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10/29/2003 15:56

MHH-Freundegesellschaft gibt 2002 knapp eine Million Euro

Dr. Arnd Schweitzer Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Forscher der Hochschule erhalten hoch dotierte Preise

    Hilfe in Zeiten knapper Kassen, und das trotz der schlechten gesamtwirtschaftlichen Situation: Die Gesellschaft der Freunde der Medizinischen Hochschule Hannover e. V. konnte für die MHH im vergangenen Jahr insgesamt 989.000 Euro an Fördermitteln einwerben. Während ihrer heutigen Jahresversammlung stellte der Vorsitzende Professor Dr. Hartmut Küppers die Zahlen vor. Ein Großteil der Beiträge aller 820 Mitglieder floss in die Förderung junger Wissenschaftler des MD/PhD-Aufbaustudiengangs "Molekulare Medizin". Fünf Studierende können dank dieses Stipendiums in Höhe von 1.024 Euro pro Monat ohne Probleme weiter studieren. Mit Geldern von Unternehmen konnten zahlreiche Forschungsprojekte gefördert werden. Zur Situation der Freundegesellschaft sagte Professor Küppers: "Glücklicherweise ist die Mitgliederzahl in etwa konstant geblieben. Leider haben jedoch mehrere größere Unternehmen die Mitgliedschaft gekündigt. Um das zurückgehende Spendenaufkommen zu kompensieren, erarbeiten wir nun ein Fundraising-Konzept, um noch besser Fördermittel für die Hochschule einwerben zu können."

    Die aktuelle Situation der Hochschule

    MHH-Präsident Professor Dr. Horst v. der Hardt bedankte sich in seiner Rede für die großzügige Unterstützung der Freunde im vergangenen Jahr. Er stellte das neue Studienmodell HannibaL vor, mit dem die angehenden Mediziner künftig praxisnah ausgebildet werden sollen. Zur Forschung sagte der Präsident, die MHH sei hier hervorragend aufgestellt. Allerdings beteiligten sich nicht alle Abteilungen so aktiv am Einwerben der Drittmittel. Die Gelder aus dem Landeszuschuss für Forschung und Lehre müssten stärker leistungsorientiert an die Abteilungen gegeben werden. Und zum Defizit der MHH sagte er: "Die Kostensteigerungen im Gesundheitssystem und die politischen Vorgaben stellen uns vor große Probleme. Hier müssen wir aufpassen, dass voreilige Einspar-Maßnahmen nicht langfristig den universitären Krankenhausbetrieb, die Forschung und Lehre nachhaltig schädigen." In weiteren Gesprächen zwischen der MHH und der Landesregierung hofft Professor v. der Hardt, doch noch zu einem "belastbaren Konzept" zu kommen.

    Rudolf-Schoen-Preis für Aids-Forscher

    Der von der TUI AG, Hannover, gestiftete und mit 15.000 Euro dotierte Rudolf-Schoen-Preis geht an Dr. med. Georg Behrens (35), Abteilung Klinische Immunologie der MHH (Direktor: Professor Dr. Reinhold E. Schmidt), derzeit am Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research in Melbourne, Australien, tätig. Er konnte zeigen, warum die sehr effektive HAART-Therapie bei HIV-Patienten zum Fettabbau führt: Durch die Medikamente ist der Transport von Zuckermolekülen gestört. Gleichzeitig wird vermehrt Fett aus den Speichern ins Blut abgegeben. Die Arbeit wurde in der international renommierten Zeitschrift Journal of Clinical Investigation publiziert.

    Beim Fettaufbau spielt das körpereigene Hormon Insulin eine Schlüsselrolle. Es wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet und sorgt dafür, dass Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Körperzellen übertreten kann. Bei der HAART-Therapie tritt allerdings als Nebenwirkung häufig eine Insulinresistenz auf: Es ist dann mehr Insulin nötig, um die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Die Folge: Das Fettgewebe schwindet, es entsteht eine Lipodystrophie. Bislang wussten Wissenschaftler wenig über die Mechanismen dieses Vorgangs oder über die davon betroffenen Gewebe. Die Arbeitsgruppe um Dr. Behrens untersuchte bei HIV-Patienten die möglichen Defekte der Glukoseaufnahme und des Stoffwechsels in der Skelettmuskulatur. Mit verschiedenen Untersuchungen wurde ermittelt, wie die Glukose bei diesen Patienten im Körper verwertet wird. Die Forscher maßen zum Beispiel die Glukoseaufnahme im Oberschenkel-Muskel mit der anspruchsvollen nuklearmedizinischen Technik der Positronen-Emissions-Tomographie.

    Die Ergebnisse: Die Glukose wurde bei Patienten mit einer HAART-Therapie erheblich schlechter verwertet. Verursacht durch einen behinderten Glukosetransport war die Aufnahme im Skelettmuskel deutlich erniedrigt. Insulin war außerdem nicht ausreichend in der Lage, die Freisetzung von Fettsäuren und den Abbau des Fettgewebes zu bremsen. Damit zeigten die Forscher zum ersten Mal, dass bei HIV-Patienten mit einer Lipodystrophie der durch Insulin regulierte Glukosetransport und Fettstoffwechsel beeinträchtigt ist. Die Erkenntnisse eröffnen die Möglichkeit, in Zukunft Medikamente zu entwickeln, die diese Nebenwirkung nicht haben.

    Jan-Brod-Preis für Entzündungsforschung

    Den von der Solvay Arzneimittel GmbH, Hannover, gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Jan-Brod-Preis erhält Dr. med. Alexander Woywodt (33), Abteilung Nephrologie der MHH (Direktor: Professor Dr. Hermann Haller). Das Ergebnis seines Projektes: Abgestorbene Zellen aus der Blutgefäßwand lassen sich nun mit einer speziellen Färbemethode darstellen und zeigen, wie weit Gefäßentzündungen fortgeschritten sind. Die ausgezeichnete Arbeit wurde in der hoch angesehenen Zeitschrift The Lancet publiziert.
    Dr. Woywodt beschäftigte sich mit einer Gruppe seltener Erkrankungen: Bei den so genannten systemischen Vaskulitiden sind Blutgefäße entzündet. Bislang wusste man, dass dabei bestimmte Antikörper im Blut auftauchen, die sich gegen weiße Blutkörperchen richten. Kommt es zu einem Kontakt zwischen diesen ANCA (englisch: anti-neutrophil cytoplasmic antibodies) und den weißen Blutkörperchen, werden die Blutkörperchen aktiviert und lösen den Entzündungsprozess aus. Im Verlauf wird die Blutgefäßwand, das Endothel, schwer geschädigt: Zellen sterben ab, lösen sich und werden ins Blut ausgeschwemmt. Je weiter die Krankheit fortschreitet, umso mehr abgestorbene Zellen zirkulieren im Blut. Deren Anzahl könnte also zeigen, wie stark die Entzündung ist. Hier setzt Dr. Woywodts Arbeit an. Ihm gelang es, eine Nachweismethode für die abgestorbenen, zirkulierenden Zellen zu entwickeln: Er konnte sie anfärben und macht sie dadurch sichtbar und zählbar. Bei Gesunden und bei Patienten mit anderen entzündlichen Erkrankungen fanden sich sehr wenige, bei Patienten mit einer Vaskulitis dagegen zahlreiche Endothelzellen: mehr als 100 pro Milliliter Blut. Weitere Untersuchungen werden zeigen, ob die Zahl zirkulierender Endothelzellen die Aktivität systemischer Vaskulitiden tatsächlich klinisch nutzbar anzeigt.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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