Pietro Metastasio gilt als einer der bedeutendsten Opernlibrettisten des 18. Jahrhunderts. Neben Italien erfreuten sich Metastasios Werke vor allem in Städten und an Höfen im deutschsprachigen Raum großer Beliebtheit. Warum das so war und wie die Opern hierzulande aufgeführt wurden, das will die italienische Musikwissenschaftlerin Sara Elisa Stangalino in den kommenden 14 Monaten an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erforschen. Dabei interessiert sie sich vorrangig für die Dramaturgie. Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung unterstützt sie dabei mit einem Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler.
Sara Elisa Stangalino beschäftigt sich vor allem mit dem ersten Libretto Metastasios, „Didone abbandonata“. Die Oper wurde 1724 in Neapel uraufgeführt, landete bereits sieben Jahre später auf einer deutschen Bühne und gehört zu seinen populärsten Werken. Den Stoff dafür fand der Librettist – wie bei fast allen seinen Büchern – in den antiken Mythen: Der Held Aeneas verliebt sich auf seiner Flucht aus Troja in die karthagische Königin Dido, verlässt sie aber wieder, um die Stadt Rom zu gründen. Dido begeht daraufhin Selbstmord. „Das Besondere an dieser Oper ist ihr tragisches Ende. Das war zu dieser Zeit nicht üblich, weshalb es von außerordentlichem Interesse ist zu erforschen, warum die Oper dennoch solch großen Erfolg hatte“, sagt die italienische Opernexpertin.
Abtauchen in die Archive
„Während meiner Zeit in Jena will ich mehr erfahren über die Verbindungen zwischen deutschen und italienischen Aufführungen, wie die Oper in einer anderen Sprache funktioniert und welche thematischen Schwerpunkte beispielsweise am Hof von Braunschweig oder in der Stadt Hamburg gesetzt wurden, wo die Oper sehr früh auf die Bühne kam“, sagt Stangalino. „Solche Vergleiche geben uns einen Einblick in die verschiedenen Arbeitsweisen rund um die Inszenierung einer Oper in unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Zudem veranschaulicht ein solcher Kulturtransfer beispielhaft, wie sich trotz ganz unterschiedlicher politischer Strukturen schon früh eine europäische Identität herausbildete.“
Für ihre Arbeit wird Stangalino, die in Bologna promoviert wurde und in Forschungsinstituten in Venedig und Rom geforscht hat, vor allem in verschiedene deutsche Bibliotheken und Archive abtauchen. Sie freue sich darauf, Originalquellen zu studieren und aus erster Hand zu erfahren, was die Zeitgenossen Metastasios hierzulande über seine Werke gedacht haben und wovon sie sich bei ihren Inszenierungen leiten ließen. Der Austausch zwischen Italien und Deutschland habe schließlich deutlichen Einfluss auf die Herausbildung der deutschen Operntradition gehabt. Mozart etwa griff auf die Texte des Italieners zurück.
Jena als Standort für ihre Forschungen in Deutschland hat sie nicht ohne Grund gewählt. Zum einen genieße die Friedrich-Schiller-Universität in Italien einen hervorragenden Ruf und sie habe hier sehr gute Arbeitsbedingungen, berichtet die Gastwissenschaftlerin, zum anderen könne sie sich hier mit ihrem Kollegen Michael Klaper austauschen. Auch der Gastgeber begrüßt die Kooperation: „Unsere wissenschaftlichen Interessengebiete überschneiden sich an vielen Stellen, so dass ich mich auf die Zusammenarbeit und die neuen Ergebnisse meiner Kollegin sehr freue“, sagt der Jenaer Musikwissenschaftler, der beispielsweise intensiv zur Oper im Barock forscht.
Prof. Dr. Michael Klaper
Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944990
E-Mail: michael.klaper[at]uni-jena.de
Die Humboldt-Stipendiatin Sara Elisa Stangalino erforscht in den kommenden 14 Monaten an der Friedri ...
(Foto: Anne Günther/FSU)
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