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11/13/2019 13:55

Projekt der TU Darmstadt erforscht Umsatzeinbußen durch Datenfehler im Einzelhandel

Silke Paradowski Stabsstelle Kommunikation und Medien
Technische Universität Darmstadt

    Darmstadt, 13. November. Durch Datenfehler im elektronischen Bestandsmanagement gehen großen Einzelhandelsunternehmen in Europa und weltweit jährlich rund sechs Prozent Umsatz verloren. Das haben Wissenschaftler des Fachbereiches Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der TU Darmstadt in einem internationalen Forschungsprojekt herausgefunden. Die Einbußen sind die Folge einer falschen Bestückung der Filialen und fehlender Artikel.

    Die automatisierte Steuerung der Lagerbestände gehört im Einzelhandel schon lange zum Alltag. Elektronische Systeme, die auf Nachfrage- und Bestandsinformationen basieren, erfassen das Sortiment und bestellen fehlende Produkte nach. Auf diese Weise sollen die Regale mit nachgefragten Waren für die Kunden immer rechtzeitig aufgefüllt sein. Doch welche ökonomischen Folgen hat es für die Einzelhandelsunternehmen, wenn das nicht der Fall ist, weil die Software auf fehlerhafte Daten zurückgreift? „Wir wollten wissen, wie es zu diesen Problemen im System kommt und wie sich das ganz konkret auf den Umsatz auswirkt“, erklärt Professor Dr. Christoph Glock, Leiter des Fachgebietes „Produktion und Supply Chain Management“ am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der TU Darmstadt.
    Gemeinsam mit zwei Master-Studierenden der TU sowie Fachkollegen der französischen EM Lyon Business School und der Cardiff University in Wales initiierte Glock ein internationales Forschungsprojekt. An dem sehr praxisorientierten Vorhaben beteiligten sich der europäische Branchenverband „Efficient Consumer Response“ aus Brüssel sowie acht große internationale Einzelhandelsketten mit Filialen in ganz Europa und den USA. Das Sortiment reicht von Lebensmitteln über Kleidung bis zu Elektronikwaren. Untersucht haben die Wissenschaftler über hundert Filialen mit mehr als einer Million Produktgruppen, um Zusammenhänge zwischen fehlerhaften Daten und Umsatzrückgängen abschätzen zu können. Dabei haben sie in der einen Hälfte der Filialen die Bestände tatsächlich durchgezählt, inventarisiert und Datenfehler korrigiert und mit den Daten der anderen, nicht kontrollierten Einzelhandelsgeschäfte verglichen. Ergebnis: Die Korrektur von Datenfehlern in der automatisierten Bestandssteuerung führt zu einer Umsatzsteigerung von sechs Prozent – bezogen auf das gesamte Artikelsortiment.
    Das Ergebnis hat selbst Experten wie Christoph Glock erstaunt. „Mögliche sechs Prozent mehr Umsatz ohne aufwendiges Marketing oder Rabatt-Aktionen ist sehr viel. Wir hatten mit ein oder zwei Prozent gerechnet“, betont er. Als mögliche Ursachen für die Datenfehler nennt der TU-Wissenschaftler fehlerhaftes Scannen an der Kasse, gestohlene Ware sowie verdorbene oder beschädigte Produkte, die nicht korrekt im Bestand rückverbucht werden. Dabei verursachen laut der Studie rund 15 Prozent der Artikel rund 70 Prozent der Datenfehler. Zumeist sind das Wein, Spirituosen, Gebäck, Tabak oder Gesundheits- und Beautyprodukte. „Unsere Ergebnisse haben außerdem gezeigt, dass im Durchschnitt etwa sechs Prozent der Produktgruppen gleichzeitig sehr umsatzstark und besonders von Bestandsabweichungen betroffen sind“, so Glock.
    Wie sollte der Einzelhandel darauf reagieren? Verbesserungen sind mit einem überschaubaren Kostenaufwand möglich. Der TU-Wissenschaftler und seine europäischen Kollegen raten zu häufigeren Inventuren, um festzustellen, welche Produkte von Fehlmeldungen des Bestands besonders betroffen sind. „Das bringt am meisten“, so Christoph Glock. Zudem empfehlen sich Prozessverbesserungen an der Kasse, Diebstahlvorkehrungen und spezielle Mitarbeiterschulungen. „Die Korrektur der Bestandsdaten ist ein sehr wirksames Mittel zur Steigerung der Umsätze“, so sein Fazit. Interessant sei das ebenso für Online-Händler oder andere Branchen, wo die Problematik in ähnlicher Form auftrete, sagt der TU-Experte.

    Einzelhandelsunternehmen bietet die TU Darmstadt am 19. November ein Webinar an, bei dem online die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes vorgestellt und auch Fragen beantwortet werden. Das Interesse ist groß: 150 Unternehmen europa- und weltweit haben sich bereits angemeldet. Das Webinar ist auf Englisch. Anmeldungen sind noch möglich. Informationen dazu unter
    https://www.linkedin.com/pulse/inventory-record-accuracy-does-matter-colin-peaco...

    Über die TU Darmstadt
    Die TU Darmstadt zählt zu den führenden Technischen Universitäten in Deutschland. Sie verbindet vielfältige Wissenschaftskulturen zu einem charakteristischen Profil. Ingenieur- und Naturwissenschaften bilden den Schwerpunkt und kooperieren eng mit prägnanten Geistes- und Sozialwissenschaften. Weltweit stehen wir für herausragende Forschung in unseren hoch relevanten und fokussierten Profilbereichen: Cybersecurity, Internet und Digitalisierung, Kernphysik, Energiesysteme, Strömungsdynamik und Wärme- und Stofftransport, Neue Materialien für Produktinnovationen. Wir entwickeln unser Portfolio in Forschung und Lehre, Innovation und Transfer dynamisch, um der Gesellschaft kontinuierlich wichtige Zukunftschancen zu eröffnen. Daran arbeiten unsere 312 Professorinnen und Professoren, 4.450 wissenschaftlichen und administrativ-technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie knapp 26.000 Studierenden. Mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bildet die TU Darmstadt die strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten.

    www.tu-darmstadt.de

    MI-Nr. 78/2019, Astrid Ludwig/sip


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Christoph Glock
    Technische Universität Darmstadt
    Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
    Fachgebiet Produktion und Supply Chain Management
    https://www.pscm.tu-darmstadt.de,
    Tel.: 06151/16-24480,
    E-Mail: glock@pscm.tu-darmstadt.de


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    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists
    Economics / business administration, Information technology, Traffic / transport
    transregional, national
    Cooperation agreements, Research results
    German


     

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