idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/27/2003 15:00

Tag der Geisteswissenschaften

Renate Nickel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

    Die Erschließung kulturellen Erbes ist das zentrale Thema am

    TAG DER GEISTESWISSENSCHAFTEN
    Mittwoch, 29. Oktober, 10 Uhr - 20 Uhr.

    zu dem wir in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften einladen. Der Tag der Geisteswissenschaften ist eine offene Publikumsveranstaltung, die sich im Sinne eines "Tages der offenen Tür" dezidiert an alle interessierten Besucher richtet - nicht nur an Fachpublikum. Wir wären Ihnen deshalb für einen Programmhinweis bzw. eine Ankündigung dankbar.

    Ort:

    Leibniz-Saal
    Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
    Akademiegebäude am Gendarmenmarkt
    Markgrafenstraße 38 (Mitte)
    10117 Berlin

    Schwerpunkte des Programms

    10.00 Uhr
    Begrüßung durch den BBAW-Präsidenten Dieter Simon

    10.15 Uhr
    "Die babylonischen Bücher"
    über die kulturelle Bedeutung von Wörterbüchern in Geschichte und Gegenwart
    ein Vortrag von Hans Magnus Enzensberger

    10.45 Uhr
    "Wer bestimmt, wann das Leben beginnt?"
    über den interdisziplinären Dialog mit den Naturwissenschaftlern
    ein Vortrag von Hubert Markl

    ab 14.30 Uhr
    Informationstechnik und die Erschliessung des Kulturellen Erbes
    Austrian Academy Corpus, Datenbank Deutsch Diachron, European Cultural Heritage Online, Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts, Kollokationen im Wörterbuch, Deutsches Textarchiv

    18.00 Uhr
    "Zu welchem Ende und mit welchen Mitteln sind die Geisteswissenschaften zu fördern?"
    Podiumsdiskussion mit Edelgard Bulmahn (Bundesministerin für Bildung und Forschung),

    Inhalt

    Die Veranstaltung konzentriert sich auf drei Bereiche:

    1. Den interdisziplinären Dialog mit den Naturwissenschaftlern und die Nutzung neuester Informationstechniken. Insbesondere der Vortrag des Biologen Hubert Markl "Wer bestimmt, wann das Leben beginnt?" wird diese Grundsatzfragen thematisieren.

    2. Die informationstechnische Erschließung kulturellen Erbes mit neuesten Techniken der Elektronischen Datenverarbeitung (siehe die folgenden Projektskizzen)

    3. In einer Podiumsdiskussion werden Fragen nach den heutigen Feldern geisteswissenschaftlicher Forschung und ihren Rahmenbedingungen durch Politik und Förderung problematisiert.

    Parallel zu den Vorträgen werden in "Kabinetten" die EDV-gestützten Datenbankprojekte und Methoden ganztägig vorgeführt. Dort besteht die Möglichkeit, sich wie auf einer Messe im Einzelgespräch mit den beteiligten Wissenschaftlern über Funktion und Nutzung zu informieren.

    Vorgestellt werden neue wissenschaftliche Techniken zur Erschließung kulturellen Erbes. Es geht dabei um aktuelle Projekte zur Sicherung kultureller und literarischer Texte für die Allgemeinheit: Texte, deren Copyright bislang teilweise bei den Verlagen liegt und die nun gratis für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden sollen: also urheberrechtlich brisante Unternehmen, die für die an Kultur interessierte Öffentlichkeit von hoher Relevanz sind.

    Nach einer einführenden Sektion mit Vorträgen von Volker Gerhardt und Hubert Markl, die Hartmut Böhme kommentiert, wird im Hauptteil ein Überblick über aktuelle Methoden für die Sammlung und Erschließung kultureller Überlieferungen geboten.

    Anbei einige kurze Informationen zu den vorzustellenden Projekten:

    1. Austrian Academy Corpus (Vortrag Werner Welzig 14.35 Uhr)

    Der Austrian Academy Corpus (AAC) hat sich die Erschließung kulturellen Erbes zur Aufgabe gemacht. In einem großangelegten Projekt sollen zentrale Texte aus Wissenschaft, Presse und Literatur gesammelt, digitalisiert und der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Texte werden erschlossen und urheberrechtlich für die Allgemeinheit gesichert. Das Urheberrecht ist ein zentrales Anliegen aller vernetzten Projekte, denn vielfach liegen die alleinigen Rechte bei privaten Verwertern, z.B. Buchverlagen. Im Unterschied zu diesen kommerziellen Anbietern will der AAC kulturelles Erbe, also auch literarische Texte, für die Allgemeinheit sichern und gratis online zur Verfügung stellen.
    In der ersten Phase des AAC-Aufbaus (2001-2005) soll ein Textumfang von wenigstens 100 Millionen "Running Words" erzielt werden, nach erfolgreicher Präsentation und Etablierung des AAC ist die Erweiterung auf den fünffachen Textumfang geplant. In Kooperation mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW, Bern) ist der Aufbau eines elektronischen Textkorpus zur deutschen Sprache im 20. Jahrhundert projektiert, das bis zu seiner Fertigstellung, abhängig von der entsprechenden Beteiligung der Partner, eine Milliarde Textwörter enthalten wird.

    http://www.aac.ac.at/

    2. Datenbank Deutsch Diachron (Vortrag Karin Donhauser, 15.05 Uhr)

    Das neue, an der Humboldt-Universität angesiedelte Erschließungsvorhaben Datenbank Deutsch Diachron (DDD) befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Geplant ist ein Textkorpus aller wichtigen alt- und mittelhochdeutschen Texte sowie vieler frühneuhochdeutscher Texte für Forschungszwecke digital aufzubereiten und für alle interessierten Nutzer kostenfrei ins Netz zu stellen. Die Germanistin Karin Donhauser (HU-Berlin) informiert erstmals öffentlich über das Projekt.

    3. ECHO - European Cultural Heritage Online (Vortrag Jürgen Renn, 15.20 Uhr)

    Die Sicherung von Kulturgut hat sich auch das Projekt ECHO (European Cultural Heritage Online) zur Aufgabe gemacht, das auf eine Initiative der Max-Planck-Gesellschaft zurückgeht, und an dem sich 16 Partner aus neun europäischen Ländern beteiligen. Mit neuen Informationstechnologien (IT) wird eine den Geisteswissenschaften adäquate Infrastruktur im Internet entwickelt. Das integrative multidisziplinäre Netzwerk wendet sich vorrangig an wissenschaftliche Nutzer. Es umfasst Forschungsinstitute, Museen, Archive, Bibliotheken und andere Institutionen. ECHO versteht sich somit auch als politische Initiative, die sich gegen Monopolisierung und Kommerzialisierung des gemeinsamen Kulturerbes wendet.

    Künftig sollen gemeinsame wissenschaftshistorische und architekturgeschichtliche Fragestellungen beantwortet werden, wie sie beispielsweise Bau und Konstruktion der Kuppel des Florentiner Doms aufwerfen. Andere Beispiele sind das Zusammenwirken sprachwissenschaftlicher und kunsthistorischer Forschungen etwa bei der Untersuchung von Gesten auf italienischen Renaissance-Gemälden mit Hilfe von Analysemethoden aus der Erforschung von Gebärdensprachen.

    http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de

    4. DWDS (Vortrag Wolfgang Klein und Alexander Geyken 15.50 Uhr)

    Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS) will den Wortschatz der deutschen Sprache des vorigen Jahrhunderts darstellen. Anders als in den Kultursprachen Französisch oder Englisch gibt es bisher keine entsprechende deutsche Sammlung. Das DWDS der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ist dabei, diesen Zustand mit Hilfe der neuen Datentechnik schrittweise zu überwinden. Dabei soll der deutsche Wortschatz in seiner gesamten Breite dokumentiert werden. Das Textcorpus, dessen rechtlich gesicherter Teil schon jetzt für Recherchen im Internet zur Verfügung steht, speist sich - im Unterschied zu traditionellen Wörterbüchern - nicht nur aus Werken der schönen Literatur, sondern ebenso aus Texten der Massenmedien, Populärwissenschaft, Werbung, Lied und der gesprochenen Sprache: also nicht nur Grass, sondern auch Konsalik, nicht nur die "Frankfurter Zeitung", sondern auch die "BRAVO", nicht nur Schubert, sondern auch Rex Gildo.

    Das Ergebnis ist kein gedrucktes Buch mehr, sondern ein digitales Wörterbuchsystem, aus dem Informationen leicht benutzbar online abgefragt und spezielle Wörterbücher nach Bedarf hergestellt werden können. Das DWDS ist mit der digitalisierten Version des Wörterbuchs der deutschen Gegenwartssprache von Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz (Berlin 1961-1977) verknüpft. Schon jetzt steht mit dem digitalisierten Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache das größte kostenfreie gegenwartssprachliche Wörterbuch des Deutschen online zur Verfügung. Das entstehende System richtet sich nicht nur an Wissenschaftler, sondern auch an Übersetzer, Journalisten, Werbetexter - und alle anderen, die sich für die deutsche Sprache interessieren.

    http://www.dwds.de/

    5. Kollokationen (Phrasen) im Wörterbuch (Vortrag von Christiane Fellbaum 16.20 Uhr)

    Kollokationen bezeichnen Redewendungen wie "ins Gras beißen" und "aus der Haut fahren", lexikalische Mehrworteinheiten, die übliche Regeln der Wortkompositionalität verletzen. Das mit dem Wolfgang Paul Preis geförderte Projekt "Kollokationen im Wörterbuch" ist ein breit angelegtes Forschungsvorhaben, das sowohl auf dem Digitalen Wörterbuch aufbaut als dieses auch weiter ausbaut. Projektziel ist die systematische Erschließung einer wichtigen Komponente der Sprache .
    Um die linguistischen Eigenschaften tausender solcher Kollokationen zu erkennen, analysieren, beschreiben, und in allgemein gültige Theorien des menschlichen Sprachverhaltens zu integrieren, bedarf es solider empirischer Methoden und Grundlagen, die von der einmaligen Möglichkeit der Corpusauswertung im Projekt geleistet werden.
    An der Projektarbeit sind Linguisten, Lexikographen, und Informatiker beteiligt. Die theoretischen Ergebnisse sind wertvoll für Linguisten, Computerlinguisten, Lexikographen und Übersetzer - eine einmalige Ressource nicht nur für die zukünftige Forschung, sondern auch für das breite, von Sprache faszinierte Publikum, darstellen.

    http://www.bbaw.de/forschung/kollokationen/index.html

    6. Deutsches Text Archiv (Vortrag Wolfgang Klein, 16.40 Uhr)

    Noch in der Entwicklungsphase befindet sich das neuartige Deutsche Textarchiv (DTA). Ziel ist der Aufbau einer mehrere hundert Millionen Textwörter umfassenden digitalen Sammlung von Texten in deutscher Sprache und deren Bereitstellung in Bild und Volltext im Internet. Die Textauswahl soll ein repräsentatives Bild der sprachlichen und kulturellen Entwicklung vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis in die Gegenwart vermitteln.

    Neben klassischen Werken der deutschsprachigen Literatur werden auch seltenere und entlegenere Dokumente (Übersetzungen, journalistische Prosa, private Texte wie Briefe und Tagebücher, transkribierte Texte gesprochener Sprache) sowie Archivmaterialien aufgenommen.

    Die Sammlung des DTA soll allen Interessierten über das Internet als Volltext zugänglich sein. Ausgangsbasis ist das Corpus des Digitalen Wörterbuchs der Deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS) an der BBAW, dessen Texte XML-kodiert und linguistisch aufbereitet sind; für das DTA sollen die linguistische Annotation und die Beschreibung durch Metadaten noch ausgeweitet werden.

    http://www.bbaw.de/forschung/dta/index.html

    Abschlussdiskussion:
    "Fröhliche Wissenschaft" oder eine etwas andere Evaluation der Geisteswissenschaften (18.00 Uhr)

    Anknüpfend an die in den Sektionen erörterten inhaltlichen und (urheber)rechtlichen Bedingungen und neuen technischen Methoden der Erschließung und Bereitstellung kulturellen Erbes für die Öffentlichkeit, wird sich eine Podiumsdiskussion mit der Bundesforschungsministerin mit den Bedingungen heutiger Geisteswissenschaften und deren Förderung beschäftigen.

    Es diskutieren:

    Edelgard Bulmahn (Bundesministerin für Bildung und Forschung, Berlin)
    Aleida Assmann (Kulturwissenschaftlerin, Konstanz, Mitglied der BBAW)
    Wolfgang Klein (Linguist, Nijmegen, Mitglied der BBAW)
    Albrecht Koschorke (Literaturwissenschaftler, Konstanz)
    Werner Welzig (Philologe, Wien)

    Dieter Simon, der Präsident der BBAW, moderiert.

    Wir würden uns freuen, Sie am Tag der Geisteswissenschaften begrüßen zu können. Ton- und Fernsehaufnahmen sind möglich, wir bitten jedoch um vorherige Anmeldung.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Wolf-Hagen Krauth
    Direktor der Wissenschaftsadministration
    Tel.: 030 20 370 241, email: krauth@bbaw.de
    Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin


    Images

    Criteria of this press release:
    Information technology, Language / literature, Law, Media and communication sciences, Philosophy / ethics, Politics, Religion
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).