Unsere Bienen sind vielfachen Stressfaktoren ausgesetzt: Neben Pestiziden, vermindertem Nahrungsangebot durch Monokulturen und der Varroa-Milbe setzen ihnen auch eine Reihe von Krankheiten zu. Eine besonders schwerwiegende ist die weltweit auftretende Amerikanische Faulbrut, die die junge Brut befällt. Infizierte Bienenvölker müssen in Europa verbrannt werden, um ein Ausbreiten des Erregers zu verhindern. ForscherInnen der Universität Graz haben nun eine einfache und effektive Methode entwickelt, Larven vor der Erkrankung zu schützen: mit einem Naturstoff, der in das Wachs der Bienenstöcke eingebracht wird. Die Erfindung ist bereits patentiert und soll nun zur Marktreife gebracht werden.
„Erwachsene Bienen haben in ihrem Darm eine lecithinähnliche Substanz, die sie gegen die Faulbrut resistent macht“, erklärt Wolfgang Schühly, Leiter der Arbeitsgruppe Bienengesundheit an der Universität Graz. Gemeinsam mit Ulrike Riessberger-Gallé und Javier Hernández López hat er diesen Stoff – das sogenannte Lysophosphatidylcholin oder kurz LPC – isoliert und auf seine Wirksamkeit bei Larven getestet. In umfangreichen Forschungen hat das Trio schließlich einen Weg gefunden, wie die Substanz an die Larven verabreicht werden kann: „Wir arbeiten das LPC in das Wachs ein, aus dem die Bienen dann im Stock die Waben bauen“, schildert Schühly. Der Wirkstoff gelangt von dort über den Futtersaft, in dem die Larven liegen, in die Tiere. Auf diese Art und Weise wird die Konzentration dieses körpereigenen Stoffs erhöht und die natürliche Immunabwehr unterstützt.
Die ForscherInnen testen ihre Technologie nun in Feldversuchen in Spanien und im Süden der USA, wo die Bienen auch im Winter brüten und Faulbrut gehäuft auftritt.
Im Rahmen des von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG mit gut 350.000 Euro finanzierten „Spin-off-Fellowship“ wollen sie die Praxistauglichkeit der Technologie unter Realbedingungen demonstrieren und ein Unternehmen gründen, das die angereicherten Wachswaben herstellt und vertreibt. „Die Amerikanische Faulbrut betrifft schließlich infolge der reduzierten Bestäubungsleistung die gesamte Landwirtschaft“, unterstreicht Schühly die Bedeutung einer erfolgreichen Schutzmaßnahme.
Dr. Wolfgang Schühly
Institut für Biologie der Universität Graz
Tel.: +43 (0) 316 380 8754
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