idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/02/2020 13:27

Nicht Ost-West macht den Unterschied, sondern oben und unten

Katharina Vorwerk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Studie zeigt Einfluss von Einkommen und Bildung auf Gefühl der Wertschätzung in Deutschland

    93 Prozent der Menschen in Deutschland fühlen sich in ihrem Alltag wertgeschätzt, Geringschätzung erfahren deutlich weniger – jedoch immer noch jeder Zweite (52 Prozent). Die meisten Menschen erfahren Wertschätzung vor allem in der Familie und im Freundeskreis, wohingegen Erfahrungen der Geringschätzung eher in öffentlichen Bereichen, wie zum Beispiel dem Arbeitsplatz, gemacht werden. Ostdeutsche und Westdeutsche fühlen sich im Alltag gleichermaßen wertgeschätzt, große Unterschiede bestehen aber nach Einkommen, Bildung und Erwerbsstatus.

    Das zeigte eine Studie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Die Soziologen Christian Schneickert, Jan Delhey und Leonie Steckermeier haben untersucht, wer sich in Deutschland in welchen Lebensbereichen wert- oder geringgeschätzt fühlt. Anhand eines von ihnen entwickelten Fragemoduls für die Innovationsstichprobe des Sozio-oekonomischen Panels kamen sie zu durchaus überraschenden Ergebnissen, so Prof. Delhey.

    So seien die Alltagserfahrungen der Wert- und Geringschätzung in Deutschland durchaus ungleich verteilt. Dabei mache die sogenannte Schichtposition einen großen Unterschied: Je höher das Einkommen und die Bildung einer Person, desto besser fällt auch die Wertschätzungsbilanz aus. „Auch der Erwerbsstatus ist wichtig“, so Delhey weiter, „denn im Gegensatz zu Erwerbstätigen erfahren Arbeitslose weit weniger Wertschätzung und mehr Geringschätzung.“ Keinen Unterschied hingegen mache die regionale Herkunft: Ost- und Westdeutsche fühlen sich im Alltag gleichermaßen wert- und geringgeschätzt. Auch Menschen mit Migrationshintergrund unterschieden sich in ihrer Wertschätzungsbilanz nicht vom Rest der Bevölkerung.

    „Wer sich für die ungleiche Verteilung von Wert- und Geringschätzung im alltäglichen gesellschaftlichen Miteinander interessiert, ist zumindest für Deutschland gut beraten, sich stärker der sozio-ökonomischen Ungleichheit zu widmen als der sozio-kulturellen Unterschiedlichkeit“, schlussfolgert Christian Schneickert.

    Darüber hinaus haben die Forscher auch untersucht, welche Folgen Geringschätzung und Wertschätzung für die Betroffenen und die Gesellschaft haben. Dabei zeigt sich, dass die positiven und negativen Alltagserfahrungen nicht nur die persönliche Lebenszufriedenheit, sondern auch die Zufriedenheit mit der Demokratie deutlich beeinflussen.

    Die Studie entstand im Rahmen des Projekts „Anerkennung, Abwertung und Erfolgsstreben“ am Lehrstuhl Makrosoziologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG finanziert.

    Für die empirischen Analysen wurden Daten einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von 3.580 Personen in Deutschland im Jahr 2016 ausgewertet. Die Daten wurden im Rahmen der Innovationsstichprobe als Teil des Sozio-oekonomischen Panels erhoben und ermöglichen erstmals detaillierte Einblicke in die Verbreitung und Bedeutung von alltäglichen Erfahrungen von Wert- und Geringschätzung.

    Die Studie, die in der renommierten Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie erschienen ist, kann kostenfrei heruntergeladen werden: http://link.springer.com/article/10.1007/s11577-019-00640-8


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Jan Delhey, Institut für Gesellschaftswissenschaften, Universität Magdeburg, Tel.: +49 391 67-56537, E-Mail: jan.delhey@ovgu.de


    Original publication:

    Christian Schneickert, Jan Delhey & Leonie C. Steckermeier (2019): Eine Krise der sozialen Anerkennung? Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung zu Erfahrungen der Wert- und Geringschätzung in Deutschland. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 72, H. 4.


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Cultural sciences, Philosophy / ethics, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).