idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/21/2019 15:27

Die nächste Wirtschaftskrise kommt bestimmt: Was tun die Beschäftigten? Neue Studie veröffentlicht

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

    Wirtschaftskrisen stellen für viele Beschäftigte eine Belastungsprobe dar. Doch wie verändert sich in Krisen die Interessenwahrnehmung im betrieblichen Alltag? Wie verhalten sich Beschäftigte in schwierigen wirtschaftlichen Situationen? Zu diesen Fragen ist aktuell Felix Bluhms (Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen) Buch „Kollektives Handeln in der Krise“ erschienen. Die Studie zeigt, wie Beschäftigte mit ihrer Unzufriedenheit umgehen und ihre Interessen im betrieblichen Alltag durchsetzen.

    Spätestens seit der Weltwirtschaftskrise der Jahre 2007ff. stehen Fragen nach dem Zusammenhang von wirtschaftlichen Krisenprozessen und kollektivem Handeln wieder auf der Tagesordnung. Entwickeln sich Potenziale für Aufbegehren, Proteste, Revolten und gesellschaftliche Veränderung? Und wie gehen Beschäftigte mit schwierigen wirtschaftlichen Situationen um? Was geschieht mit eigenen Ansprüchen und Interessen? Traut man sich noch, sich gegen Zumutungen im Betrieb zur Wehr zu setzen? Zahlreiche arbeitssoziologische Studien der letzten Jahrzehnte gelangten hinsichtlich dieser Thematik zu pessimistischen Antworten: Sie verweisen auf eine starke Bereitschaft zu Zugeständnissen bei Löhnen, Leistung und Arbeitsbedingungen. Außerdem werden Ausgrenzungsprozesse und die Zustimmung zur Abwälzung von Krisenlasten auf marginalisierte Gruppen wie migrantische Beschäftigte oder Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter beschrieben.

    Bluhm kommt allerdings zu einem anderen Befund. Als Ergebnis einer methodologisch innovativen Untersuchung arbeitssoziologischer Materialien, schlussfolgert der Göttinger Soziologe: „Derartige Diagnosen bedürfen einer Relativierung. Meine Neuauswertung von Betriebsfallstudien verdeutlicht, dass auch in Krisenzeiten keineswegs von einer generellen Handlungsunfähigkeit der Beschäftigten auszugehen ist. Ebenso wenig kommt es automatisch dazu, dass sie ‚nach unten‘ treten.“

    Bluhm konstatiert: „Zwischen verbalen Bekundungen der Beschäftigten und ihrer tatsächlichen Praxis besteht oft eine erhebliche Diskrepanz. Das ist in bisherigen Untersuchungen zu wenig berücksichtigt worden. Die Rekonstruktion verschiedener Formen kollektiven Handelns zeigt, dass auch Beschäftigte, die in Interviews eine erhebliche Konzessionsbereitschaft artikulieren und zu eher fatalistischen Statements neigen, in hohem Maße für ihre Interessen aktiv werden können. Die informellen Handlungsweisen mögen für Außenstehende wenig sichtbar sein. Für die Frage der konkreten Arbeitsbedingungen sind sie dennoch oft entscheidend.“

    Felix Bluhms Studie, die neue Perspektiven auf betriebliche Konflikte eröffnet, leistet einen aktuellen Beitrag zur Debatte über Möglichkeiten der Interessenpolitik und der gewerkschaftlichen Erneuerung.

    Weitere Informationen und Kontakt:

    Felix Bluhm, M. A.
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-54
    E-Mail: felix.bluhm@sofi.uni-goettingen.de

    Dr. Jennifer Villarama
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-19
    E-Mail: kommunikation@sofi.uni-goettingen.de

    www.sofi.uni-goettingen.de


    Contact for scientific information:

    Felix Bluhm, M. A.
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-54
    E-Mail: felix.bluhm@sofi.uni-goettingen.de


    Original publication:

    Bluhm, Felix (2019): Kollektives Handeln in der Krise. Betriebliche Alltagskonflikte nach dem Boom. Hamburg: VSA.


    More information:

    http://www.sofi.uni-goettingen.de/
    https://www.vsa-verlag.de/index.php?id=6576&tx_ttnews[tt_news]=18436


    Images

    Felix Bluhm, Mitarbeiter des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI)
    Felix Bluhm, Mitarbeiter des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI)
    Foto: kpw-photo
    None


    Attachment
    attachment icon SOFI Presseinformation "Kollektives Handeln in der Krise"

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Economics / business administration, History / archaeology, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Felix Bluhm, Mitarbeiter des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI)


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).