Anlässlich des 600-jährigen Jubiläums der Universität Rostock hat die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät am 11. Juli 2019 die Ehrendoktorwürde an Siegfried H. Glenzer verliehen. Er ist Professor an der Stanford University und Direktor der High Energy Density Division am Stanford Linear Accelerator Center (SLAC) in den USA.
Mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde würdigt die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock die bahnbrechenden Arbeiten von Professor Siegfried H. Glenzer auf dem Gebiet der Physik bei hohen Energiedichten und die Entwicklung neuer Methoden zur Plasmadiagnostik mit intensiven Röntgenlichtquellen. Seine Forschungsarbeiten zur Licht-Materie-Wechselwirkung stehen in der Tradition der Rostocker Physik, zu der er enge Kontakte hält und deren Entwicklung er in den letzten Jahren mitgeprägt hat. In seinem Festvortrag in der Aula der Universität Rostock hat Siegfried H. Glenzer einen Überblick über sein Forschungsfeld gegeben, das von der Plasmadiagnostik über die Fusionsforschung bis hin zu astrophysikalischen Problemen reicht und fundamentale Arbeiten der Nobelpreisträger Joseph John Thomson (1906), Max Planck (1918), Albert Einstein (1921), Arthur Holly Compton (1927) und Subrahmanyan Chandrasekhar (1983) weiterführt.
Das Studium der physikalischen Vorgänge bei hohen Energiedichten ist eng mit dem Verhalten von Materie unter extremen Bedingungen verknüpft und widmet sich unter anderem der für die Zukunft der Energieversorgung so bedeutenden Frage, wie sich die Fusionsprozesse in Sternen als dauerhafte Energiequelle auf der Erde nutzen lassen. Dazu hat Siegfried Glenzer eine geeignete Diagnostikmethode
entwickelt, die sogenannte Röntgen-Thomson-Streuung, deren erfolgreiche Anwendung in Experimenten auch durch die Verfügbarkeit von intensiven Röntgenlichtquellen wie zum Beispiel Freien-Elektronen-Lasern ermöglicht wurde.
„Mit dieser Methode ist es jetzt möglich, nicht nur die Dichte und Temperatur von Materie unter extremen Bedingungen direkt zu bestimmen, sondern auch den Ionisationsgrad und die elektrische Leitfähigkeit – Größen, die bisher nur sehr schwer experimentell zugänglich waren“, sagt Professor Ronald Redmer vom Institut für Physik der Universität Rostock. „Damit lassen sich nicht nur Fusionsplasmen charakterisieren, sondern auch Vorgänge in Sternen und Planeten können damit im Labor noch besser untersucht werden, um zum Beispiel den Strahlungstransport in Roten Zwergsternen besser zu verstehen oder den Aufbau der Gasriesen Jupiter und Saturn.“ Die Forschungen von Glenzer seien auch eng mit den Aktivitäten der Forschungsgruppe „Materie unter den Bedingungen im Inneren von Planeten“ verknüpft, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2017 in Rostock, Bayreuth, Berlin und Hamburg unterstützt werden, so Redmer.
Siegfried H. Glenzer erhielt 2004 den Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und war ein Jahr an der Universität Rostock und beim DESY Hamburg tätig. Bis 2013 war er führend an der „National Ignition Campaign“ zur Trägheitsfusion in Livermore in den USA beteiligt, bei der unter anderem untersucht werden sollte, wie Strahlung in einem dichten Plasma transportiert wird.
Die enge und sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit Rostocker Physikern hält bis heute an. So hat er in seinen Arbeitsgruppen in Livermore und seit 2013 in Stanford insgesamt sechs Postdoktoranden und Doktoranden aus Rostock aufgenommen. Aus diesen Arbeiten sind bisher etwa 40 gemeinsame Publikationen in hochrangigen Wissenschaftsjournalen wie Science, Nature und Physical Review Letters hervorgegangen.
Mit seinen nun durch die Ehrendoktorwürde ausgezeichneten Arbeiten steht Siegfried H. Glenzer fachlich in einer Reihe mit Albert Einstein und Max Planck, die vor 100 Jahren, anlässlich des 500. Jubiläums der Universität Rostock, ebenfalls die Ehrendoktorwürde an der hiesigen Alma Mater erhalten haben.
Foto: v.l. Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock Professor Klaus Neymeyr, Professor Siegfried H. Glenzer (Stanford University) mit der Ehrendoktorurkunde, Rektor Professor Wolfgang Schareck und Professor Ronald Redner, Institut für Physik der Universität Rostock (Copyright: Universität Rostock / ITMZ).
Prof. Dr. Ronald Redmer
Universität Rostock
Institut für Physik
AG Statistische Physik
Tel.: +49 381 498-6910
E-Mail: ronald.redmer@uni-rostock.de
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Physics / astronomy
transregional, national
Contests / awards
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).