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11/22/2019 17:04

Eklatanter Fachkräftemangel in der Mukoviszidose-Versorgung - Strategy& und WifOR erstellen Fachkräftegutachten

Carola Wetzstein Pressestelle
Mukoviszidose Institut – gemeinnützige Gesellschaft für Forschung und Therapieentwicklung mbH

    Ein vom Mukoviszidose e.V. in Auftrag gegebenes Fachkräftegutachten führt zu alarmierenden Ergebnissen: Fast jede zweite Stelle in der Mukoviszidose-Versorgung kann nicht besetzt werden. Abhilfe schaffen könnten eine gezielte Förderung der Aus- und Weiterbildung von Fachpersonal und eine auskömmliche Finanzierung der Mukoviszidose-Ambulanzen.

    Bereits seit Jahren macht der Mukoviszidose e.V. im Rahmen seiner gesundheitspolitischen Arbeit auf den wachsenden Fachkräftemangel in der Mukoviszidose-Versorgung aufmerksam und fordert die politisch Verantwortlichen auf, angemessene Versorgungsstrukturen für die Betroffenen sicherzustellen. Um den Fachkräftemangel noch konkreter beziffern zu können, hat der Bundesverband nun ein Gutachten in Auftrag gegeben, das erstmalig die aktuelle Versorgungssituation mit Fachkräften für die Behandlung von CF-Patienten ermittelt und bis 2030 prognostiziert. Erstellt wurde das Gutachten von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in Kooperation mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR.

    Alarmierend: fast jede zweite Stelle unbesetzt

    Die Ergebnisse sind alarmierend: Fast jede zweite Stelle in der CF-Versorgung kann aktuell und zukünftig nicht besetzt werden. Bereits heute fehlen 44 Prozent bzw. 480 Fachkräfte in der CF-Versorgung. Von den 480 fehlenden Fachkräften sind 130 dem ärztlichen Personal und 350 dem nicht-ärztlichen Personal zuzuordnen. Da die Patientenzahlen aufgrund der steigenden Lebenserwartung zunehmen (dem Deutschen Mukoviszidose-Register zufolge liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Mukoviszidose aktuell bei 53 Jahren), geht die Prognose für 2030 von einer weiteren Verschärfung der Situation aus: Der Mangel an qualifizierten Fachkräften wird dann geschätzt bei 50 Prozent liegen, das sind 590 fehlende Fachkräfte insgesamt, davon 160 im ärztlichen Bereich und 430 im nicht-ärztlichen Bereich.

    „Wie dramatisch dieser Mangel ist, zeigt sich besonders im Vergleich: Mit aktuell 44 bzw. in 2030 sogar 50 Prozent ist der Fachkräftemangel in der CF-Versorgung um ein Vielfaches höher als in der gesamten Gesundheitswirtschaft, wo für 2030 von einem Mangel von 16 Prozent* ausgegangen wird“, betont Stephan Kruip, Bundesvorsitzender des Mukoviszidose e.V.. „Gerade für Betroffene einer Multiorganerkrankung wie Mukoviszidose ist es wichtig, dass sie von einem erfahrenen interdisziplinären Team aus Fachärzten, Physiotherapeuten, Pflegekräften und Diabetesberatern betreut werden. Denn auch wenn neue Medikamente, wie zum Beispiel das gerade in den USA zugelassene Trikafta, für die Betroffenen erhebliche Verbesserungen bringen werden, ist die professionelle fachliche Behandlung und Begleitung unverzichtbar.“ Die gegenwärtigen Versorgungsstrukturen werden diesen Anforderungen aber vielerorts nicht gerecht: Viele erwachsene Patienten werden in der Pädiatrie behandelt, weil es in Kliniken an räumlichen Kapazitäten, finanziellen Mitteln oder geschultem Personal mangelt, um Menschen mit der angeborenen Stoffwechselerkrankung zu versorgen.

    Fachliche Fortbildungen und ausreichende Finanzierung unverzichtbar

    Auch Dr. Carsten Schwarz, Leiter der Sektion Cystische Fibrose an der Charité Universitätsmedizin Berlin, zeigt sich besorgt über den wachsenden Fachkräftemangel: „Die Förderung von Aus- und Fortbildung von ärztlichem und nichtärztlichem Personal ist ein zentraler Schlüssel zur Verbesserung der Situation. Doch so lange viele Mukoviszidose-Ambulanzen chronisch unterfinanziert sind, wird es schwierig, neues Personal für diesen Versorgungsbereich zu begeistern und dieses Personal langfristig auch zu halten.“ Die entscheidende Basis für eine nachhaltige Wirkung aller zukünftigen Maßnahmen ist daher eine auskömmliche Finanzierung der erforderlichen Behandlungsteams und der ambulanten Leistungen in der Versorgung von Patienten mit Mukoviszidose. Dies wird der Mukoviszidose e.V. auch künftig mit Nachdruck bei den politisch Verantwortlichen einfordern. Darüber hinaus berät der Bundesverband aktuell über weitere mögliche Maßnahmen und Projekte zur Entschärfung des Fachkräftemangels.

    Das Fachkräftegutachten zum Download: https://www.muko.info/ueber-den-verein/gesundheitspolitische-arbeit/

    *Neldner, T. et al., 2017. Entwicklung der Angebotsstruktur, der Beschäftigung sowie des Fachkräftebedarfs im nichtärztlichen Bereich der Gesundheitswirtschaft. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi): https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Studien/entwicklung-angebotsstruk...

    Hintergrund-Informationen

    Über Mukoviszidose
    In Deutschland sind bis zu 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen. Durch eine Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei Mukoviszidose-Betroffenen ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 150 bis 200 Kinder mit der seltenen Krankheit geboren.

    Über den Mukoviszidose e.V.
    Der Mukoviszidose e.V. vernetzt die Patienten, ihre Angehörigen, Ärzte, Therapeuten und Forscher. Er bündelt unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen sowie Perspektiven mit dem Ziel, jedem Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes Leben mit Mukoviszidose ermöglichen zu können. Damit die gemeinsamen Aufgaben und Ziele erreicht werden, ist der gemeinnützige Verein auf die Unterstützung engagierter Spender und Förderer angewiesen. Die Mukoviszidose Institut gGmbH ist eine hundertprozentige Tochter des Mukoviszidose e.V.

    Pressekontakt:
    Mukoviszidose e.V.
    Carola Wetzstein
    Telefon: +49 (0)228 9 87 80-22
    Mobil: +49 (0)171 9582 382
    E-Mail: CWetzstein@muko.info


    More information:

    http://www.muko.info/ueber-den-verein/gesundheitspolitische-arbeit/ Das Fachkräftegutachten zum Download


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics
    transregional, national
    Science policy
    German


     

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