Erkenntnisse einer Podiumsdiskussion auf dem Global Forum for Food and Agriculture
Wie der letzte Sommer gezeigt hat, fügen langanhaltende Trockenperioden mittlerweile auch in der Landwirtschaft Mitteleuropas massiven Schaden zu und bedrohen die Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung. Das wirksame Gegensteuern erfordert den Einsatz modernster Technologie, um exakte Ertragsdaten zu erfassen und auszuwerten. Vor diesem Hintergrund kamen am 18. Januar 2019 auf dem Fachpodium „Digitaler Kampf gegen die Dürre – Neue Technologien und Herausforderungen ihrer Umsetzung“ in Berlin mehr als 130 internationale Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um über die bisherigen Erkenntnisse, digitale Lösungsansätze und Implementierungshindernisse zum Thema zu diskutieren. Organisiert wurde das Fachpodium vom IAMO gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft/German Agribusiness Alliance beim Ost-Ausschuss - Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft e.V. und dem Deutsch-Chinesischen Agrarzentrum.
In seiner Eröffnungsrede wies Michael Stübgen, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundeministerin für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), auf die Probleme im Agrarsektor durch zunehmende Extremwetterereignisse hin. Spürbare Auswirkungen des Klimawandels sind vor allem Dürreperioden, wie sie im letzten Sommer auch in Deutschland auftraten. Ernteeinbußen und der zunehmende Bedarf an Nahrungsmitteln weltweit erfordern den Einsatz nachhaltiger Pflanzenbausysteme und neuartiger Pflanzenzüchtungen. „Auch der Bereich des Risikomanagements muss von Seiten der Wirtschaft, Wissenschaft aber auch Politik weiterentwickelt und verbessert werden. Forschungsprojekte wie am IAMO helfen dabei, geeignete Technologien zur Datenerfassung und -auswertung zu identifizieren und Klimaversicherungen zu etablieren“, erläuterte Stübgen.
In seinem Statement erörterte Vizeminister Dr. Qu Dongyu, Ministry for Agriculture and Rural Affairs, China, welche große Bedeutung innovatives Management und Marketing in der Landwirtschaft zur Unterstützung der Kleinbauern in China habe. Nur durch den Einsatz digitaler Technologien und das Angebot an Versicherungsleistungen können die Landwirte die Risiken aufgrund vorhandener Umwelteinflüsse zukünftig bewältigen. Die Regionalplanung ist dabei genauso wichtig, wie die internationale Zusammenarbeit, um Anbau- und Marktbedingungen zu verbessern. So stellte Dongyu heraus, dass der weltweite Austausch und die Vernetzung hinsichtlich weiterentwickelter Anbaukulturen und -systeme bei der chinesischen Regierung einen hohen Stellenwert einnehmen.
Vizeministerin Dr. Olga Trofimtseva, Ministry for Agricultural Policy and Food, Ukraine, führte aus, dass Endwaldung, Wassermangel und Verschlechterung der Bodenqualität auch in der ukrainischen Landwirtschaft große Herausforderungen darstellen. Durch automatisierte Bewässerungs- bzw. Entwässerungssysteme sowie digitaler Berechnungen für den Einsatz von Kulturen, Pestiziden und Insektiziden lassen sich Ernteverluste erheblich minimieren und Ressourcen schonen. Digitale Entwicklungen werden aber auch zunehmend in der Infrastruktur, im Exporthandel und in der Nachverfolgbarkeit von Produkten eingesetzt. Trofimtseva betonte, dass der grenzüberschreitende Datenaustausch, die globale Vernetzung und der Export neuartiger Technologien einen wesentlichen Lösungsansatz für die akuten Probleme im Agrarsektor darstellen.
IAMO-Wissenschaftlerin Dr. Lena Kuhn berichtete über ihre Forschungsaktivitäten hinsichtlich des Risikomanagements in der Landwirtschaft zentralasiatischer Länder. Um das Risiko für Ernteausfälle bestimmter Regionen und einzelner Landwirte zu prognostizieren, werden verschiedene Datenquellen, etwa Satelliten- und Drohnendaten erfasst, gesammelt und ausgewertet. Feldversuche in Kirgisistan haben gezeigt, dass Landwirte innovativen Methoden des Risikomanagements grundsätzlich aufgeschlossen sind, derartige Instrumente aber immer an die wirtschaftlichen Kapazitäten und Bedürfnisse der Landwirte angepasst werden müssen. Die Sensibilisierung der Landwirte für den Einsatz digitaler Technologien und neuartiger Risikomanagementinstrumente, insbesondere indexbasierter Dürreversicherungen, stelle im Rahmen des Forschungsprojektes „Klimaresilienz durch Agrarversicherungen - Innovationstransfer zur nachhaltigen ländlichen Entwicklung in Zentralasien“ eine besondere Herausforderung dar.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion erläuterte Xu Zhenyu, Vorstandsvorsitzender der Anhui Longcom Internet of Things Co., China, wie in seinem Unternehmen für Kleinbauern optimierte Anbaukonzepte erarbeitet werden. Auf Grundlage von IdD-Technologien beschäftigt sich das Unternehmen mit der automatischen und intelligenten Erfassung, Übertragung und Datenverwaltung von Wetterinformationen. So werden Daten zur Wassermenge, Luftfeuchtigkeit, Bodenbeschaffung und -qualität gesammelt und ausgewertet, um daraufhin automatische Systeme für die Landwirtschaft zu entwickeln und einzusetzen.
Lionel Born, Strategiechef bei Spacenus GmbH, präsentierte in seinem Statement die wesentlichen Vorteile satellitengestützter Tools für die Landwirtschaft. Sein Unternehmen entwickelt Technologien, die auf künstlicher Intelligenz und Satellitenbildern basieren, um das landwirtschaftliche Potenzial auszuschöpfen. Auch wenn sich die Applikationen durch relativ geringe Investitionskosten und einer einfachen Dateneingabe auszeichnen, finden die Anwendungen bei den Landwirten bisher noch nicht ausreichend Zuspruch. Daher sollen zukünftig neue technologische Einsatzgebiete für alle Landwirte entwickelt werden.
Über die Risikoabsicherungen im Agrarsektor sprach auf dem Podium Alexa Mayer-Bosse, Bereichsleiterin für Business Development and Origination, Agro and Weather Risks von der Munich Re. Sie machte deutlich, dass die Zusammenarbeit mit Behörden, Wirtschaft und wissenschaftlichen Institutionen bei der Datenerfassung und -abgleichung ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung tragfähiger Agrarversicherungssysteme und -produkte sei. Auf Basis verfügbarer Daten können Landwirte ihr Risiko für Ernteverluste selbst abschätzen und sich ggf. durch die entsprechende Versicherung absichern.
Torsten Spill, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft beim Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft e.V., moderierte die Podiumsdiskussion.
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Über das GFFA
Das 11. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) fand vom 17. bis 19. Januar 2019 unter dem Titel „Landwirtschaft digital – Intelligente Lösungen für die Landwirtschaft der Zukunft“ in Berlin statt. Es ist eines der größten internationalen agrarpolitischen Fachforen. Es wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Kooperation mit dem Senat von Berlin, der Messe Berlin GmbH und dem GFFA Berlin e.V. veranstaltet. Allgemeine Informationen zum GFFA 2019 erhalten Sie auf der Konferenzwebseite: www.gffa-berlin.de.
Über das IAMO
Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Das IAMO leistet dabei einen Beitrag zum besseren Verständnis des institutionellen, strukturellen und technologischen Wandels. Darüber hinaus untersucht es die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor sowie die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung. Für deren Bewältigung werden Strategien und Optionen für Unternehmen, Agrarmärkte und Politik abgeleitet und analysiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.
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GFFA-Fachpodium mit den Gästen Dr. Lena Kuhn, Dr. Qu Dongyu, Xu Zhenyu, Torsten Spill, Dr. Olga Trof ...
Foto: Peter Himsel © OAOEV
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Criteria of this press release:
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