Mittels miniaturisierter Trackingsensoren untersuchten Biologinnen und Biologen des Museum für Naturkunde Berlin die mütterliche Fürsorge in Fledermauskolonien. Hierzu wurden Mütter und ihre Jungtiere mit Sensoren ausgestattet, die automatisiert Kontakte zwischen den Tieren aufzeichnen. Erstmals konnte mit dieser Technik belegt werden, dass Fledermausmütter ihre Jungtiere zu neuen Quartieren geleiten.
Viele Fledermausarten der gemäßigten Breiten zeigen ein bemerkenswertes Sozialverhalten. Jahr für Jahr kehren die Weibchen an ihren Geburtsort zurück und ziehen gemeinschaftlich ihren Nachwuchs auf. Weibchen des Großen Abendseglers bringen ein bis zwei Jungtiere zur Welt. Sie werden einige Wochen lang gesäugt, selbst auch dann noch, wenn die Jungtiere bereits fliegen können. Zu dieser Zeit müssen die Jungtiere lernen selbständig zu jagen und Quartiere zu finden. Wie diese Lernprozesse von statten gehen, war bisher völlig unbekannt, da sich Fledermäuse in freier Wildbahn nur sehr schwer direkt beobachten lassen.
Um das Sozialverhalten von Fledermäusen in freier Wildbahn untersuchen zu können, entwickelte eine Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Museum für Naturkunde ein funkbasiertes Sensornetzwerk zur vollautomatisierten Beobachtung von Kleintieren. Mit Hilfe von miniaturisierten Sensoren, die gerade einmal halb so schwer wie eine 1-Cent-Münze sind, konnten Kontakte zwischen einzelnen Fledermäusen aufgezeichnet und damit die Gruppendynamik der Jungtiere bei ihren nächtlichen Jagdflügen und den Quartierwechseln beobachtet werden. Enge Kontakte zwischen Müttern und Jungtieren beim Quartierwechsel, jedoch nicht bei der Jagd, zeigen, dass die Mütter ihre Jungtiere regelrecht zu neuen Quartieren geleiten. Entsprechende Verhaltensweisen wurden bei Fledermäusen bereits seit langem vermutet, jedoch erst die technologischen Entwicklungen der Forschergruppe ermöglichten die Beobachtung dieser seltenen Verhaltensweisen. Wie die Jungtiere das Jagen lernen ist dagegen noch unbekannt. Ihre Mütter brauchen sie allerdings nicht dafür.
Veröffentlicht in:
Ripperger S, Günther L, Wieser H, Duda N, Hierold M, Cassens B, Kapitza R, Kölpin A, Mayer F. 2019 Proximity sensors on common noctule bats reveal evidence that mothers guide juveniles to roosts but not food. Biol. Lett. 20180884. http://dx.doi.org/10.1098/rsbl.2018.0884
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Environment / ecology
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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