Der Forschungsverbund Freizeitenevaluation stellt erste Ergebnisse der 2017 begonnenen Panelstudie vor – sie bietet ein empirisches Monitoring auf die Sicht der jugendlichen Teilnehmenden von Jugendgruppenfahrten.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert eine Panelstudie, um so in den nächsten Jahren laufend Daten zu Jugendbegegnungen und Jugendfreizeiten bereitzustellen. Eine Fachtagung am 16.05.2020 an der TH Köln unterstützt die Träger bei der Interpretation ihrer Daten und den daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen für die eigene Arbeit.
Bislang sind es erst 6% aller Jugendlichen in Deutschland, die an einer internationalen Jugendbegegnung teilnehmen – so zeigte es die 2019 veröffentlichte „Zugangsstudie“. Allerdings gehört es zu den erklärten Zielen deutscher und europäischer Jugendpolitik, dass jeder Jugendliche eine Auslandserfahrung erleben kann. Um eine kontinuierliche Rückmeldung der beteiligten Jugendlichen zu erheben, wurde im Jahr 2017 eine Panelstudie zu Jugendgruppenfahrten initiiert. Der Forschungsverbund Freizeitenevaluation, der für die Panelstudie verantwortlich ist, veröffentlichte Anfang März 2020 die Daten aus den ersten beiden Durchläufen der Panelstudie 2017 und 2018. „Jugendbegegnungen bieten internationale Erlebnisse mit einem hohen Spaßfaktor“, resümiert Prof. Dr. Wolfgang Ilg, der die Studie leitet. „Die Mischung aus dem Miteinander in der Peergroup und den interkulturellen Erfahrungen sorgt für prägende Erfahrungen und das Interesse an weiteren Begegnungen“ fasst er die Rückmeldungen der 1230 befragten Jugendlichen zusammen.
90% der jungen Menschen (zumeist zwischen 14 und 26 Jahre alt) stimmen der Aussage zu: „So eine Begegnung kann ich meinen Freunden/Freundinnen weiterempfehlen“. Die Zufriedenheitsbewertungen der teilnehmenden Jugendlichen bewegen sich zumeist im sehr positiven Bereich. 58% der Jugendlichen vergeben die „Bestnoten“ 9 oder 10 von maximal 10 Zufriedenheitspunkten für das Gesamturteil, lediglich 1,4% geben eine der unzufriedenen Beurteilungen zwischen 1 und 4 Punkten. Am positivsten bewertet werden die Aspekte Spaß, Mitarbeiter/innen, Gruppe und Atmosphäre. Einer der wichtigsten Effekte aus Sicht der Jugendlichen liegt im Miteinander der Gleichaltrigen. 91% der Teilnehmenden gehen mit neuen Freundschaften nach Hause!
Auch die interkulturellen Effekte werden aus den Antworten in den am Smartphone ausgefüllten Fragebögen deutlich. Eindrücklich ist, dass die Jugendlichen nicht nur Einblicke in die Besonderheiten der verschiedenen Länder mitnehmen (78% berichten, dass sie Alltag und Kultur der Gastregion kennen gelernt haben), sondern dass sich damit in hohem Maße auch Reflexionsprozesse verbinden. So kehren mehr als zwei Drittel (69%) der Befragten mit einem anderen Blick auf das „was bei uns zu Hause üblich ist“ von der Begegnung zurück.
Für immerhin 44% aller Jugendlichen, die im Rahmen einer Jugendbegegnung in ein anderes Land fahren, handelt es sich um den ersten Aufenthalt in diesem Land. Obwohl viele Jugendliche nach einer Begegnung vom Interesse berichten, wieder teilzunehmen (89% bejahen nach der Begegnung eine Wiederteilnahmeabsicht), gelingt es den Jugendbegegnungen, jedes Jahr die Hälfte des Teilnehmerkreises aus Jugendlichen ohne entsprechende Vorerfahrungen zu rekrutieren.
Durch eine Befragung der Mitarbeitenden ermöglicht die Panelstudie auch Erkenntnisse über den Personenkreis, der Jugendbegegnungen organisiert und pädagogisch begleitet. Zwei Drittel der Mitarbeitenden sind ehrenamtlich im Einsatz, je ein Sechstel hauptamtlich oder auf Honorarbasis. Mehr als drei Viertel der Mitarbeitenden haben als Jugendliche selbst an Begegnungen teilgenommen. Ein Merkmal, das mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden prägt, ist die Erfahrung, bereits für mindestens drei Monate im Ausland gelebt zu haben. Jugendliche erleben in ihren Mitarbeitenden also Menschen, die über ein großes biografisches Erfahrungspotenzial verfügen.
Die Mitarbeitenden werden von vielen Jugendlichen als Ansprechpartner/innen und Vertrauenspersonen wahrgenommen – und ihr Einsatz hat durchaus Vorbildcharakter. So sagen am Ende der Begegnung 69% der Jugendlichen, sie können sich vorstellen, auch „selbst einmal Mitarbeiter/in bei einer solchen Begegnung zu sein“.
Mit den beiden Pionierjahren 2017 und 2018 ist es gelungen, die Panelstudie in technischer und organisatorischer Hinsicht im Feld der Jugendbegegnungen einzuführen. Das langfristige Ziel der Panelstudie besteht darin, dauerhaft einen Datensatz zu generieren, der als möglichst repräsentativ und aussagekräftig gelten kann. Die Rückmeldungen der Jugendlichen können dadurch auf wissenschaftlicher Basis ausgewertet und als Grundlage für die konzeptionellen Weiterentwicklungen des Arbeitsfelds genutzt werden. Informationen zum Stand der Panelstudie werden unter www.panelstudie.de laufend veröffentlicht.
Technische Grundlage für die Panelstudie ist die interaktive Evaluation Internationaler Jugendbegegnungen (kurz i-EVAL). Initiiert vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) und von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., steht diese Evaluationsplattform unter www.i-eval.eu zur kostenfreien Nutzung online. Die wissenschaftliche Leitung liegt beim Forschungsverbund Freizeitenevaluation, für den die Evangelische Hochschule Ludwigsburg (Prof. Dr. Wolfgang Ilg) eng mit der Technischen Hochschule Köln (Prof. Dr. Andreas Thimmel, Judith Dubiski) kooperiert. Interessierte Träger können sich beim Netzwerk „Forschung und Praxis im Dialog: internationale Jugendarbeit“ zur Teilnahme an der Panelstudie anmelden. Ansprechpartner ist dort Johannes Eick (eick@transfer-ev.de).
Forschungsverbund Freizeitenevaluation
c/o Prof. Dr. Wolfgang Ilg
Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Tel 07141 9745-234
w.ilg@eh-ludwigsburg.de
www.panelstudie.de
Ilg, Wolfgang (2020): Panelstudie internationale Jugendbegegnungen: Datenanalyse 2017 + 2018. Online verfügbar unter: www.panelstudie.de
90 % der Jugendlichen, die an internationalen Begegnungen teilnehmen, empfehlen dies weiter.
Foto: EH-Archiv/W.Ilg
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Criteria of this press release:
Journalists
Social studies
transregional, national
Cooperation agreements, Research projects
German
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