Tübinger Senckenberg-Wissenschaftler haben eine neue fossile Gruppe innerhalb der Krokodilverwandten entdeckt. Anhand von knapp 30 Fossilfunden aus der eozänen Fundstelle Na Duong in Vietnam konnten die Forschenden den neuen Abstammungszweig beschreiben. Die zwischen 39 und 35 Millionen Jahre alten Fossilien geben zudem Auskunft über die Verbreitung der damaligen Krokodilverwandtschaft. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „PeerJ “.
Die bis zu sechs Meter langen Mississippi-Alligatoren und die südamerikanischen Kaimane gelten als typische heutige Vertreter der Gruppe der Alligatoroidea – einer Überfamilie innerhalb der Krokodile. Diese Krokodilverwandten haben ihren Ursprung in der späten Kreidezeit und breiteten sich von Nordamerika nach Europa, Asien und Südamerika aus.
„Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse der Alligatoroidea untereinander sind aber bislang nicht eindeutig geklärt“, erklärt Tobias Massonne vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen und fährt fort: „Wir konnten nun eine neue fossile Gruppe der Alligatoroidea bestimmen und damit dem ‚Familienpuzzle’ ein weiteres Teil hinzufügen.“
Insgesamt 29 gut erhaltene Schädelfossilien grub das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Madelaine Böhme während Grabungskampagnen in den Jahren 2009 und 2012 im „asiatischen Messel“ aus, einer fossilienreichen Fundstelle im nördlichen Vietnam. „Die Kombination verschiedener morphologischer Merkmale, wie beispielsweise ein vergrößerter fünfter Zahn im Oberkiefer der Tiere oder Knochenwülste entlang des Nasenbeins, lässt uns darauf schließen, dass die Fossilien zu einer bislang unbekannten Gruppe aus der Zeit des Eozäns vor 39 bis 35 Millionen Jahren gehören“, so Massonne.
Die neuentdeckte Gruppe Orientalosuchina gelangte laut der Studie bereits in der späten Kreidezeit nach Asien und breitete sich dort aus. „Wir gehen daher von mindestens zwei getrennten Ausbreitungsereignissen der Reptilien von Nordamerika nach Asien aus. Die bereits bekannte und noch heute lebende Linie Alligator sinensis kam erst später, während des Känozoikums (vermutlich vor etwa 20 Millionen Jahren), auf den asiatischen Kontinent“, resümiert Massonne.
Tobias Massonne
Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeenvironment an der Universität Tübingen
tobias.massonne@student.uni-tuebingen.de
Massonne T, Vasilyan D, Rabi M, Böhme M. 2019. A new alligatoroid from the Eocene of Vietnam highlights an
extinct Asian clade independent from extant Alligator sinensis. PeerJ 7:e7562 DOI 10.7717/peerj.7562
Gut erhaltener Schädel von Orientalosuchus naduongensis.
Foto: Senckenberg
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Gut erhaltener Schädel von Orientalosuchus naduongensis.
Foto: Senckenberg
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Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Geosciences
transregional, national
Research results
German
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