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12/23/2003 13:57

Medienrevolution im Mittelalter

Dr. Eva-Maria Streier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Pressemitteilung Nr. 64
    23. Dezember 2003

    Sonderforschungsbereich präsentiert Forschungsergebnisse in multimedialer Form

    Das Bild vom dunklen, fremden Mittelalter hält sich hartnäckig - und ist doch falsch. Von der Farbigkeit dieser Epoche kann man sich jetzt auf einer CD-ROM überzeugen, die der Schrift im Mittelalter, ihren Funktionen und ihrem Wandel gewidmet ist. Die CD-ROM gibt Einblick in die Arbeit des Sonderforschungsbereichs "Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter", den die DFG von 1986 bis 1999 an der Universität Münster gefördert hat. Die Forschungsergebnisse werden in Ergänzung zum üblichen Abschlussbericht multimedial präsentiert, da sich diese neue Publikationsform für die Darstellung der Ergebnisse sehr gut eignet und mit ihr sowohl Fachwissenschaftler als auch die interessierte Öffentlichkeit angesprochen werden sollen.
    Während des 11./12. Jahrhunderts fand eine erste europäische Medienrevolution statt. Seit dieser Zeit nahm die Verwendung von Schrift zu. Unterschiedliche Textgattungen, etwa Notariatsurkunden, Schulbücher oder Einblattdrucke, bekamen neue, wichtige Aufgaben in der alltäglichen Kommunikation. Die Ursachen und Folgen dieser Veränderungen werden auf der CD-ROM an ausgewählten Beispielen erörtert. In elf Multimediabeiträgen aus den Fachgebieten Theologie, Philologie, Geschichtswissenschaften, Kunstgeschichte und Germanistik können sich die Nutzer über Themen wie Buchmalerei, Weltchroniken oder die ersten gedruckten Einladungen zu Schützenfesten informieren.
    Das Besondere an den mittelalterlichen Texten, die man zunächst durch Abschreiben vervielfältigte und verbreitete, ist, dass sie beim Kopieren verändert, das heißt, neuen Anforderungen und Gegebenheiten angepasst wurden: Sie waren offen und "in Bewegung". Die Vorstellung eines "Originals" im Sinne eines autorisierten Urtextes, der möglichst unverändert bewahrt werden muss, war dem mittelalterlichen Schriftgebrauch weitgehend fremd. Der Titel der CD-ROM "Schrift im Wandel - Wandel durch Schrift. Die Entwicklung der Schriftlichkeit im Mittelalter" spielt einerseits auf diese Kontextabhängigkeit an und andererseits auf die durch die Schrift ausgelösten Entwicklungen. Die multimediale Aufbereitung erlaubt es, die Veränderungen in den vorgestellten Texten nicht nur zu beschreiben, sondern den Prozess nachvollziehbar zu machen. Damit erweist sich die digitale Darstellungsform als besonders geeignet für die Präsentation des Schrifttums im Mittelalter.
    Die Autoren, überwiegend Nachwuchswissenschaftler aus dem Sonderforschungsbereich, standen bei der Konzeption und Umsetzung der Beiträge vor einer ungewohnten Herausforderung. Statt ihre Thesen in Fließtexten zu entwickeln und auf Transkripte in den Anmerkungen zu stützen, mussten sie sich in ganz neuartiger Weise mit ihnen auseinandersetzen, mussten Lesetexte mit Bildern, Sprechtexten und animierten Bildsequenzen verknüpfen. Diese Art der Argumentationsweise bei der Darstellung der Arbeitsergebnisse macht den besonderen Reiz der CD-ROM aus. Die Herausgeber erwarten von ihr nicht nur eine Veränderung der Rezeption historischer Forschung, etwa durch die mögliche Verdichtung und Pointierung des Gesagten. Sie rechnen auch mit Rückwirkungen auf die Forschung selbst. Denn wer sich seine Ergebnisse im Zuge der Erstellung einer Multimediapräsentation noch einmal "vor Augen führt", entdeckt dabei nicht selten vorher noch nicht wahrgenommene Beziehungen und Aspekte der eigenen Arbeit. Die multimedialen Beiträge werden im Übrigen durch eine Reihe wichtiger Aufsätze des Sonderforschungsbereichs und durch eine Gesamtbibliographie aller in seinem Rahmen entstandenen Arbeiten ergänzt.
    Die CD-ROM entstand unter anderem mit finanzieller Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Universität Münster und erscheint in einer deutschen und einer englischen Fassung. Sie richtet sich an die Fachwelt wie an die Laienöffentlichkeit und eignet sich für das Eigenstudium ebenso wie für den Einsatz in der universitären Lehre oder im Schulunterricht. Die Herausgeber hoffen, damit ein neues Publikum zu erreichen und bei ihm Interesse an der Mittelalterforschung zu wecken.
    Schrift im Wandel - Wandel durch Schrift. Die Entwicklung der Schriftlichkeit im Mittelalter
    Franz-Josef Arlinghaus, Marcus Ostermann, Oliver Plessow und Gudrun Tscherpel (Hrsg.) (Utrecht Studies in Medieval Literacy 6a)
    Brepols Publishers NV, Turnhout 2003,
    Preis 45 Euro
    ISBN: 2-503-51167-8.

    Weitere Informationen erteilen der Herausgeber, Dr. Franz-Josef Arlinghaus, Tel. 0561/9203144, franz.arlinghaus@uni-kassel.de, und die Sprecherin des Sonderforschungsbereiches, Prof. Dr. Christel Meier-Staubach, Institut für Mittellateinische Philologie der Universität Münster, Tel. 0251/41469-11; mlat@uni-muenster.de


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    Criteria of this press release:
    Art / design, History / archaeology, Music / theatre
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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