idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/24/2019 11:47

Europawahl: Konzepte in der Migrationspolitik bleiben Stückwerk

Melanie Radike Kommunikation
Institut für Weltwirtschaft (IfW)

    Die Europawahl-Programme der deutschen Parteien bieten zur Migrationspolitik nur Stückwerk und keine umfassenden Lösungskonzepte. Die Wechselwirkungen einzelner Politikvorschläge bleiben weitgehend unberücksichtigt, ein umfassendes Konzept fehlt, ergibt sich aus einer Analyse der Programme durch Migrationsforscher. Zudem haben sich die Positionen der Parteien in den jüngsten Jahren durchgehend nach rechts verschoben.

    Im Rahmen des MEDAM-Projekts (Mercator Dialogue on Asylum and Migration: https://www.medam-migration.eu/) hat Migrationsforscher David Benček die Wahlprogramme der deutschen Parteien zur Europawahl analysiert und im Kontext der asyl- und migrationspolitischen Positionen der Parteien seit 1990 aufbereitet.

    Trotz der unterschiedlichen Positionen aller Parteien, die von Offenheit bis Abschottung reichen, liefern die Programme zur Europawahl Lösungsvorschläge zu denselben Kernthemen – etwa zur Verantwortungsteilung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten im Asylsystem, zur legalen Arbeitsmigration aus Drittländern und zur finanziellen Unterstützung für Erstaufnahmeländer.

    „Allerdings fehlen umfassende Konzepte, die systematisch die Wechselwirkungen dieser einzelnen Politikbereiche berücksichtigen. Ohne eine solche Betrachtung droht die Migrationspolitik nach unseren Erkenntnissen aus der Migrationsforschung wirkungslos zu bleiben“, sagt Benček. Zudem sei es erforderlich, die Finanzierung und operative Verantwortung für die Asylpolitik stärker auf EU-Ebene zu zentralisieren.

    „Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass langfristige und umfassende Lösungen neben gemeinsamen europäischen Asyl-Regeln auch ein gemeinsam implementiertes und finanziertes europäisches Asylsystem erfordern“, so Benček. „Die Regierungen der Mitgliedsstaaten sehen zwar Übertragungen von nationalen Kompetenzen an die EU naturgemäß skeptisch, aber Umfragen sprechen dafür, dass zumindest in Deutschland Wählerinnen und Wähler die Asylpolitik ausdrücklich auch als EU-Aufgabe sehen. Dies spricht dafür, dass die sachlich gebotene Übertragung entsprechender Aufgaben an die EU von der Bevölkerung politisch unterstützt werden würde.“

    Die deutsche Politik hat nicht nur in den vergangenen Jahren Europas Migrationspolitik geprägt, sie wird sie auch nach der anstehenden Wahl maßgeblich beeinflussen – nicht zuletzt, weil Deutschland als bevölkerungsreichster Mitgliedsstaat die meisten Abgeordneten ins EP entsendet. Gleichzeitig betrachten die deutschen Wählerinnen und Wähler Migration als wichtiges Problem und sehen die EU und ihre Mitgliedsstaaten dabei in der Pflicht, die Herausforderungen bei der Zuwanderung zu lösen.

    „Die größten deutschen Parteien hatten sich in ihrer Migrationspolitik seit 1990 stark differenziert“, erläutert Benček „doch unter dem Einfluss der hohen Zuwanderung in der jüngsten Vergangenheit sind alle großen Parteien Deutschlands geschlossen nach rechts gerückt.“

    Grafik (siehe Anhang)

    Die Analyse veranschaulicht auch, mit welch unterschiedlichen Framings die Parteien Migration behandeln. Im politisch rechten Spektrum – bei AfD und CDU/CSU – ist Migration zum Beispiel weitgehend negativ besetzt als ein Phänomen, dem vor allem feste Grenzen gesetzt werden müssen. Doch in ihrer Argumentation unterscheiden sich die Parteien stark: In der Union legt man das Hauptaugenmerk auf sicherheitspolitische Aspekte; das Programm der AfD hingegen betont eine nationale Identität, die es vor äußeren Einflüssen zu schützen gelte.

    Das neu gewählte Europäische Parlament wird vor der Herausforderung stehen, aus den vielfältigen Handlungsoptionen gemeinsam mit der Europäischen Kommission und den Mitgliedsstaaten eine kohärente europäische Asyl- und Migrationspolitik zu entwickeln.

    Medienansprechpartnerin:
    Melanie Radike
    Kommunikationsmanagerin
    Mercator Dialogue on Asylum and Migration (MEDAM)
    Institut für Weltwirtschaft (IfW)
    T +49 431 8814-329
    melanie.radike@medam-migration.eu

    www.medam-migration.eu

    Institut für Weltwirtschaft
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel
    T +49 (431) 8814-1
    F +49 (431) 8814-500

    www.ifw-kiel.de


    Contact for scientific information:

    Dr. David Benček
    Researcher
    Mercator Dialogue on Asylum and Migration (MEDAM)
    Institut für Weltwirtschaft (IfW)
    T +49 431 8814-314
    david.bencek@ifw-kiel.de


    Original publication:

    Benček, D. 2019. „Europas Wahl aus deutscher Sicht: Migrationspolitik zwischen Offenheit und Abschottung.“ MEDAM Policy Brief 2019/2 Kiel: Kiel Institute for the World Economy: https://www.medam-migration.eu/publikation/europas-wahl-aus-deutscher-sicht-migr...


    More information:

    https://www.medam-migration.eu/


    Images

    Attachment
    attachment icon Migrationspolitische Positionen der Wahlprogramme zu Bundestagswahlen, 1990–2017

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
    Economics / business administration, Politics, Social studies
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).