idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/03/2019 12:17

Ältester europäischer See verrät seine Geheimnisse

Katharina Maaß Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG)

    In einem nun veröffentlichten Nature-Artikel entlockt ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung des LIAG dem Ohridsee seine Geheimnisse. Mit einem Alter von ca. 1,4 Millionen Jahren ist der Ohridsee zwischen Nordmazedonien und Albanien nicht nur der älteste See Europas, sondern ein idealer Zeitzeuge der mediterranen Klimageschichte. Bei den Bohrungen im Rahmen des ICDP (International Continental Scientific Drilling Program) entdeckte das Forschungsteam, dass es in Zwischeneiszeiten ausgeprägte Tiefdruckgebiete mit intensiven Regenfällen gab. Ähnliche Phänomene könnten sich durch den menschengemachten Klimawandel in Zukunft erneut einstellen.

    2013 begannen die Untersuchungen des internationalen Forschungsteams mit Beteiligung des LIAG auf dem Ohridsee zwischen Nordmazedonien und Albanien. 584 Meter tief in die Sedimentschichten unterhalb des maximal 293 Meter tiefen Sees bohrten die Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen europäischen Ländern im Rahmen des national und international geförderten Projektes. Fünf weitere Jahre und verschiedenste geologische, chemische und physikalische Analysen brauchte es, um den Ablagerungen am Grund des Ohridsees seine Geheimnisse zu entlocken. Nun konnte das Forschungsteam seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift nature veröffentlichen.

    Der Ohridsee ist 1,36 Millionen Jahre alt und hat mehrere Warm- und Eiszeiten erlebt. Geochemische Daten und Pollenfunde zeigen, dass es im nördlichen Mittelmeerraum während der verschiedenen Warmzeiten im Winterhalbjahr stark regnete. Die intensiven Regenfälle traten vor allem im Herbst auf. Durch die warme Meeresoberfläche und den Zustrom feuchter Atlantikluftmassen entstanden ausgeprägte Tiefdruckgebiete im nördlichen Mittelmeerraum. Diese Phänomene könnten sich in der Region angesichts des menschengemachten Klimawandels wiederholen. Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) fasst in seinen Berichten regelmäßig nicht nur den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Thema Klimawandel zusammen, sondern prognostiziert die Folgen der globalen Erwärmung für einzelne Regionen. Die Vorhersagen des IPCC für den Mittelmeerraum zeigen bisher kein eindeutiges Bild. Mit den Erkenntnissen der Bohrungen im Ohridsee können nun verlässlichere Szenarien für das Gebiet berechnet werden.

    „Das Besondere am Ohridsee ist, dass er in den letzten knapp 1,4 Millionen Jahren kaum durch äußere Einflüsse gestört wurde“, sagt Dr. Thomas Wonik, Sektionsleiter am LIAG und Teil des internationalen Forschungsteams. Denn weder ist der See jemals vollständig ausgetrocknet noch haben katastrophale Ereignisse das geologische Bild verfälscht. Deshalb können die Forschenden die lokale Klimageschichte sehr genau rekonstruieren. Ein Ansatz dafür ist ein Vergleich zwischen der natürlichen Radioaktivität der Sedimente mit globalen Klima-referenzkurven. Diese Kurven zeigen die zyklisch ablaufende Klimageschichte der letzten fünf Millionen Jahre. Die Sedimente aus dem Ohridsee korrelieren sehr gut mit den Ergebnissen der globalen Klimareferenzkurve und zeigen die gleichen Schwankungen zwischen Eiszeiten und zwischeneiszeitlichen Warmzeiten. „Selten können wir in der Geophysik so präzise die Dynamik von Warm- und Kaltzeiten aus physikalischen Bohrlochmessungen ablesen wie im Falle des Ohridsees“, so Wonik.


    Contact for scientific information:

    Dr. Thomas Wonik
    0511-643 3517
    Thomas.Wonik@leibniz-liag.de


    Original publication:

    https://doi.org/10.1038/s41586-019-1529-0


    More information:

    https://rdcu.be/bP6ID (view-only Version of the paper)


    Images

    Mehrere Wochen lag die Bohrplattform auf dem Ohridsee, auf der ein internationales Forschungsteam verschiedene Bohrungen und Messungen durchführten.
    Mehrere Wochen lag die Bohrplattform auf dem Ohridsee, auf der ein internationales Forschungsteam ve ...
    LIAG/T.Grelle
    None

    Vorbereitungen an einem Bohrkern, den die Forscherinnen und Forscher aus dem maximal 293 Meter tiefen See geborgen haben.
    Vorbereitungen an einem Bohrkern, den die Forscherinnen und Forscher aus dem maximal 293 Meter tiefe ...
    LIAG/T.Grelle
    None


    Attachment
    attachment icon Pressemitteilung: Ältester europäischer See verrät seine Geheimnisse

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students
    Geosciences
    transregional, national
    Research projects, Scientific Publications
    German


     

    Mehrere Wochen lag die Bohrplattform auf dem Ohridsee, auf der ein internationales Forschungsteam verschiedene Bohrungen und Messungen durchführten.


    For download

    x

    Vorbereitungen an einem Bohrkern, den die Forscherinnen und Forscher aus dem maximal 293 Meter tiefen See geborgen haben.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).