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01/13/2004 13:41

"So selten wie das Blühen der legendären Blume Udunbare"

Marietta Fuhrmann-Koch Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    "Sein Aussehen weist nichts Außergewöhnliches auf". So schilderte im Jahre 1788 ein französischer Reisender einen japanischen Schiffskapitän, den er auf der russischen Halbinsel Kamtschatka kennen gelernt hatte. Außergewöhnlich, ja abenteuerlich hingegen ist das Schicksal von Daikokuya Kodayu (1754 bis 1828); einzigartig sind die Dokumente seines Russlandaufenthaltes. Als weltweit einzige Institution ist die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen im Besitz dieser frühesten Zeugnisse der japanisch-russischen Beziehungen. Über den Baron Georg Thomas von Asch, einst Student der Georg-August-Universität, gelangten sie vor mehr als 200 Jahren nach Göttingen. Zu sehen sind die seltenen Exponate in der Ausstellung "300 Jahre St. Petersburg - Russland und die Göttingische Seele", die die Bibliothek noch bis zum 8. Februar 2004 in der Paulinerkirche zeigt.

    Pressemitteilung
    Göttingen, 13. Januar 2004 / Nr. 9/2004

    "So selten wie das Blühen der legendären Blume Udunbare"
    Seltene Zeugnisse aus der Frühzeit japanisch-russischer Beziehungen

    (pug) "Sein Aussehen weist nichts Außergewöhnliches auf". So schilderte im Jahre 1788 ein französischer Reisender einen japanischen Schiffskapitän, den er auf der russischen Halbinsel Kamtschatka kennen gelernt hatte. Außergewöhnlich, ja abenteuerlich hingegen ist das Schicksal von Daikokuya Kodayu (1754 bis 1828); einzigartig sind die Dokumente seines Russlandaufenthaltes. Als weltweit einzige Institution ist die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen im Besitz dieser frühesten Zeugnisse der japanisch-russischen Beziehungen. Über den Baron Georg Thomas von Asch, einst Student der Georg-August-Universität, gelangten sie vor mehr als 200 Jahren nach Göttingen. Zu sehen sind die seltenen Exponate in der Ausstellung "300 Jahre St. Petersburg - Russland und die Göttingische Seele", die die Bibliothek noch bis zum 8. Februar 2004 in der Paulinerkirche zeigt.

    Kodayu war Seemann und trieb in einer Zeit, in der das Inselreich Japan hermetisch vom Ausland abgeschlossen war, ausschließlich in japanischen Gewässern Handel. 1782 erlitt er auf hoher See Schiffbruch. Nach monatelanger Irrfahrt im Pazifik konnte er endlich an der russischen Insel Amtschitka südlich von Alaska anlegen, und fünf Jahre später gelang ihm von dort die Überfahrt nach Kamtschatka. 1789 schließlich wurde er in das sibirische Irkutsk gebracht. Vergeblich richtete Kodayu in dieser Zeit mehrere Gesuche an die russische Zarin, in seine Heimat zurückkehren zu dürfen. Und so machte er sich 1791 auf die Reise in die russische Residenzstadt St. Petersburg, um in einer persönlichen Audienz bei Katharina der Großen seine Heimkehr zu erwirken. In einem Brief an seine japanischen Reeder in Edo (Tokio) berichtet er: "Durch die Vermittlung eines guten Bekannten konnte ich die Herrscherin besuchen, um sie um Erlaubnis zu bitten, heimzureisen. Diese Erlaubnis ist von großer Seltenheit, so selten wie das Blühen der legendären Blume Udunbare, die nur alle 3000 Jahre einmal blüht ..."

    Kodayus Bitte wurde schließlich stattgegeben, und 1792, zehn Jahre nach seinem Schiffbruch, konnte er nach Japan zurückkehren. Dort freilich wurde er mit Argwohn aufgenommen: Wegen seines langen Auslandsaufenthaltes stand er bis zu seinem Tode unter strenger Polizeiaufsicht. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab Japan seine Isolation auf und trat in Beziehungen mit verschiedenen europäischen Ländern. Kodayu zählt so zu den Pionieren, die im eigenen Land Kunde von einer dort bisher unbekannten Nation ablegen konnten. Im heutigen Japan gilt er als Held; ihm sind ein Roman, ein Film und mehrere Denkmäler gewidmet.

    Anders freilich als Kodayu hat der von ihm geschriebene Brief seine Reeder in Japan nie erreicht: Auf verschlungenen Wegen gelangte der Brief in die Hände des Barons von Asch (1729 bis 1807), der ihn nach Göttingen schickte. Asch, Alumnus der Göttinger Universität und hoher russischer Würdenträger, hatte es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, die Georgia Augusta mit seltenen und wertvollen Forschungsmaterialien aus dem Russischen Reich zu versorgen. Zu ihnen gehört auch eine großformatige farbige Tuschezeichnung des japanischen Inselreiches, die Kodayu selbst - wahrscheinlich im Auftrag der russischen Regierung - anfertigte. Sie verzeichnet nicht nur die 66 Verwaltungsbezirke des Reiches, sondern informiert auch über die politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten einzelner Gegenden. Als Zeugnis eines in dieser Zeit fast völlig isolierten Inselreiches besaß diese Karte eine kaum zu überschätzende politische und wissenschaftliche Bedeutung.

    Die Ausstellung "300 Jahre St. Petersburg - Russland und die Göttingische Seele" ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Geänderte Öffnungszeiten (15 bis 18 Uhr) gelten am 25. Januar 2004.

    Informationen im Internet können unter der Adresse www.paulinerkirche-goettingen.de abgerufen werden.

    Hinweis an die Redaktionen:
    Digitale Abbildungen der Kodayu-Exponate werden auf Wunsch per Mail zugeschickt. Sie können unter Telefon (0551) 30-2456 oder e-mail: fast@mail.sub.uni-goettingen.de angefordert werden.

    Kontaktadresse:
    Dr. Jan-Jasper Fast
    Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
    Platz der Göttinger Sieben 1, 37073 Göttingen
    Telefon (0551) 39-2456, Fax (0551) 39-5222
    e-mail: fast@sub.uni-goettingen.de
    Internet: www.sub.uni-goettingen.de


    More information:

    http://www.paulinerkirche-goettingen.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

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