EU-LIFE weist darauf hin, dass zunehmend Möglichkeiten fehlen, gemeinsam auf europäischer Ebene zu forschen. Der Zusammenschluss von 13 führenden biowissenschaftlichen Instituten beleuchtet, wie dies nachhaltige, langfristige Gesundheitsforschung zum Wohle der Bevölkerung gefährdet. Welche Hindernisse einer Zusammenarbeit in der Gesundheitsforschung unter dem Dach von Horizon 2020 im Wege stehen, ergab eine Analyse. Die darauf basierenden sechs Empfehlungen sollen für den bevorstehenden Siebenjahreszyklus von Horizon Europe zu einer Verbesserung beitragen.
Die EU-LIFE-Institute haben beobachtet, dass es im Rahmen von Horizon 2020 begrenzte Möglichkeiten für gemeinschaftliche biomedizinische Forschung gab. Daten, die an zehn EU-LIFE-Mitgliedsinstituten gewonnen wurden, bestätigen das. Sie zeigen einen 60-prozentigen Rückgang der Teilnahme dieser Institutionen an Konsortien zu Health Societal Challenges (SC1): von FP7, dem europäischen Forschungs- und Innovationsprogramm mit Laufzeit von 2007 bis 2013 und 107 Gemeinschaftsprojekten, zu Horizon 2020, dem aktuellen EU-Programm, mit lediglich 42. Dieser dramatische Teilnahmerückgang lässt sich teilweise durch die begrenzte Anzahl an Ausschreibungen erklären, die sich auf das Verständnis der Mechanismen und grundlegender Prinzipien von Gesundheit und Erkrankung konzentrieren (und damit einen niedrigen Technologie-Reifegrad widerspiegeln). Im Rahmen des 2014/15 Arbeitsprogramms Gesundheit zur Personalisierung von Gesundheit und Pflege („Personalising health and care“) konzentrierten sich beispielsweise nur drei Ausschreibungen darauf, die Mechanismen von Gesundheit und Krankheit zu verstehen. Demgegenüber stehen 31, die auf die Entwicklung von Diagnostik, ICT, innovative Technologien, Pflegesysteme und Gesundheitspolitik ausgerichtet waren.
Langfristige Auswirkungen auf das Gesundheitswesen sind nur dann nachhaltig, wenn das Wissen aus der Grundlagenforschung einbezogen wird
Zum Wohle der Menschen ist es grundsätzlich wichtig, die Translation von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die Klinik sicherzustellen. Es besteht jedoch zunehmend Konsens, dass der Einfluss wissenschaftlicher Erkenntnis nicht nachhaltig wirken kann ohne eine starke und kontinuierliche Unterstützung jener Forschung, die die fundamentalen Mechanismen von Gesundheit und Krankheit verstehen will. Viele Fragen zu Gesundheit und Krankheit, die weltweit in unterschiedlichen Umgebungen auftreten, müssen dringend beantwortet werden. Anhaltende Innovation erfordert gemeinsame Forschung auf internationaler Ebene. Ohne sie riskieren wir den Verlust wissenschaftlicher Grundlagen, die wir brauchen, um künftig wirksam zu bleiben.
Sechs Empfehlungen für gemeinschaftliche Forschung im Health Cluster von Horizon Europe
• Gewichten Sie öffentliche Förderung innerhalb des Health Clusters neu, hin zu gemeinschaftlicher Forschung mit langfristiger Auswirkung. Überlassen Sie die Investition in kurzzeitige Forschung (mit höherem Technologie-Reifegrad) der Privatwirtschaft. Während in risikoärmeren, marktnahen Forschungsstadien eine Finanzierung durch die Privatwirtschaft offensteht, ist Forschung mit längerfristiger Auswirkung, aber niedrigerem Technologie-Reifegrad von höherem Risiko, so dass private Finanzierungsmöglichkeiten entfallen. Letzterer sollte öffentliche Förderung im Rahmen von Horizon Europe daher hauptsächlich gelten.
• Legen Sie die großen Herausforderungen in bestimmten Krankheitsbereichen fest und beziehen Sie Ausschreibungen zu „Verständnis der Mechanismen von“ ein, um die gemeinschaftliche Annäherung an ein grundlegendes Verständnis jener Mechanismen zu gewährleisten, die die Wissensgrundlage von Erkrankung und Behandlung schaffen.
• Erarbeiten Sie eine realistischere Definition von „Auswirkung“ (impact). Nach derzeitiger Definition in Ausschreibungen erfordert die Darstellung der „Auswirkung“ ein hohes Maß an Spekulation, was passieren könnte. EU-LIFE empfiehlt eine Wende hin zu Erklärungen, auf welche Weise die aktuelle Forschungsumgebung die weitere Entwicklung und Nutzung im Hinblick auf Wirkungsmächtigkeit erleichtert.
• Verwenden Sie eine weiter gefasste, modulare Definition von „erwarteten Auswirkungen” unter Berücksichtigung dessen, was üblicherweise ein Ergebnis von Grundlagenforschung im Bereich der Ausschreibung ist. Nehmen Sie „grundlegendes Verständnis“ als „erwartete Auswirkung“ hinzu. Bewerten Sie den kollaborativen Aspekt eines Projekts als ein Maß für Auswirkung. Informieren Sie Vorstände und Begutachtende dahingehend, dass sie die Auswirkungen der Forschung für den entsprechenden Bereich und den entsprechenden Technologie-Reifegrad verstehen.
• Nehmen Sie den direkten wie indirekten Druck von einem Projekt, zu viele und zu hohe Technologie-Reifegrade abdecken zu müssen, indem Sie mehrere Stadien für ein Forschungsthema einführen: Das erste Stadium beginnt mit niedrigeren Technologie-Reifegraden. Ist es erfolgreich, geht es mit höheren weiter.
• Führen Sie ein retrospektives Evaluationsmodell für gemeinschaftliche Forschung ein. Statt „Einhörner“ zu evaluieren, evaluieren Sie eine Erfolgsbilanz im Hinblick auf die erzielten Auswirkungen. Blicken Sie zurück auf das, was die Forschung nach der Förderung auf Portfolio- oder Programmebene erreicht hat.
„Große Entdeckungen der letzten Jahrhunderte führen uns vor Augen, dass eine kurzfristig gedachte Auswirkungen keinen langfristigen, nachhaltigen Effekt nach sich ziehen“, sagt Geneviève Almouzni, Vorsitzende von EU-LIFE and Leiterin des Teams zur Chromatindynamik am französischen Institut Curie. „Um ungelöste medizinische Probleme anzugehen, müssen wir zu einem ausgewogeneren Forschungsportfolio zurückkehren, der das gesamte Forschungs- und Innovationsspektrum abdeckt. Nur auf diese Weise sichern wir einen ständigen Fluss leistungsfähiger Innovationen vom Labor zum Krankenbett.“
„Der Weg von der Entdeckung zur Innovation verläuft nicht linear. Auf ihm liegen viele Feedback-Schleifen. Nachhaltige Innovation braucht deshalb internationale Forschungsgemeinschaften. Ohne sie riskieren wir den Verlust wissenschaftlicher Grundlagen, die wir brauchen, um künftig wirksam zu bleiben“, sagt EU-LIFE Koordinatorin Marta Agostinho.
Über EU-LIFE
EU-LIFE ist ein Zusammenschluss von Forschungszentren mit dem Auftrag, europäische Spitzenforschung zu unterstützen und zu stärken. Die Mitglieder von EU-LIFE sind renommierte Forschungseinrichtungen ihrer Länder und für exzellente Forschung, breit gefächerte Wissensvermittlung und Talentförderung international bekannt. http://eu-life.eu/
EU-LIFE Partner
Center for Genomic Regulation (CRG, Spain) | Central European Institute of Technology (CEITEC, Czech Republic) | European Institute of Oncology (IEO, Italy) | Flanders Institute For Biotechnology (VIB, Belgium) | Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research (FMI, Switzerland) | Institut Curie (France) | Institute for Molecular Medicine Finland (FIMM, Finland) | Instituto Gulbenkian de Ciência (IGC, Portugal) | Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC, Germany) | Research Center for Molecular Medicine of the Austrian Academy of Sciences (CeMM, Austria) | The Babraham Institute (Babraham, United Kingdom) | The Netherlands Cancer Institute (NKI, The Netherlands) | The University of Copenhagen Biotech Research & Innovation Centre (BRIC, Denmark)
Marta Agostinho, PhD
EU-LIFE-Koordinatorin
marta.agostinho@eu-life.eu
+34 619570820
Ana-Belén Fernandez
Kommunikation EU-LIFE
anabelen.fernandez@eu-life.eu
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https://eu-life.eu/sites/default/files/EULIFE_statement_HEalthCluster_HE_JUNE201... (komplettes Statement von EU-LIFE)
https://eu-life.eu (Webseite von EU-LIFE)
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Biology, Medicine
transregional, national
Science policy
German
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