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11/07/2019 11:10

HoF-Publikation: Gender Pay Gap bei den Leistungsbezügen der Professorinnen und Professoren in Niedersachsen

Kerstin Martin Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Anhand der von staatlichen Hochschulen in Niedersachsen für 2016 zur Verfügung gestellten Angaben zu den Leistungsbezügen in den Besoldungsgruppen W2 und W3 wurde ermittelt, dass Professorinnen im landesweiten Durchschnitt finanziell schlechter gestellt sind als Professoren. Mit einem Gender Pay Gap von 27 Prozent sind Universitäten (ohne Medizin) besonders betroffen. Der höchste prozentuale Unterschied wurden hier in den Sprach- und Kulturwissenschaften registriert. Die Fragen nach den Gründen für den Gender Pay Gap und den Möglichkeiten, ihm entgegenzuwirken, standen im Mittelpunkt der Interviews mit Gleichstellungsbeauftragten, Hochschulleitungen sowie Professorinnen und Professoren.

    Die Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern, der sogenannte Gender Pay Gap, lag in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2018 unbereinigt bei 21 Prozent. Diese Entgeltlücke lässt sich nicht allein auf geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf Qualifikationsniveau, Beschäftigungsumfang, Branche und Dauer der Beschäftigung sowie berufliche Position zurückführen. Auch unter Ausschluß lohnrelevanter Merkmale verdienen Frauen weniger als Männer.
    Inwieweit Frauen selbst im öffentlichen Dienst und in verantwortlichen Positionen finanziell benachteiligt sind, war Gegenstand einer vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) in Auftrag gegebenen Studie. Untersucht wurden die Leistungsbezüge der W-Besoldung der an staatlichen Hochschulen in Niedersachsen tätigen Professorinnen und Professoren. Niedersachsen ist damit das erste Bundesland, für das eine landesweite Analyse zum Gender Pay Gap im Hochschulbereich vorgenommen wurde. Dabei kam eine Kombination quantitativer und qualitativer Methoden der empirischen Sozialforschung zum Einsatz.
    Die Ergebnisse sind eindeutig und bestätigen die vom MWK für 2013 ermittelten statistischen Befunde. Auf Basis der von den Hochschulen bereitgestellten Daten für 2016 wurde ein flächendeckender Gender Pay Gap ermittelt, der sich mit wenigen Ausnahmen auf die verschiedenen Hochschularten, Fächergruppen, Besoldungsgruppen und Altersgruppen erstreckt. Besonders betroffen sind Universitäten. Unter Ausklammerung der Medizin liegen die Leistungsbezüge der Professorinnen im Durchschnitt um 27,0 Prozent (423 Euro monatlich) unter denen der Professoren. Der höchste Wert wurde mit 34,5 Prozent in den Sprach- und Kulturwissenschaften erreicht. Außerdem erhalten Männer anteilig häufiger unbefristete/ruhegehaltsfähige Leistungsbezüge. Eine vertiefende Analyse an ausgewählten Hochschulen ergab, dass Professoren von der Erfahrungsdauer, den erhaltenen Rufen und den geführten Bleibeverhandlungen gemessen am durchschnittlichen Anstieg der Leistungsbezüge deutlich stärker profitieren als Professorinnen.
    Neben der statistischen Analyse galt die besondere Aufmerksamkeit dem Wissensstand und dem Meinungsbild zu den Gründen für den Gender Pay Gap sowie den Möglichkeiten der Gegensteuerung. Dazu wurden Sondierungsgespräche mit zentralen Gleichstellungsbeauftragten und leitfadengestützte Experteninterviews mit Vertreterinnen und Vertretern ausgewählter Hochschulleitungen geführt. Breiten Raum nahmen berufsbiografische Interviews mit Professorinnen und Professoren ein. Sie lassen zum einen darauf schließen, dass Frauen und Männer dem Einkommen bei der Karriereplanung und in den Berufungsverhandlungen eine unterschiedliche Bedeutung beimessen. Zum anderen thematisierten Frauen in stärkerem Maße familiär bedingte Mobilitätseinschränkungen. Mehrheitlich wurde für eine erhöhte Transparenz der Vergabe von Leistungsbezügen plädiert.

    Der Abschlussbericht wird auf der Fachtagung „Bewertungs-, Entscheidungs- und Verteilungsprozesse im aktuellen Wissenschaftssystem: Chancen einer geschlechtergerechten Beteiligungskultur“ im Rahmen der Dialoginitiative „Geschlechtergerechte Hochschulkultur“ am 7.11.2019 in Hannover vorgestellt.


    Contact for scientific information:

    Ansprechpartner: Dr. Anke Burkhardt
    Tel.: 03491 - 466 151, Email: anke.burkhardt@hof.uni-halle.de


    Original publication:

    Anke Burkhardt / Florian Harrlandt / Jens‐Heinrich Schäfer unter Mitarbeit von Judit Anacker, Aaron Philipp, Sven Preußer, Philipp Rediger: „Wie auf einem Basar“. Berufungsverhandlungen und Gender Pay Gap bei den Leistungsbezügen
    an Hochschulen in Niedersachsen (HoF‐Arbeitsbericht 110), Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin‐Luther‐Universität, Halle‐Wittenberg 2019, 142 S. ISBN 978‐3‐937573‐70‐0 . ISSN 1436‐3550. Online
    unter https://www.hof.uni‐halle.de/web/dateien/pdf/ab_110.pdf


    More information:

    https://www.hof.uni‐halle.de/web/dateien/pdf/ab_110.pdf


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    Burkhardt / Harrlandt / Schäfer: „Wie auf einem Basar“
    Burkhardt / Harrlandt / Schäfer: „Wie auf einem Basar“

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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Law, Politics, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Burkhardt / Harrlandt / Schäfer: „Wie auf einem Basar“


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