idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/08/2020 13:37

Die Ruhe der Rehe

Nicolas Scherger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Forschende untersuchen, wie sich das Verhalten der Wildtiere durch den Einfluss von Luchsen und Menschen verändert

    „Der Mensch kann das Verhalten von Wildtieren und sogar deren Tag-und-Nachtrhythmus stark beeinflussen“, sagt Naturschutzbiologe Privatdozent Dr. Marco Heurich von der Universität Freiburg. Ein Team um Nadège C. Bonnot vom französischen Nationalen Forschungsinstitut für Wissenschaft und Technologie für Umwelt und Landwirtschaft (INRAE) hat nun untersucht, wie sich die gezielte Wiederansiedlung von Luchsen in ganz Europa auf das Verhalten von Rehen, den Hauptbeutetieren von Luchsen, auswirkt und welche Rolle menschliche Aktivitäten bei den Veränderungen spielen. Ihre Ergebnisse haben Bonnot, Heurich und die weiteren beteiligten Forschenden in der Fachzeitschrift „Journal of Animal Ecology“ veröffentlicht.

    Der Luchs ist ein nachtaktives Raubtier. Durch menschliche Störungen wie die Jagd verlagere sich auch das Aktivitätsmuster von Huftieren vermehrt auf die Nacht oder Morgendämmerung, so die der Studie vorausgegangene Annahme der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Als Grundlage dienten ihnen elf Millionen Bewegungsaufzeichnungen von knapp 430 einzeln mit GPS überwachten Rehen, die in zwölf Populationen innerhalb der im EURODEER-Netzwerk verzeichneten Regionen leben. Anhand dieser Daten untersuchten die Forschenden, wie sich das Verhalten des Luchses in Kombination mit menschlichen Einflüssen auf die Tageszeit, zu der Rehe aktiv sind, auswirkt.

    Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass ausgeprägte Veränderungen in den Aktivitätsmustern von Rehen als Reaktion auf räumlich-zeitliche Risikoschwankungen eintreten, die hauptsächlich auf menschliche Störungen zurückzuführen sind. Rehe verringerten ihre Bewegungen bei Tageslicht um den Faktor 1,37, wenn die allgemeinen menschlichen Störungen, wie durch Siedlungen oder Straßenverkehr, gleichbleibend hoch waren. Die Bejagung verschärfte diesen Effekt: Während der Jagdsaison stellten Rehe den größten Teil ihrer Aktivität auf die Nacht und in geringerem Maße auf die Morgendämmerung um, um den Menschen tagsüber auszuweichen. In Regionen mit Luchsen jedoch zeigte sich ein anderes Aktivitätsmuster: In Anwesenheit ihres nachtaktiven Feinds blieben Rehe eher tagaktiv. Die Studie zeigt damit, dass der Einfluss der jagenden Menschen deutlich stärker ist als jener der Luchse.

    Originalpublikation:
    Bonnot, N. C., Couriot, O., Berger, A., Cagnacci, F., Ciuti, S., De Groeve, J., Gehr, B., Heurich, M., Kjellander, P., Kröschel, M., Morellet, N., Soennichsen, M., Hewison, A.M.J. (2019): Fear of the dark? Contrasting impacts of humans versus lynx on diel activity of roe deer across Europe. In: Journal of Animal Ecology. DOI: 10.1111/1365-2656.13161

    Kontakt:
    Privatdozent Dr. Marco Heurich
    Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement
    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    Tel.: 0162/1301448
    E-Mail: marco.heurich@wildlife.uni-freiburg.de


    Original publication:

    https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1365-2656.13161


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).