idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/20/2020 11:27

Ein Pigment aus dem alten Ägypten für die moderne Mikroskopie

Romas Bielke Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Ägyptisch Blau ist eines der ältesten künstlich hergestellten Farbpigmente. Es ziert beispielsweise die Krone der weltberühmten Büste der Nofretete. Aber das Pigment kann noch mehr. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Dr. Sebastian Kruss vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Göttingen hat auf Basis des Ägyptisch Blau-Pigments ein neues Nanomaterial hergestellt, das ideal für Anwendungen in der Bildgebung mittels Nahinfrarot-Spektroskopie und Mikroskopie geeignet ist. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen.

    Nr. 45/2020

    (pug) Ägyptisch Blau ist eines der ältesten künstlich hergestellten Farbpigmente. Es ziert beispielsweise die Krone der weltberühmten Büste der Nofretete. Aber das Pigment kann noch mehr. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Dr. Sebastian Kruss vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Göttingen hat auf Basis des Ägyptisch Blau-Pigments ein neues Nanomaterial hergestellt, das ideal für Anwendungen in der Bildgebung mittels Nahinfrarot-Spektroskopie und Mikroskopie geeignet ist. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen.

    Mikroskopie und optische Bildgebung sind wichtige Werkzeuge in der Grundlagenforschung und in der Biomedizin. Dabei kommen Substanzen zum Einsatz, die nach Anregung Licht freisetzen können. Mit diesen Fluorophoren werden sehr kleine Strukturen in Proben angefärbt und in modernen Mikroskopen aufgelöst. Die meisten Fluorophore leuchten im für Menschen sichtbaren Bereich des Lichts. Im angrenzenden Bereich, dem nahen Infrarot (NIR) mit einer Wellenlänge ab 800 Nanometern, dringt das Licht noch tiefer in Gewebe ein, störende Begleiterscheinungen sind seltener. Bislang gibt es allerdings nur wenige NIR-Fluorophore.

    Dem Forschungsteam ist es nun gelungen, aus Körnern von Calcium-Kupfer-Silikat, auch als Ägyptisch Blau bekannt, extrem dünne Schichten herauszulösen. Diese Nanosheets sind 100.000 Mal dünner als ein menschliches Haar und fluoreszieren im NIR. „Wir konnten zeigen, dass auch die kleinsten Nanosheets extrem stabil sind, hell leuchten und nicht ausbleichen“, so Dr. Sebastian Kruss. „Sie sind damit für die optische Bildgebung ideal.“

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler testeten ihre Anwendung für die Mikroskopie in Tieren und Pflanzen. Sie verfolgten zum Beispiel die Bewegung von einzelnen Nanosheets, um in der Fruchtfliege mechanische Prozesse und die Struktur des Gewebes um Zellkerne herum sichtbar zu machen. Außerdem integrierten sie die Nanosheets in Pflanzen und konnten diese auch ohne Mikroskop erkennen, was Anwendungen in der Agrarindustrie verspricht. „Mit ihrem Einsatz für modernste Mikroskopie-Methoden sind in Zukunft neue Erkenntnisse in der biomedizinischen Forschung zu erwarten “, so Kruss.

    An der Studie waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Physikalische Chemie, des 3. Physikalischen Instituts, des Instituts für Entwicklungs-Biochemie und des Instituts für Geologie sowie der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen und der University of California Riverside beteiligt.

    Originalveröffentlichung: Selvaggio et al. “Exfoliated near infrared fluorescent silicate nanosheets for (bio)photonics”. Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-020-15299-5

    Kontakt:
    Dr. Sebastian Kruss
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Chemie
    Institut für Physikalische Chemie
    Tammannstraße 6, 37077 Göttingen
    Telefon (0551) 39-20936
    Twitter: @KrussLab
    E-Mail: skruss@uni-goettingen.de
    Internet: www.uni-goettingen.de/de/499131.html


    Contact for scientific information:

    Dr. Sebastian Kruss
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Chemie - Institut für Physikalische Chemie

    Twitter: @KrussLab
    E-Mail: skruss@uni-goettingen.de
    www.uni-goettingen.de/de/499131.html


    Original publication:

    Selvaggio et al. “Exfoliated near infrared fluorescent silicate nanosheets for (bio)photonics”. Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-020-15299-5


    Images

    Ägyptisch Blau: Aus diesem Pulver haben die Forschenden die Nanosheets gewonnen.
    Ägyptisch Blau: Aus diesem Pulver haben die Forschenden die Nanosheets gewonnen.
    Universität Göttingen
    None

    Nah-Infrarot-Bild von Nanosheets, die von einer Pflanze aufgenommen werden.
    Nah-Infrarot-Bild von Nanosheets, die von einer Pflanze aufgenommen werden.
    Universität Göttingen
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Chemistry, Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Ägyptisch Blau: Aus diesem Pulver haben die Forschenden die Nanosheets gewonnen.


    For download

    x

    Nah-Infrarot-Bild von Nanosheets, die von einer Pflanze aufgenommen werden.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).