Interdisziplinäres Projekt an der Universität Jena soll Fachkräftemangel lindern
In Thüringen herrscht Fachkräftemangel – ein Problem, das in Zukunft sicher noch zunehmen wird. Ein Wissenschaftlerteam von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) hat jetzt ein interdisziplinäres Forschungsprojekt begonnen, um die Akzeptanz internationaler Fachkräfte in den Unternehmen zu erhöhen. Das Projekt „WOM – Weltoffen miteinander arbeiten in Thüringen. Maßnahmen zur Steigerung der personalpolitischen Zukunftsfähigkeit Thüringer Unternehmen“ wird durch den Freistaat Thüringen mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziell gefördert. Das Fördervolumen liegt (inklusive eines Eigenanteils) bei 1,6 Millionen Euro für die Dauer von drei Jahren.
„In manchen Branchen ist der Fachkräftemangel bereits eklatant“, sagt Prof. Dr. Jürgen Bolten vom Bereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Uni Jena. Ein Indikator für diesen Befund sei die Vakanzzeit, also die Zeitspanne, die bei der Neubesetzung einer freien Stelle vergeht. In Betrieben der Metallbearbeitung liege sie in Thüringen bei durchschnittlich 165 Tagen, das ist 55 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. Noch krasser sieht es bei Bodenverlegebetrieben aus: Bei freien Stellen wird hier im Schnitt 189 Tage lang ein Nachfolger gesucht.
„Natürlich könnten Arbeitslose rekrutiert werden, doch ihnen fehlt oft die gefragte Qualifikation“, sagt Prof. Dr. Sebastian Henn. Der Wirtschaftsgeograph von der Uni Jena hat bereits in einem Vorläufer-Projekt untersucht, ob internationale Fachkräfte den Mangel auf dem heimischen Arbeitsmarkt abstellen können. Seine Expertise fließt in das neue Projekt mit ein.
Ziel ist eine neue Willkommenskultur
„Ein Schlüssel ist die Akzeptanz von internationalen Arbeitskräften sowohl im Unternehmen als auch in der Bevölkerung insgesamt“, sagt Prof. Dr. Silke Übelmesser von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, die ebenfalls am Vorgänger-Projekt beteiligt war. Immerhin verzeichnete der Thüringen-Monitor zuletzt, dass 36 Prozent der Thüringerinnen und Thüringer der Ansicht sind, dass Thüringen „überfremdet“ sei, was einen deutlichen Anstieg seit 2016 bedeutet. Hier gelte es, mit rationalen Argumenten gegenzusteuern. Ziel sei es, Offenheit zu schaffen, eine neue Willkommenskultur zu entwickeln. Diesem Ziel soll u. a. eine Kommunikationskampagne dienen, die projektbegleitend laufen wird.
„Das wird in enger Kooperation mit dem ebenfalls in Jena ansässigen Thüringer Zentrum für interkulturelle Öffnung stattfinden“, sagt Prof. Bolten. Außerdem werde eine „Toolbox“ für Unternehmen entwickelt, damit die Personalverantwortlichen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen können. Ein weiterer Baustein ist der Zertifizierungskurs „Interkulturelles Onboarding“ als Angebot der wissenschaftlichen Weiterbildung der Universität Jena. Wer das Zertifikat erworben hat, besitzt das Handwerkszeug, um Unternehmen gezielt bei der Einführung von Strukturen und Maßnahmen einer interkulturell kompetenten Öffnung zu unterstützen.
Das Projekt „WOM – Weltoffen miteinander arbeiten in Thüringen“ ist auf drei Jahre angelegt. Seine Wirkung soll es weit darüber hinaus entfalten.
Prof. Dr. Jürgen Bolten
Bereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944371
E-Mail: juergen.bolten[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Sebastian Henn
Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Löbdergraben 32, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948830
E-Mail: sebastian.henn[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Silke Übelmesser
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 943230
E-Mail: silke.uebelmesser[ar]uni-jena.de
In Thüringen herrscht Fachkräftemangel, Fachleute wie Mechatroniker (im Bild) werden gesucht.
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration, Geosciences
transregional, national
Cooperation agreements, Research projects
German
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