idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/26/2019 09:29

Ökonomie praxisnah: Erstmals Studierende zu zertifizierten Derivatehändlern ausgebildet

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Praxisnahe Lehre – lernen von den Profis: An der Universität Bremen haben angehende Wirtschaftswissenschaftler erstmals erfolgreich die Prüfung zum zertifizierten Derivatehändler der Capital Markets Academy der Deutschen Börse abgelegt. Die spezielle Ausbildung ist Teil einer Lehrveranstaltung des Ökonomen Professor Lars Hornuf. Sechs Studierende bestanden nach mehrwöchiger Beschäftigung mit der Thematik nun den abschließenden Check, der in einem Online-Verfahren in der Universität durchgeführt wurde.

    Maurice Lautner ist mehr als zufrieden. Seit sechs Semestern studiert er im Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaftslehre, demnächst hält er seinen Abschluss in den Händen. Doch dann ist er mehr als ein gut ausgebildeter „BWLer“: Lautner kann seit der erfolgreichen Abschlussprüfung am 25. September 2019 auch ein Zertifikat der Deutschen Börse vorlegen, das ihn als geprüften Derivatehändler ausweist. „Das war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte“, sagt der 23-Jährige. „Ich konnte diese Zusatzqualifikation im Rahmen einer Lehrveranstaltung erwerben, habe alles beigebracht bekommen und am Ende auch noch viel Geld gespart, weil mir die Lehrgangsgebühr erlassen wurde.“

    Theorie und Praxis in einer Lehrveranstaltung

    So wie Maurice Lautner erwarben weitere fünf Ökonomie-Studierende das Zertifikat, mit dem sie künftig in einem spannenden Teilbereich der Finanzbranche tätig sein können. Möglich wurde dies durch eine kürzlich besiegelte Kooperation zwischen der Universität Bremen und der Capital Markets Academy der Deutsche Börse AG. „Durch diese Zusammenarbeit werden unsere Studierenden sehr praxisnah ausgebildet – ein Ansatz, den die Universität und der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft konsequent verfolgen“, sagt Hornuf. Er fädelte die Kooperation ein und brachte den Studierenden in seiner regulären Lehrveranstaltung „Finanzderivate und Optionen“ die Grundlagen, Tricks und Kniffe des speziellen Segments bei.

    „Die Studierenden haben damit eine erstklassige und anspruchsvolle berufliche Zusatzqualifikation erworben“, so Hornuf. Der Schwerpunkt der Ausbildung lag in der Vermittlung fachlicher Kenntnisse über den Handel an der Terminbörse. Neben theoretischem Grundlagenwissen zu Optionen und Futures wurden fortgeschrittene Handelsstrategien analysiert und deren Einsatzmöglichkeiten in der Praxis besprochen. „Die Studierenden sind jetzt in der Lage, eigene Handelsstrategien zu entwickeln und zu testen. Das haben sie in der Abschlussprüfung der Capital Markets Academy unter Beweis stellen müssen“, sagt der Ökonom.

    Die bestandene Abschlussprüfung wird zusammen mit einer Onlineschulung der Capital Markets Academy zum Handelssystem bei einer Zulassung als Börsenhändler an der Terminbörse Eurex als berufliche Eignung anerkannt.

    Prüfungsgebühr für die besten drei Studierenden gespendet

    Das Zusammenbringen von Theorie und Praxis hat sich bereits in der Vergangenheit bewährt: Die Capital Markets Academy der Deutschen Börse arbeitet seit Längerem mit mehreren Universitäten erfolgreich zusammen. Im Fokus steht für den Börsenbetreiber dabei die Qualität der Ausbildung und die Nachwuchsförderung in der Finanzbranche. Lars Hornuf ist als Professor der Betriebswirtschaftslehre auf Finanzdienstleistungen und Finanztechnologie spezialisiert und durch bedeutende Veröffentlichungen in der Finanzbranche hoch angesehen. Die Kooperation bot sich also an – und blieb auch in Bremen nicht unbemerkt: Die „Stiftung Bremer Wertpapierbörse“ freute sich über die Implementierung dieser Ausbildung in die Lehre der Universität so sehr, dass sie für die drei besten Studierenden die Prüfungsgebühr von 235 Euro übernahm.

    Was sind finanzielle Derivate?

    Finanzderivate sind klassische Finanzprodukte, die allerdings nicht so sehr in der Öffentlichkeit stehen wie Aktien oder Fonds. „Es sind Wertpapiere, die von Basiswerten wie Aktien oder Rohstoffen abgeleitet sind“, erklärt Lars Hornuf. „Die gängigsten sind Optionsscheine, Aktienanleihen, Swaps, Futures und Zertifikate. Sie werden auf dem Finanzmarkt beispielsweise dazu eingesetzt, Aktienportfolios gegen Risiken zu ‚versichern‘ – aber auch als Spekulationsobjekt, weil man im Erfolgsfall mit relativ geringem finanziellen Einsatz einen hohen Ertrag erzielen kann.“ So, wie ein Landwirt seine Ernte mit einer Versicherung gegen den Ertragsausfall wegen schlechten Wetters versichern kann, können auch Anleger mit Derivaten ihre Portfolios gegen Ertragsausfälle absichern, wenn die Entwicklung ungünstig verläuft. Hornuf: „Wenn die ‚Ernte‘ erfolgreich verläuft – ob beim Landwirt oder beim Anleger – greift die Versicherung natürlich nicht, die Derivate können also wertlos werden. So, wie auch die Hausratversicherung ‚vergeblich‘ gezahlt wurde, wenn im Vertragsjahr kein Schaden eintritt.“

    Zunehmender Bedarf an Spezialisten

    Die neue Zusatzausbildung kann in der wirtschaftswissenschaftlichen Lehre der Universität ein wichtiger Bestandteil werden, ist der Hochschullehrer überzeugt: „Die Finanzbranche wandelt sich zunehmend. Viele Finanzprodukte werden eher im Hintergrund abgewickelt. Bei der sogenannten Facebook-Währung Libra beispielsweise werden die Nutzerinnen und Nutzer am Ende auch nicht so genau wissen, wie sie funktioniert – dass zum Beispiel eine sogenannte Blockchain dabei wichtig ist. Die Finanzprodukte funktionieren einfach, ohne dass die Technologie im Hintergrund von den Nutzerinnen und Nutzer verstanden werden muss.“ Es werde zunehmend einen Bedarf an Spezialisten geben, die sich sowohl mit der Finanztechnologie, mit der Software, den Schnittstellen, aber auch den entsprechenden Finanzprodukten auskennen – „und ich glaube, dass wir mit unserer aktuellen und praxisnahen Ausbildung zum zertifizierten Derivatehändler einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass diese Spezialisten auch aus der Universität Bremen kommen.“

    Weitere Informationen:

    www.uni-bremen.de/hornuf/praxistransfer/zertifizierter-derivatehaendler-eurex/
    www.uni-bremen.de

    Fragen beantwortet:

    Prof. Dr. Lars Hornuf
    Professur für BWL, insbes. Finanzdienstleistungen und Finanztechnologie
    Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
    Universität Bremen
    Tel. +49 421 218-66820
    E-Mail: hornuf@uni-bremen.de


    Images

    Auf „Los“ geht’s los: Studierende des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft bei der Online-Prüfung zum zertifizierten Derivatehändler.
    Auf „Los“ geht’s los: Studierende des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft bei der Online-Prüfung zu ...
    Source: Kai Uwe Bohn / Universität Bremen


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Students
    Economics / business administration
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

    Auf „Los“ geht’s los: Studierende des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft bei der Online-Prüfung zum zertifizierten Derivatehändler.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).