das wissenschaftliche Personal, BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, 361 S. ISBN 978-3-8305-3898-1.


    More information:

    https://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/Pasternack_et_al_2018_Hochschulwelt... - Inhaltsverzeichnis und Zentrale Ergebnisse


    Images

    Pasternack/Schneider/Trautwein/Zierold: Die verwaltete Hochschulwelt
    Pasternack/Schneider/Trautwein/Zierold: Die verwaltete Hochschulwelt

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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Cultural sciences, Economics / business administration, Politics, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Pasternack/Schneider/Trautwein/Zierold: Die verwaltete Hochschulwelt


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