Mit finanzieller Unterstützung der Leibniz-Gemeinschaft ist soeben der Open-Access-Sammelband „Post-socialist urban infrastructures“ erschienen. Das von dem IfL-Forscher Wladimir Sgibnev mit herausgegebene Buch setzt sich kritisch mit städtischen Infrastrukturen in ehemals sozialistischen Ländern auseinander und stellt diese in den Zusammenhang der Transformationsprozesse nach dem Systemwechsel. Im Mittelpunkt stehen in der Stadtforschung weniger beachtete Aspekte wie Verkehr, Grünflächen sowie Wasser- und Wärmeversorgung.
Ausgedehnte Plattenbausiedlungen prägen bis heute die Ränder fast aller größeren Städte in den ehemals sozialistischen Staaten von Mitteleuropa bis nach Zentralasien. Doch wo früher der Staat für die Versorgung der Menschen mit Energie, Wasser, Gütern und Verkehrsmitteln sorgte, sind die Bewohner dieser Siedlungen heute auf sich gestellt; viele Infrastrukturen aus der sozialistischen Ära sind längst verfallen und außer Funktion. Wie die Menschen dennoch ihren Alltag organisieren, wie heutige Stadtgesellschaften neue Infrastrukturen schaffen, auf welche Weise sie diese nutzen und wie sie sich dadurch selbst verändern, ist Thema des soeben erschienenen Buchs „Post-socialist urban infrastructures“.
Der Sammelband enthält Beispiele aus Aserbaidschan, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Deutschland, Russland, Georgien, Litauen, Polen, Tschechien, Tadschikistan und Indien. Herausgegeben hat ihn Wladimir Sgibnev, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL), gemeinsam mit dem estnischen Geografen Tauri Tuvikene und Carola Neugebauer von der RWTH Aachen. Unter den Autoren sind Geografen, Ökonomen, Anthropologen, Soziologen und Stadtplaner; etliche von ihnen stammen aus den im Buch behandelten Regionen.
In zwölf Kapiteln beschäftigen sie sich mit der Spaltung Europas in einen energiereichen Westen und einen weithin von Energiemangel geprägten Osten genauso wie mit der Kluft zwischen staatlich propagierten Zielen und Erfolgen der Stadtentwicklung und real existierenden sozialräumlichen Disparitäten. Sie beleuchten den Zusammenhang zwischen Wohnungsbau und sozialer Ungleichheit und vergleichen die sogenannte Grüne Infrastruktur in ostdeutschen, polnischen und russischen Städten. Und sie zeigen, was geschieht, wenn ursprünglich öffentliche Versorgungsleistungen wie die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser oder städtischer Verkehrsinfrastruktur von privatwirtschaftlichen Akteuren übernommen werden.
Die Idee zu dem Sammelband entstand anlässlich einer Tagung zu „25 Jahren städtischer Wandel“ 2015 in Prag, auf der die Herausgeber zu einem Panel über postsozialistische städtische Infrastrukturen eingeladen hatten. Wladimir Sgibnev: „In der Vorbereitung war uns aufgefallen, dass es kaum Literatur gibt, die sich aus einer gesellschaftspolitischen Perspektive mit der Bedeutung von Infrastrukturen für die postsozialistische Stadtentwicklung befasst, und gleichzeitig die Erfahrungen im postsozialistischen Raum innerhalb der Infrastrukturdebatten kaum Erwähnung fanden. Diese Lücke wollten wir schließen.“
Die Leibniz-Gemeinschaft hat die Veröffentlichung des Sammelbands „Post-socialist urban infrastructures“ mit Mitteln aus ihrem Open-Access-Publikationsfonds unterstützt. Das englischsprachige Buch ist gedruckt und als E-Book erhältlich sowie unter https://www.taylorfrancis.com/books/e/9781351190350 im Volltext frei zugänglich. Es richtet sich an Wissenschaftler genauso wie an Planer und Aktivisten, die sich für Stadtgeografie bzw. Kultur- und Sozialanthropologie interessieren.
Dr. Wladimir Sgibnev
Tel.: 0341 600 55-161
W_Sgibnev@ifl-leipzig.de
Tauri Tuvikene, Wladimir Sgibnev, Carola S. Neugebauer (Eds.) (2019): Post-Socialist Urban Infrastructures. London: Routledge, DOI: https://doi.org/10.4324/9781351190350
https://www.taylorfrancis.com/books/e/9781351190350
Criteria of this press release:
Journalists
Construction / architecture, Geosciences, Social studies, Traffic / transport
regional
Scientific Publications
German
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