Kinder und Jugendliche mit psychisch kranken oder suchtkranken Eltern sollen künftig bessere Hilfe erhalten: Im Rahmen des bundesweiten Forschungsvorhabens „CHIMPS-NET“ werden daher in den kommenden drei Jahren unter Federführung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) neue familienbasierte, psychotherapeutische Interventionsmaßnahmen entwickelt und geprüft. Das Projekt wird vom Innovationsfonds der Bundesregierung mit insgesamt 6,8 Millionen Euro gefördert.
„Ziel des Projektes ist es, in jedem Bundesland an mindestens einem Standort für Kinder und Jugendliche mit psychisch kranken oder suchtkranken Eltern Versorgungsformen bereitzustellen, die sich am Bedarf der jeweiligen Familien orientieren“, sagt Prof. Dr. Silke Wiegand-Grefe von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE. Nach Beendigung des Forschungsvorhabens sollen die erfolgreich bewerteten neuen Versorgungsformen in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden. „So können wir einer Chronifizierung und der generationenübergreifenden Weitergabe von psychischen Erkrankungen begegnen.“ Kinder und Jugendliche mit psychisch kranken oder suchtkranken Eltern sind der Familienpsychologin zufolge eine jahrzehntelang vom Gesundheitssystem übersehene Risikogruppe; sie haben ein mehrfach erhöhtes Erkrankungsrisiko für eine eigene psychische Erkrankung.
Behandlungsangebote an Situation in der Familie anpassen
„Wir haben in anderen Verbundprojekten gelernt, dass wir unsere Hilfsmaßnahmen noch stärker an die Situation in den Familien anpassen müssen“, sagt Prof. Wiegand-Grefe. Die Forscherinnen und Forscher wollen gefährdete Kinder und Jugendliche daher nun bereits während der Behandlung der Eltern auf psychische Auffälligkeiten hin untersuchen und ihnen und ihrer Familie passende Behandlungsangebote machen. Kinder und Jugendliche, die noch nicht psychisch auffällig sind, sollen eine Präventionsmaßnahme unter Beteiligung eines Sozialarbeiters erhalten. Kinder und Jugendliche, die bereits psychisch auffällig sind, sollen in einer familienorientierten Therapie bei einem Psychotherapeuten behandelt werden. Kindern und Jugendlichen in ländlichen Regionen, die nur eingeschränkt Zugang zu Versorgungsangeboten haben, soll zudem eine Online-Intervention mit therapeutischer Begleitung angeboten werden. Die Wirksamkeit aller Maßnahmen soll mithilfe wissenschaftlicher Studien mit der derzeit üblichen Standardbehandlung ohne Familienunterstützung verglichen werden.
Kliniken, Krankenkassen und Sozialverbände als Konsortialpartner
Das Forschungsvorhaben mit dem Projektnamen „CHIMPS-NET“ (Children of mentally ill parents - network) wird seit dem 1. Oktober für drei Jahre aus Mitteln des Innovationsfonds der Bundesregierung gefördert. Der Gesamtverbund aller Projektpartner bekommt dafür 6,8 Millionen Euro, auf das UKE entfallen rund 1,8 Millionen Euro. „Bei uns laufen alle Fäden zusammen“, erläutert Prof. Wiegand-Grefe. „Wir haben das Netzwerk gestrickt und leiten den Verbund.“ Neben dem UKE sind 20 Kliniken in allen Bundesländern beteiligt. Hinzu kommen unter anderem acht Krankenkassen sowie Sozialverbände aus den Bereichen Gemeindepsychiatrie, Erziehungshilfe und Jugendfürsorge. Der Innovationsfonds der Bundesregierung hat das Ziel, die Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland qualitativ weiterzuentwickeln. Über die Vergabe der Fördergelder entscheidet ein beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eingerichteter Innovationsausschuss.
Kontakt für Rückfragen
Prof. Dr. Silke Wiegand-Grefe
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: 040 7410-53603
E-Mail: s.wiegand-grefe@uke.de
Criteria of this press release:
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Medicine
transregional, national
Research projects, Transfer of Science or Research
German
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