idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/11/2019 11:20

Pragmatische Zusammenarbeit prägte Bamberg

Samira Rosenbaum Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

    Kommunikationswissenschaftler untersucht politische Debatte am Ende der Monarchie in Bayern

    Nach dem Ende des 1. Weltkriegs leben in Bamberg knapp 50.000 Menschen. Eine Straßenbahnlinie verbindet Bahnhof, Grünen Markt und das berühmte Brückenrathaus, genauso gehören Ochsengespanne zum Straßenbild. Die Universität besteht damals als Lyzeum mit den Sektionen Theologie und Philosophie, beschäftigt 10 Professoren und zählt 99 Studierende.

    Welche Themen in Bamberg während der sogenannten Novemberrevolution ab November 1918 bis zur Übersiedelung des Landtages in die oberfränkische Stadt im Mai 1919 in der Öffentlichkeit debattiert werden, untersucht Michael Wild. Der Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft der Universität Bamberg beschäftigte sich in seiner Dissertation mit den damaligen Ausgaben des Bamberger Tagblatts – dem Vorläufer des heutigen Fränkischen Tags –, des Bamberger Volksblattes und des Fränkischen Volksfreunds. Insgesamt 2894 einzelne Artikel und Anzeigen analysierte er und kann so ein genaues Bild der politischen Debatte nach dem Ende des 1. Weltkriegs zeichnen.

    „Man kann zwei Phasen ausmachen“, erklärt Wild. „Einmal die Zeit vor der Übersiedelung der Regierung im April 1919 und die Zeit danach, während der Bamberg abermals für kurze Zeit zu einem Mittelpunkt der bayerischen Geschichte wird.“ Nach dem Ende der Monarchie aufgrund der Novemberrevolution von 1918 und der Ausrufung des Freien Volksstaats Bayern durch Kurt Eisner ist in der Domstadt der Aufbau einer neuen politischen Ordnung gefragt. „Die Lage ist in Bamberg auffallend ruhig und geordnet. Kaum jemand trauerte der Monarchie nach. Die konservativen, katholischen und die gewerkschaftsnahen Kräfte arbeiteten sehr schnell und pragmatisch zusammen, ein Bürgerrat wird gegründet.“ Auch wegen des nur kleinen Anteils an Industriearbeiterschaft habe es keine großen Grabenkämpfe oder besonderen Unruhen gegeben. „Möglicherweise war genau das der Grund, warum die Regierung im April 1919 nach Bamberg übersiedelt“, sagt Wild.

    Die zweite Phase beginnt, als die bayerische Regierung vor den Tumulten in München flieht und Johannes Hoffmann, der Nachfolger des inzwischen ermordeten Kurt Eisner, mit seinen Ministern in die Neue Residenz auf dem Domberg einzieht. Nun wird die Mobilisierung gegen die linke Räterepublik stärker, Werbung für Freikorps, die linksradikale Aufstände niederschlagen sollen, prägen die Anzeigen der Zeitungen. „So einvernehmlich das Ende der Monarchie akzeptiert wird, so entschieden warnen die Texte vor der linken Gefahr, vor einer linken Räterepublik.“ Ab April 1919 thematisieren die Artikel zudem die sich verschärfende Wohnungsnot in der Stadt. „Die Mitglieder der Regierung mussten schließlich untergebracht werden“, sagt Wild. Neben der Wohnsituation sind in den Zeitungen vor allem Beiträge zu Themen der Nachkriegszeit wie Nahrungs- und Kohleversorgung zu finden. „Wie heute reagieren damals die Zeitungen auf wichtige Ereignisse und kochen einzelne politische Themen im Wechsel hoch. Aber selbst in so einer hochaufgeladenen Zeit sind für die Menschen letztlich die Themen am wichtigsten, die ihren Alltag unmittelbar betreffen.“

    Weitere Informationen finden Sie unter: www.uni-bamberg.de/kowi/forschung/forschungsprojekte/oeffentlichkeit-und-oeffentliche-kommunikation-in-revolutionen


    Contact for scientific information:

    Michael Wild
    Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft
    Tel.: 0951/863-3939
    michael.wild@uni-bamberg.de


    More information:

    http://www.uni-bamberg.de/kowi/forschung/forschungsprojekte/oeffentlichkeit-und-...


    Images

    Michael Wild
    Michael Wild
    Michael Wild
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    History / archaeology, Media and communication sciences, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Michael Wild


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).