Das Interesse am Leben und Werk des ausgebildeten Philologen und postum berühmt gewordenen Philosophen Friedrich Nietzsche ist auch im Jahr seines 175. Geburtstags weltweit groß. Aus diesem Grund hat die Universität Freiburg beschlossen, ein Nietzsche-Forschungszentrum (NFZ) zu gründen. Es ist das erste im deutschsprachigen Raum und bündelt fachliches Wissen aus den Fächern Philosophie, Philologie, Theologie, Jura und Medizin. „Wir wollen Nietzsche als eine Art Sonde benutzen, um die Welt des 19. Jahrhunderts zu erforschen“, sagt Philosoph Prof. Dr. Andreas Urs Sommer vom Philosophischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Ziel des Zentrums ist es, das Leben, Werk und Denken Nietzsches abseits der bereits erforschten Pfade näher zu beleuchten. Dazu gehören unter anderem die Erschließung von Nietzsches vielfältigen Lektüren, eine digital-genetische Edition und Kommentierung von Nietzsches immensem Nachlass oder das Klären der Frage, welche Krankheit Nietzsche wirklich hatte. „Sie stellt sich seit seinem Tod immer wieder und ist in der Tat ein Mysterium“, bestätigt Sommer. So wird überlegt, ob die sterblichen Überreste des Philosophen untersucht werden könnten, um so spekulativen Deutungen seines Leidens Einhalt zu gebieten. Des Weiteren planen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine breit angelegte Forschungsinitiative zur Erschließung von Nietzsches Wirkungsgeschichte in Deutschland und Frankreich sowie aufgrund der frühen Rezeption von Nietzsches Schriften in Japan eine Kooperation mit den Universitäten aus Tokio und Kyoto zum Thema „Nietzsche in Japan“.
Die Ergebnisse der jeweiligen Projekte und Kooperationen des NFZ werden alle drei Jahre einer Evaluation seitens der Universitätsleitung und einer internationalen Kommission unterzogen. „Natürlich möchten wir das Zentrum langfristig positionieren und auch die Lehre mit einem verstärkten Angebot zum 19. Jahrhundert in Form von Vorlesungen, Seminaren und Workshops ausbauen“, erläutert Sommer.
Das NFZ ist Teil des oberrheinischen Verbundes Eucor – The European Campus. Forschende aus Mulhouse, Strasbourg, Karlsruhe und Basel können jederzeit und ohne bürokratische Hürden anerkannte Mitglieder des Zentrums werden. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist institutionell ebenfalls an das NFZ angebunden. Geplant ist derzeit, die bestehende Finanzierung künftig über Drittmittel auszuweiten.
Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Urs Sommer
Philosophisches Seminar
Albert-Ludwigs-Universität
Tel.: +49 (0) 761/203-3255
sommer@philosophie.uni-freiburg.de
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2019/philosoph-im-fokus?set_language=de
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Foto: orion_eff/stock.adobe.com
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