idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/30/2019 08:33

Warum bestimmte Leukämieformen nur bei Kindern vorkommen

Christoph Dieffenbacher Kommunikation & Marketing
Universität Basel

    Eine bestimmte Krebsform – die akute myeloische Leukämie (AML) – bei Kindern ist eine seltene, aber schwere Krankheit, die noch in vielen Fällen nicht geheilt werden kann. In einer Studie haben nun Forschende von der Universität Basel und vom Gustave Roussy Institute in Paris Anhaltspunkte gefunden, warum gewisse Formen der Krankheit vor allem bei Kleinkindern vorkommen. Ebenso stiessen sie auf wichtige Hinweise zur gezielten Therapie, wie sie im US-Fachblatt «Cancer Discovery» berichten.

    In den letzten Jahrzehnten wurden die Forschungen über Krebs bei Kindern intensiviert und die Behandlungen verbessert, doch die Prognosen bleiben für diese jungen Patienten besonders ungünstig. Die sogenannte akute myeloische Leukämie (AML) macht 15 % der bei Kindern und Jugendlichen diagnostizierten Leukämiefälle aus. Ihre Überlebensrate nach fünf Jahren beträgt etwa 60 %, wobei Rückfälle die häufigste Todesursache bilden.

    Abnormale Fusion zweier Proteine

    Von den verschiedenen Subtypen von AML gehört die akute megakaryoblastische Leukämie (AML-M7) zu den aggressivsten, denn ist mit einer Behandlungsresistenz und einer besonders ungünstigen Prognose verbunden. Auf diese Form der Leukämie konzentrierten sich die Forschungsteams von Prof. Dr. Jürg Schwaller (Universitäts-Kinderspital beider Basel und Departement Biomedizin der Universität Basel) und Prof. Dr. Thomas Mercher (INSERM U1170, Institute Gustave Roussy, Université Paris-Saclay).

    2012 fanden die Forschenden um Mercher dass die Krankheit AML-M7 bei Kindern häufig genetische Veränderungen aufweist, die zur Expression eines abnormen Proteins führen. Dieses entsteht durch die Fusion von zwei normalerweise unabhängigen Genen in der Zelle. Obwohl diese Fusion – bekannt als ETO2-GLIS2 – in 30 % der Fälle von AML-M7 identifiziert wurde, konnten die Forschenden diese Anomalie bisher nicht erklären. Ebenso unklar war bisher, warum Kinder mit AML-M7 und diesem Fusionsgen meist jünger als zwei Jahre alt sind, während ältere Kinder mit dieser Veränderung meist an einer anderen AML-Form leiden.

    Gezieltes Unterbrechen

    Um diese Fragen zu beantworten, entwickelten die Forschenden ein Mausmodell von AML-M7 mit einer ETO2-GLIS2-Fusion. Mit diesem Modell konnten die Forscher erstmals zeigen, dass sich bei einer Aktivierung der ETO2-GLIS2-Fusion in Zellen der fötalen Blutbildung sehr rasch eine aggressive Leukämie entwickelte – die der AML-M7 beim Kind sehr ähnlich ist. Wurde dagegen die Fusion in Blutbildungszellen von erwachsenen Tieren aktiviert, trat diese typische kindliche Leukämie nicht auf, während sich andere AML-Formen erst viel später entwickelten. Wenn die Forschenden die Ausbildung der ETO2-GLIS2-Fusion unterbrachen, konnten sich die zuvor leukämischen Zellen wieder in normale Blutzellen ausdifferenzieren.

    Diese Beobachtungen weisen darauf hin, dass diese Leukämie deshalb nur bei Kleinkindern auftritt, weil die fötalen Blutbildungszellen – anders als die erwachsenen – eine höhere Empfindlichkeit für bestimmte genetische Mutationen wie die ETO2-GLIS2-Fusion besitzen. Die Studie zeigt auch, dass die ETO2-GLIS2-Fusion der eigentliche Motor dieser kindlichen Leukämieform bildet. Die Forschenden werden nun versuchen, die Aktivität dieser Fusion in den Tumorzellen gezielt zu unterbrechen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Jürg Schwaller, Departement Biomedizin, Universität Basel und Universitätskinderspital beider Basel, Tel. +41 61 265 35 17, E-Mail: j.schwaller@unibas.ch


    Original publication:

    Cécile K. Lopez et al.
    Ontogenic changes in hematopoietic hierarchy determine pediatric specificity and disease phenotype in fusion oncogene-driven myeloid leukemia
    Cancer Discovery | doi: 10.1158/2159-8290.CD-18-1463

    https://cancerdiscovery.aacrjournals.org/content/early/2019/10/25/2159-8290.CD-1...


    Images

    Fusionsgen in Tumorzellen: Rote Signale zeigen den ETO2-Genlokus, grüne den GLIS2- Lokus und die gelben die ETO2-GLIS2-Fusion.
    Fusionsgen in Tumorzellen: Rote Signale zeigen den ETO2-Genlokus, grüne den GLIS2- Lokus und die gel ...
    Chrystele Bilhou-Nabera & Nassera Abermil, Hôpital Saint Antoine, Paris
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Fusionsgen in Tumorzellen: Rote Signale zeigen den ETO2-Genlokus, grüne den GLIS2- Lokus und die gelben die ETO2-GLIS2-Fusion.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).